Samstag, 17. August 2019
Unsere 4.Reise
1.Tag
Wir hatten beschlossen, dem heißen August zuhause zu entfliehen und in die etwas rauere und bestimmt kühlere Bretagne zu reisen.
Wie immer hatten wir am Vorabend soweit alles gerichtet, weil wir am Abreisetag zeitig wegkommen wollten. Najaaaa, „zeitig" ist halt relativ…
Gegen 9.30 Uhr saßen wir angeschnallt auf unseren Sitzen, B. startete den Motor, da fiel ihm auf, dass er die falsche Brille auf der Nase hatte. Motor aus, abgeschnallt und schnell zurück ins Haus gelaufen, um die Autofahrerbrille zu holen. Ich wartete und wartete im Auto. Irgendwann kam B. atemlos zurück: Keine Brille!! Ohne Brille keine Fahrt nach Frankreich!
Ich fragte, wo die Brille denn gewöhnlich lag. „Immer neben dem Fernseher!“ War ja auch „logisch“: Die Brille zum Autofahren hatte ihren festen Platz neben dem Fernsehgerät!
Wie dem auch sei: Zufällig wusste ich genau, wo die Brille abgeblieben war, denn ich hatte mal wieder aufgeräumt! (Jeder, der mich kennt, weiß, dass dies meine große Leidenschaft ist.) Das wollte ich aber keinesfalls zugeben, denn das hätte garantiert einen Anschiss gegeben. Also behauptete ich keck, dass M., unsere Putzfrau, am Vortag bestimmt die besagte Brille weggeräumt hatte. Ich ging also nochmal mit B. nach oben, um ihm beim Suchen zu helfen. „Et voila“ zauberte ich mit nur einem einzigen Handgriff die Brille hervor! Wir schimpften dann noch ein bisschen über unsere eifrige Putzhilfe, denn gemeinsam über jemanden lästern, das schweißt so richtig zusammen!

Das war die besagte Autofahrerbrille

Also starteten wir so gegen 10.00 Uhr (mit 2 Stunden Verspätung) unsere Reise in die Bretagne. Schon nach wenigen hundert Metern fielen bei uns nach einem Blick aufs Navi die Kinnladen runter: 10 Stunden 34 Minuten Fahrtzeit zur ersten Etappe ins Val de Loire!!! Jetzt konnte ich keine Ausrede mehr geltend machen, denn das Ausklamüsern der Fahrtrouten inklusive Zwischenstopps war eindeutig meine Aufgabe gewesen. Über 10 Stunden Fahrtzeit waren absolut indiskutabel.
B. hatte ganz klar von etwa 6 Stunden gesprochen, die er sich durchaus pro Etappe zumuten wollte. Außerdem schloss der anvisierte Campingplatz um 19.00 Uhr seine Rezeption. Bei späterer Ankunft stand man vor den geschlossenen Schranken!
Voll peinlich, so ein kapitaler Fehler bei der Rotenplanung! Also fuhren wir erstmal rechts ran, checkten die Einstellungen beim Navi und stellten erleichtert fest, dass bei „Mautstraßen meiden" aus Versehen ein Häkchen gesetzt war. Also Häckchen raus, neu berechnen und siehe da: Voraussichtliche Ankunftszeit: 16.45 Uhr!
Natürlich brauchten wir zum Schluss trotzdem knapp 8 Stunden. Zum Beispiel,
weil wir eine halbstündige Kaffeepause auf einem Rasthof einlegten….
oder weil ich beim Suchen nach einem coolen Radiosender den gesamten Bildschirm ausschaltete und damit auch die angezeigte Route verschwinden ließ….
oder weil B. rechts ranfahren musste, weil ich plötzlich Lust auf Bonbons hatte, die aber in einem der Schränke hinten verstaut waren…
Ich war wie immer eine lausige Beifahrerin. Schon nach weniger als 2 Stunden Fahrzeit fielen mir zum ersten Mal die Augen zu! Autofahren macht mich immer furchtbar müde. Auch wenn ich am Steuer sitze! Was ich klugerweise auf langen Fahrten zu vermeiden suche… Glücklicherweise war B. ein ganz aufgewecktes Kerlchen, wie man so schön sagt. Also kamen wir ohne Zwischenfälle auf unserem Platz „Parc du Val de Loire" an.
An der Rezeption sprach man glücklicherweise Deutsch und erklärte mir, wie wir zu unserem Stellplatz am besten fahren sollten. Man gab mir auch einen Lageplan mit, auf dem der Weg eingezeichnet war.
Nun… Ich bin nicht nur eine lausige Fahrerin UND eine lausige Beifahrerin. Nein, ich bin auch eine lausige Navigatorin!!! Also verfuhr sich B. mit unserem 7,50 Meter langen Schiff auf diesem Platz. Wir schafften es nicht, unsere Schnecke zu wenden, denn ich gab beständig wiedersprüchliche Anweisungen. Mal winkte ich B. nach links, ach nee, doch besser wieder nach rechts, vielleicht noch ein Stückchen nach vorne, doch nicht so viel, jetzt wieder zurück. Aber unser immer hitziger werdende Disput sorgte auf dem Campingplatz doch für einen gewissen Unterhaltungswert! Ich wollte, dass B. einfach stehen blieb, bis ich zu Fuß den richtigen Stellplatz gesucht und gefunden hatte. B. wollte aber nicht einfach mitten auf dem Weg stehen bleiben und alles blockieren. Irgendwann erbarmte sich eine der Zuschauerinnen und obwohl sie nur holländisch sprach, zeigte sie mir den richtigen Platz! Also wies ich B. rückwärts den Weg wieder zurück. Leider schaute ich dabei nur nach rechts und links, damit wir nicht aus Versehen einen Baum oder einen Felsen oder so schrammten. Ich versäumte es doch tatsächlich, nach oben hin zu schauen und schon blieb B. mit unserer Markise an der oberen Ecke einer Hütte hängen und zertrümmerte diese! (Also die Ecke, nicht die ganze Hütte!)

OMG!!! Wie peinlich war das denn? Wenn nicht ein anderes Camperpaar hilfsbereit ihr Auto weggefahren hätte, wären wir bis heute nicht um diese Kurve gekommen. Ich sammelte noch schuldbewusst die Trümmerteile ein (so als Erinnerung…) und dann ging es ganz schnell ans Aufbauen. Tisch und Stühle raus, ein kleines Fertigmenü zubereitet, eine halbe Flasche Weißwein dazu getrunken, die sanitären Einrichtungen erkundet und über den Platz gelaufen, um sich die Beine zu vertreten.


Bei der Gelegenheit durfte B. die hiesige Vogelwelt hautnah kennenlernen, denn eine Taube hat sich just über ihn und auf ihn entleert! Er wollte mir partout nicht glauben, dass das Glück bringen soll.
Der Campingplatz war so lala. Wofür die Parkbetreiber 4 Sterne erhalten haben, erschloss sich mir nicht so ganz. Für 1 Nacht mit Wasser und Strom, Toiletten ohne Klobrillen und Haare im Waschbecken haben wir 54,88 Euro bezahlt. Ein bisschen happig, wie ich fand. Andererseits: Der Schaden an der Hütte betrachtete ich damit als bezahlt und ausgeglichen!

2.und 3. Tag
Am nächsten Tag kamen wir ohne Umwege und nennenswerte Zwischenfälle in „Poullan sur mer" an.
Auch dieser Campingplatz war ein bisschen in die Jahre gekommen und sehr einfach gehalten. Dennoch ein 4-Sterne-Platz. Warum auch immer… Vielleicht wegen der lustig übersetzten Informationsbroschüren?





Zu Hause war ich sehr stolz auf eine kleine Hortensie in unserem Garten, die recht hübsch in der Farbe Blau blühte. Ich hegte und pflegte sie und pünklich einmal im Monat bekam sie einen Spezialdünger, damit sie die blaue Farbe behielt. Und hier??? Ganze Hortensien-Alleen in Blau, Lila, Weiß… Man hatte den Eindruck, in der Bretagne wächst nichts anderes!


Am 3.Tag unserer Reise machten wir mit unseren Klapp-Pedelecs eine erste Erkundungstour. Eine wahnsinnig schöne und fremde Umgebung! Ich kannte das überhaupt nicht, dass man mitten auf einem Feld eine wunderhübsch renovierte kleine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert findet.



Oder mitten im Wald standen plötzlich süße Häuschen mit gepflegten Bauerngärten (und natürlich massenhaft Hortensien) rundherum. Manche Anwesen waren aber auch aufgegeben und sich selbst überlassen worden.

Auf jeder Kuppe hatten wir einen atemberaubenden Blick auf den Atlantik. Das machte Lust darauf, immer weiter bis ans Ufer zu radeln. Da wir uns aber nicht auskannten, machten wir irgendwann kehrt. Zurückgekommen, schauten wir uns die Umgebung erst mal mit „Google Earth“ an und waren überrascht, wie nah wir dem Ufer eigentlich gekommen waren! Wir planten mit dem neuen Wissen, am folgenden Tag bis an den Atlantik zu radeln.

Erster Blick aufs Meer

Doch zunächst einmal mussten wir feststellen, dass der Strom im Wohnmobil ausgefallen war.
B. verbrauchte viel Zeit mit der Fehlersuche. Irgendwann konnte ich ihn überreden, an der Rezeption mal nachzufragen. Und siehe da: Der Stromausfall betraf den halben Campingplatz und lag überhaupt nicht nur an uns. Typisch: Wir gingen immer erstmal davon aus, dass der Fehler bei uns lag! Später funktionierte die Warmwasserbereitung nicht. Dann aber irgendwie doch wieder…
Dann piepste immer wieder der Kühlschrank. Über Google fanden wir den Tipp, dass der Kühlschrank wohl glaubte, die Tür sei nicht richtig geschlossen und deshalb diese Warnhinweise gab. Das könnten wir verhindern, indem wir das Kühlschranklicht ausdrehten. Leider war das bei unserem Modell nicht möglich! Also hätten wir den Sensor mit dunklem Tape abkleben müssen. Sobald wir diese Info hatten, hörte der Kühlschrank wie durch Zauberhand auf, zu piepen!
Außerdem überlegten wir uns kreative Möglichkeiten, wie unsere Schnecke mit frischem Wasser befüllt werden konnte. Der nächste Wasserhahn war für unseren 25-Meter-Schlauch leider zu weit weg! Und die Gießkanne hatten wir zu Hause gelassen, weil ich sie „kontaminiert" hatte. (Hatte damit die chemische Toilette befüllt. Wenn die Tülle der Gießkanne einmal mit dem Ausflussrohr der Toilette in Berührung gekommen war, war diese Kanne für Trinkwasser tabu!) Wir behalfen uns vorerst mit einer leeren Limoflasche (2 l), mit der wir immer wieder mal den Tank befüllten. Nur zur Info: Der Frischwassertank fasste etwa 120 Liter!
So verging die Zeit ziemlich schnell und ruckzuck waren die ersten 2 Tage in der Bretagne vorbei.

4. und 5. Tag
Wir radelten zum „Plage de Pors Peron“. Wow!!! Genauso hatte ich es mir vorgestellt! Vielleicht ein bisschen wärmer ( Außentemperatur: 22° Grad, Wassertemperatur: arschkalt), aber sonst alles perfekt! Und gerade mal 20 Minuten mit dem Rad (Durchschnittsgeschwindigkeit 18 km/h)!



Abends begann es zu regnen, nachts stürmte es dann richtig! Was taten mir die Camper leid, die nur mit einem Zelt gekommen waren. Und wir lagen gemütlich in unseren warmen Betten!
Am nächsten Morgen hatten wir uns ein Taxi bestellt, das uns etwa 10 km nach Douarnenez brachte. Bei Europcar hatte ich einen Mietwagen für uns organisiert. Wir beide hatten ganz schön Muffensausen, ob wir das Fahrzeug überhaupt bekommen konnten. Denn in den Mietvereinbarungen hatte ich einige Tage zuvor entdeckt, dass ein internationaler Führerschein erforderlich sei. Wer hat das schon??
Die Dame in dem Autohaus hat auch ziemlich misstrauisch den grauen Lappen gemustert, den B. ihr vorlegte. Sie fragte, ob der überhaupt gültig sei. Aber B. mit seinem Charme und seinem süßen Französisch hat sie ganz einfach zugetextet, bis sie mit den Schultern zuckte und eine Kopie davon machte.
Überhaupt war ich total verliebt in B. und sein Französisch! Er parlierte so mühelos und gekonnt, dass ich vor Ehrfurcht fast erstarrte. Wenn er ein Wort nicht wusste: Pas de problem! Es wurde einfach umschrieben. Der Taxifahrer bestätigte auch prompt, wie gut sein Französisch sei. Ich selbst stand immer stumm wie ein Fisch daneben und bewunderte B. wieder einmal.
Sobald B. in dem kleinen Ford saß, verwandelte er sich in einen französischen Autofahrer! Er fuhr überaus rasant, schnitt die Kurven und missachtete die Verkehrsregeln – wie ein echter Franzose eben! Unser Taxifahrer am Morgen hielt während der Fahrt mit der einen Hand sein Handy ans Ohr, mit der anderen Hand kratzte er sich ausgiebig am Rücken und lenkte mit den Knien! Ich hoffte inständig, dass sich B. nicht auch zu solchen Kunststückchen hinreißen ließ!


Mit dem kleinen Fiesta fuhren wir erst einmal in einen supermarché. Dort kauften wir einen Kanister, der den Wassertransport doch wesentlich erleichterte. Außerdem Obst, Wein und Käse (selbstverständlich alles „produit en france"). Für mich gab's noch Kekse, Cola und ein paar Tafeln Schokolade (selbstverständlich alles „super ungesund“).

Alles aus Frankreich: pain, moutarde, fromage, taboule, tomates, oeufs, vin…

Seit der Nacht hörte es nicht ein einziges Mal auf zu regnen. So was von deprimierend! Erst gegen 17.00 Uhr machte der Regen mal eine Pause.

6. und 7. Tag
Eine Fahrt mit dem Mietwagen führte uns ans „Pointe du raz". Meine Güte, wie beeindruckend! Ich hatte stellenweise das Gefühl, dass uns der Wind einfach packt und über die Klippen schmeißt! Die aufgewühlte See, der stürmische Wind und die wahnsinnig rauhe Atmosphäre haben uns einen Eindruck verschafft, warum diese Gegend „finistere" (Ende der Welt) heißt.






Am nächsten Tag fuhren wir nach Douarnenez. Wir parkten am Strand, der vormittags noch quasi menschenleer war. Sehr schöne Stimmung!




Dann wanderten wir immer an der Antlantikküste entlang, bis wir müde wurden.






Eine kurze Pause mit einer Stärkung aus einer typisch französischen Patisserie und es ging wieder zurück zum Auto.


Später wollten wir noch zu einer Mühle, die wir aber leider nicht fanden. Deswegen waren wir aber nicht traurig, weil wir dennoch eine wunderschöne, wilde Gegend entdeckten.


Auf dem Campingplatz fiel nun täglich mehrmals der Strom aus. Sehr ärgerlich! Unser Kühlschrank schaltete dann automatisch auf Gasbetrieb um. Das war also kein Problem. Aber das teuer bezahlte WLAN funktionierte dann nicht. Und da wir nie wussten, wie lange der Strom diesmal wegblieb und wir unsere Batterie schonen wollten, rief B. jedesmal den „Stromnotstand“ aus, was bedeutete, dass wir jeglichen „unnötigen“ Stromverbrauch meiden mussten (Wasser nicht laufen lassen wegen elektrisch betriebener Wasserpumpe, Geräte von der Steckdose nehmen, Lichter löschen….). Fast wie „echtes" Campen, so ganz ohne Strom!

An die sanitären Einrichtungen hatte ich mich inzwischen gewöhnt, obwohl sie meinen Ansprüchen natürlich bei Weitem nicht entsprachen! Gefühlte 1000-mal das Knöpfchen drücken, wenn man sich unter der Dusche die Haare waschen will, das ist nicht besonders komfortabel. Allerdings wurde hier bestimmt 3-Mal täglich der Sanitärtrakt geputzt. Das war schön, aber auch nötig, denn unter den Campern gibt es echte Ferkel!
Einmal wusch ich unser Geschirr und das Spülbecken nebenan war völlig verstopft. In der rotgefärbten Brühe schwammen Spaghetti und Streichhölzer! Ein verstörender Anblick, den ich nicht so schnell von meiner Festplatte wieder wegkriegte! (Natürlich spülte ich unser Geschirr AUSSCHLIEßLICH in einer eigens angeschafften Schüssel mit dazu passenden Abtropfsieb!)

Etwas Neues haben wir hier aber auch entdeckt: eine „Pinkelgrotte"! Natürlich nur für Männer!!


8. und 9. Tag
Ich wollte so gerne nach „Pont Aven", ein kleines hübsches Dorf, eine frühere Künstlerkolonie. Naja, sonntags hatten wohl noch ganz viele andere Touristen diese Idee! Der Wahnsinn!!!
Man kam sich vor wie in Venedig oder Amsterdam. Teilweise war kein Durchkommen mehr in dem kleinen Ort. Wir retteten uns irgendwann in das städtische Museum. Da es nicht wenig Eintritt kostete, war es relativ ruhig und entspannt dort. Wir erfuhren einiges über die vielen Maler, die sich von diesem Ort und von dieser Umgebung inspirieren ließen. Wenn man sich die Fotos ansieht, kann man die Inspiration durchaus verstehen. Selbst B. und ich sprachen darüber, mal wieder mit Malen anfangen zu wollen.











Eindrücke aus dem entzückenden Dorf „Pont Aven" (spricht man, wie man’s schreibt, mit Betonung auf dem „e").

Tags darauf war eine Städtetour dran: „Quimper" (sprich „Kemper"). Leider war Montag und ich wusste nicht, dass montags die meisten Geschäfte geschlossen haben (zumindest vor 12.00 Uhr). Nicht so schlimm.
Wir besichtigten zunächst die Kathedrale Saint-Coretin. Ein Riesentrum! Die Fenster waren wunderbar vielfältig gestaltet, so dass B. und ich viel zu bestaunen hatten.

Über 300 Jahre Bauzeit!

Was mich doch sehr wunderte: Es gab mitten in der Kirche einen Verkaufsstand mit religiösen Devotionalien. Natürlich musste ich was kaufen: Für meine Rechtschreibkiste „eu" fehlte mir ein Kreuz. Ging's der katholischen Kirche inzwischen so schlecht, dass sie den Kommerz schon in ihre Räume holen musste?
Was mich noch mehr wunderte: Direkt vor dem Haupteingang zur Kathedrale stand ein Karussell, daneben ein Süßigkeitenstand mit Zuckerwatte und Bonbons. Wahrscheinlich bestach man damit die Kinder, damit diese während des Gottesdienstes Ruhe gaben…


Dann ging's wie üblich zum Sightseeing:

Historisches Kaufhaus


hübsche Gasse


kleines Museum


Fachwerkhäuschen


schräge Häuschen


kleine Schlösser

Wir ließen auch, wie es sich für richtige Touristen gehört, den ein oder anderen Euro dort liegen: Für Essen, Trinken, Andenken…

Nachmittags besichtigten wir auch noch eine kleine Mühle mitten im Wald.


Da ich mit dem dort angebotenen Mehl nichts anzufangen wusste, kaufte ich ein Töpfchen Honig. Garantiert von bretonischen Bienen aus Blüten des Finistere gewonnen!

Als wir zum Campingplatz zurückkamen, waren wir total überrascht darüber, dass ausnahmsweise mal der Strom lief! Aber zur Abwechslung war kein warmes Wasser da! Schlecht, wenn man – so wie ich – duschen und sich die Haare waschen wollte. Aber schon wenig später war das Schild „fermé" verschwunden und ich konnte mit hunderten Litern heißen Wassers den Reisestaub abspülen.

Abends dann gab es mal wieder Probleme mit dem Kühlschrank. Das nervtötende Piepsen war nicht wieder aufgetaucht, dafür versuchte der Kühlschrank ständig, auf Gasbetrieb umzustellen, obwohl Strom vorhanden war. Wir googelten also:
Das Problem kommt wohl häufiger vor, wenn die Stromzufuhr schwankt. So ein Kühlschrank ist wohl sehr sensibel! Und tatsächlich: Kurz darauf war – ganz zuverlässig - der Strom ausgefallen!
Wir haben uns vorgenommen, bei Problemen überhaupt nicht mehr ins Handbuch zu schauen. Dauerte immer ewig und brachte eh‘ nichts, weil die auftauchende Schwierigkeit mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aufgeführt wurde. Bei Google hat garantiert mal jemand was zu allen Problemen dieser Welt veröffentlicht! Blöd nur, wenn der Strom ausgefallen war, denn dann war auch das WLAN weg….

10. und 11. Tag
Wir brachten unseren Mietwagen zurück. Die Ausleihzeit war abgelaufen. Ich hatte Monate zuvor das Auto nur für 5 Tage gebucht. Dachte, das würde genügen. Pustekuchen! Es hätte noch so viel zu erkunden gegeben hier. Aber öffentliche Verkehrsmittel waren an diesem Ort quasi nicht vorhanden und man war total aufs Auto angewiesen. Leider war es nicht möglich, die Mietdauer zu verlängern, denn der Wagen war schon wieder weitervermietet.
Für den nächsten Urlaub wollten wir uns merken, einen Mietwagen für mindestens ¾ der Reisezeit zu reservieren.

Mit Fahrradfahren war dieser Tage auch nicht viel zu erreichen, weil es ständig regnete. Regen ist beim Campingurlaub echt fies! Schon ein kurzer Sprint zu den sanitären Anlagen und deine Hose war mit Schlammspritzern versaut.
Auch sahen die Duschen und Toiletten furchtbar aus, weil der Boden natürlich verschmutzt war.

Aber am schlimmsten für mich war die Langeweile!
Eine Weile brachte ich damit zu, im Internet nach Garderobenhaken zu suchen, denn in unserem Wohnmobil waren Aufhängevorrichtungen echt Mangelware. Schlüssel, Handtücher, Jacken, Mülltüten, Taschen… Das alles wollte aufgehängt und versorgt sein. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass solche einhängbaren Türgarderoben wohl am besten geeignet wären. Damit sie während der Fahrt nicht klappern, wollte ich sie zusätzlich mit beidseitig klebenden Band sichern.

Jacken, Schlüssel etc. brauchten einen festen Platz

Aber auch Kleinkram wie Kugelschreiber, Quittungen, Tempopackungen, Stadtpäne usw. brauchten einen Platz. Ich hatte mich bereits zu Hause als Näherin versucht.
Eine Tasche zum Ankletten sollte es sein. Hinten mit Pappe verstärkt. Das Ergebniss war niederschmetternd! Es sah sch… aus. Außerdem hatte ich Stunden damit verbracht, das Ding zu entwerfen, einen Schnittplan zu zeichnen und das Ganze zu nähen. Am schwierigsten war, den Klettverschluss zum Schluss anzubringen, denn durch die Pappe hindurch konnte ich nicht nähen. Ich war entsprechend deprimiert.

Bitte nicht lachen! So sah die von mir genähte Tasche aus…


Völliges Chaos auf dem Beifahrersitz!

B. wünschte sich Taschen, die man hinten an die Fahrersitze hängen kann. Da sollte man auch ganz schön viel unterbringen können. Da wir keine verstellbaren Kopfstützen an den Fahrersitzen hatten, konnte man solche Taschen aber nicht einfach bestellen.
Ich wusste, dass einige Mütter an unserer Schule nebenher als Näherin was verdienten. Also fasste ich den Beschluss, jemanden mit den Näharbeiten zu beauftragen. Stoff in Apfelgrün hatte ich schon meterweise gekauft, weil ich als überambitionierte Inneneinrichterin unbedingt selbst nähen wollte. Da mein Wunschdenken und die Realität aber so deutlich auseinanderklafften, musste ich nun Profis ranlassen.

Aber um wieder auf meine gähnende Langeweile zurückzukommen:
Die Stunden vergingen in Zeitlupe.
B. und ich sprachen davon, vorzeitig abzureisen. Allerdings hätten wir dazu erst einmal das Chaos in unserer „Garage" aufräumen müssen. Sonst wäre bei der Fahrt hinten alles hin- und hergekullert. Doch bei dem Regen hatten wir so gar keine Lust, uns draußen mit Aufräumarbeiten zu beschäftigen.

Wir hatten auf unserem Campingplatz zwar ein überdachtes Schwimmbecken, aber ich scheute den Weg durch die Kälte (15° Grad). Ein Saunagänger lacht darüber vielleicht, aber ich bin halt recht verzärtelt…

Wenn es gerade mal WLAN gab, schaute ich Filmchen bei Youtube. Da gab es echt viel über Camping, gute Tipps und schräge Sachen!

Endlich gab es eine Regenpause. Wir verbrachten einige Zeit damit, in der Garage alles sicher zu verstauen. Dann noch einen kurzen Spaziergang und uns bei der Rezeption abgemeldet. Die Leiterin des Campingplatzes nickte wissend: „Le mauvais temps…“ Wir waren wohl nicht die einzigen, die vorzeitig das Handtuch warfen!

12.Tag
Die Abreise verzögerte sich wieder mal. Lag aber nicht an uns! Die sanitären Anlagen wurden geputzt und wir wollten unbedingt vor der Fahrt nochmal ausgiebig aufs Klo. (Verständlich, oder?)

Um 9.00 Uhr fuhren wir los. B. und ich hatten abgemacht, uns beim Fahren abzuwechseln und nötigenfalls auf einem Stellplatz ein Nickerchen zu machen. Die Fahrt sollte 12 Stunden gehen und wir wollten in einem Rutsch nach Hause. Dort hatte es nämlich wunderbare 24° Grad Celsius und Sonnenschein!
Wir machten gegen Mittag mal eine halbe Stunde Rast und vesperten. 2-Mal mussten wir tanken. Sonst fuhr B. dann doch die ganze Strecke allein. Er fühlte sich kein bisschen müde oder erschöpft. Ein echter Profi eben!
Um 22.00 Uhr waren wir dann zu Hause.

Ob es in der Bretagne schön war, fragte mich meine Schwägerin am nächsten Tag. Nun ja, es war auf jeden Fall interessant! Wir haben viele wunderschöne Eindrücke gesammelt. Aber noch einmal müssen wir da eigentlich nicht hin. Und wir haben wieder was gelernt:
a) In entlegenen Gebieten geht ohne Mietwagen gar nichts (mindestens ¾ der Reisetage)!
b) 14 Tage sind arg lang (besonders, wenn das Wetter mies ist). Lieber nur 1 Woche an dem einen Ort bleiben und dann zu einem anderen Ort weiterreisen!
Die Bretagne war aufregend und schön, aber zu meinem Sehnsuchtsort ist sie nicht geworden.

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Montag, 15. Juli 2019
Unsere 3. Reise
Fahrsicherheitstraining in Münsingen

Unsere 3.Fahrt ging nach Münsingen (auf der Schwäbischen Alb). Dort wollten wir an einem Fahrsicherheitstraining teilnehmen. Naja, eigentlich wollte ich teilnehmen. B. musste einfach mit, obwohl es ihn ganz schön angekäst hat. Die ganze Strecke hätte ich aber niemals alleine bewältigt! Also ließ sich B. breitschlagen und begleitete mich.
Inzwischen waren wir so richtig routiniert beim Packen:
Schnecke in Rheinfelden abholen, Wasser auffüllen, Essbares in den Kühlschrank füllen, Schlafanzug und Unterwäsche in den Schrank gepackt und schon konnte es losgehen. War ja nur für 1 Nacht!
Geplant war eine Fahrzeit von 3,5 Stunden. Nach einiger Zeit wechselten wir die Plätze und ich setzte mich ans Steuer.
Wer schon mal bei Koblenz/Waldshut über die Grenze fuhr, weiß, wie extrem schmal diese Brücke dort ist. Und NATÜRLICH (!!!) musste mir an der engsten Stelle ein fetter LKW entgegen kommen! Nervös fragte ich: „Reicht es rechts?“ B. versuchte mich zu beruhigen: „Klar, da passt noch mindestens ein Blatt Papier dazwischen.“ Da bin ich wohl aus Versehen noch ein bisschen weiter nach rechts gerutscht und B's Stimme wurde ganz kieksig: „ Geradeaus, geradeaus! Nicht noch weiter rechts!!“ Ist alles nochmal gut gegangen, aber B. sah sich in Gedanken wohl schon im Rhein schwimmen…
Beim Fahren hatte ich 2 grundsätzliche Probleme:
Erstens driftete ich immer nach rechts ab, weil ich mich vor dem Gegenverkehr fürchtete.
Und zweitens fuhr ich einfach viel zu langsam.
Das erste Problem hätte sich wohl lösen lassen, wenn ich regelmäßig in den rechten Außenspiegel geschaut hätte, um zu kontrollieren, wie weit ich vom Fahrbahnrand entfernt war. B. hatte mich jedenfalls eindringlich darum gebeten. Allerdings befürchtete ich dann, die Kontrolle zu verlieren, wenn ich den Verkehr vor mir auch nur kurz aus den Augen gelassen hätte.
Das zweite Problem war auf dieser Fahrt ganz einfach zu lösen: Ich hängte mich einfach hinter einen LKW und tuckerte gemütlich hinter ihm her. Blöd nur, wenn die LKWs irgendwann abbogen. Dann musste ich wieder ne Weile warten, bis eben der nächste langsame Koloss in Sicht war und ich es mir hinter ihm „bequem" machen konnte. B. durchschaute meine Strategie schnell und witzelte, dass wir durchaus auch auf das nächste Pferdefuhrwerk warten könnten. Das hätte wohl die passende Geschwindigkeit für mich.
Als ich später an eine Tanke fuhr, um Treibstoff nachzufüllen, nutzte ich die Gelegenheit und rutschte ganz schnell wieder auf den Beifahrersitz. 1 Stunde angespanntes Fahren musste genügen!
Leider gerieten wir dann in einen miesen Stau, so dass wir erst nach 4,5 Stunden in Münsingen auf dem Campingplatz ankamen!
Wir stellten Schnecke ab und liefen noch schnell über den Platz, um die sanitären Anlagen ausfindig zu machen. Wir waren sehr überrascht, wie sauber und komfortabel eingerichtet alles war. Der Platz selbst war …. tja, wie soll man sagen? …. ungewöhnlich. Sehr originelle Behausungen gab es dort zu mieten: Jurten, Zirkuswagen, sogar in einem Feuerwehrauto konnte genächtigt werden!
Da es allerdings nur um die 13° Grad hatte und ständig regnete, beendeten wir rasch unseren Rundgang. Wir aßen noch eben zu Nacht, lasen noch etwas und waren schon bald eingeschlafen…


Trübe Aussichten in Münsingen

Am nächsten Morgen fuhren wir etwa 10 Minuten zum ehemaligen Truppenübungsplatz nach Münsingen. Dort veranstaltete die Firma „Hymer“ ein Fahrsicherheitstraining für Wohnmobilisten und Caravanfahrer. Wir hatten echt Glück, noch zwei Plätze in dem Kurs bekommen zu haben. Die sind sonst immer für 1 Jahr im Voraus ausgebucht. Aber wir waren auf einer Warteliste und rutschten so noch rein!
250,- Euro pro Person kostete der Spaß. Fand ich nicht ganz billig, aber schließlich hat sich doch jeder Cent gelohnt! Schon die Organisation war hervorragend, ebenso wie die Betreuung und der Spaß, den wir hatten!
So ein stillgelegter Truppenübungsplatz ist was total Unheimliches! Ein ganzes Dorf voller Baracken und Sträßchen, aber kein Mensch da. Wie eine tote Stadt sah das dort aus.
Wir wurden aber gleich am Eingang in Empfang genommen und zum richtigen Gebäude gewiesen. Dort gab es erstmal ein Frühstück, dann einen kurzen Theorieblock.
Anschließend wurden wir in Gruppen geteilt und bekamen unseren eigenen Trainer. „Klaus“ hieß der und Klaus erinnerte mich doch stark an meinen Patenonkel Klaus (gleicher Schnauzer, gleiche Altersgruppe, gleich lustig). Wir fühlten uns bei ihm gleich gut aufgehoben.
Wir begannen mit Slalomfahren um Pylonen herum. B. kurbelte wie wild am Lenkrad herum und ich wurde auf dem Beifahrersitz hin und her geschmissen. Das konnte ich besser: Vom Agility mit meinen Hunden früher wusste ich, dass man wesentlich schneller unterwegs ist, wenn man die Hütchen ganz knapp nimmt. So machte ich das auch mit dem Wohnmobil. Dadurch konnte ich mit 30-40 km/h die Slalomstrecke relativ elegant bewältigen und unsere Schnecke kam kaum ins Schaukeln. Okay…. Es hat ein paar Hütchen gekostet, aber das war zu verschmerzen. Am Ende der Übung waren B. und ich Weltmeister im Slalomfahren!


Die ganze Gruppe bewegte sich nach einer geheimnisvollen Choreografie über den Platz

Zweite Übung war Beschleunigen und abruptes Abbremsen. Da war ich am Anfang noch ein bisschen zaghaft, aber schon beim 2. und 3. Mal habe ich das ABS unseres Wohnmobils stark herausgefordert. Bei einem Wohnmobil aus unserer Gruppe hat sich eine Matratze beim Bremsen aus dem Bett gelöst und ist nach vorne geflogen. Na, das war eine Gaudi! Wenn man plötzlich eine Matratze ins Genick bekommt!! Bei mir landete nur mein Kopfkissen am Fußende. Sonst war ja alles rutschfest verstaut.
Nächste Übung war Abbremsen und nach links ausweichen. (Wie zum Beispiel auf der Autobahn…) Erst bei 30, dann bei 40 und schließlich bei 50 km/h. Ich kann dir sagen: Bei 50 km/h ist das kein Spaß mehr! Da ist der Bremsweg DERMASSEN lang, das kann man sich gar nicht vorstellen. Später kam das Abbremsen und nach rechts ausweichen. (Wie zum Beispiel auf eine Bushaltestelle…)


Man musste sich immer an den Hütchen orientieren


Noch lächelte er…

Beides habe ich eigentlich ganz gut hinbekommen. Aber bei B. hatte der Trainer immer was herumzumäkeln. Schließlich war B. dermaßen verwirrt, dass er jede Bremsübung versemmelt hat! Er überfuhr zig Hütchen und fand den Weg zurück zur Gruppe nicht mehr (der war mit Pylonen gekennzeichnet.) Ich konnte ihm auch nicht helfen, weil ich dermaßen gelacht habe, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen und meine Brille beschlug, so dass ich nichts mehr sehen konnte! Unser Trainer Klaus hat irgendwann B. gefragt, ob er eigentlich absichtlich alle Hütchen überfährt und tot macht!! Ich war B. keine wirkliche Hilfe, weil ich mich auf dem Beifahrersitz gekrümmt habe vor Lachen und kaum mehr klare Ansagen machen konnte.
Wir Fahrer hatten alle ein Funkgerät im Wagen, über das wir zwar die Anweisungen empfangen, aber keine Rückmeldung geben konnten. Das war echt mein Glück, denn meine hysterischen Lach- und Kreischanfälle hätten jede Kommunikation unmöglich gemacht!
Um die Mittagszeit fuhren wir alle in den Ort zum Mittagessen. Das war vielleicht ein Hallo! Bestimmt 50 Wohnmobile in dem kleinen, beschaulichen Münsingen haben auch den letzten Parkplatz besetzt. Das Essen war lecker und gleich danach ging’s weiter zu den Übungen auf regennasser (mit Sprinklern beregneter) Fahrbahn. Das war echt der Hammer, wie sich der Bremsweg dadurch verändert und verlängert hat. Echt kein Spaß!!
Ganz zum Schluss gab’s eine Übung, bei der ich auf ganzer Linie scheiterte. Den ganzen Tag war ich das Streberkind gewesen und bewältigte alle Aufgaben mit Bravour. Doch jetzt….
Es ging darum, möglichst ohne viele Worte und auf jeden Fall ohne Anschreien und Streit den Fahrer in diversen Situationen einzuweisen. Ich grinste schon siegessicher. Wieso sollte ich B. anschreien? Das hatte ich doch noch nie gemacht!
Es kam, wie es kommen musste: Irgendwann verlor ich dermaßen die Haltung, dass ich B. ehrlich und wahrhaftig mit obszönen Gesten und wütenden Schreien belegte!
Das ging ganz schnell: Er sollte rückwärts durch eine S-Kurve fahren. Dabei durfte er weder in die Rückfahrkamera, noch in die Seitenspiegel sehen. Er durfte nur mich anschauen und ich sollte ihn mit Handzeichen einweisen. „Nonverbale Kommunikation“ heißt das wohl. Und ich war eine echte Versagerin! Allerdings konnte B. sich auch nicht 100-prozentig auf mich verlassen. Immer wieder glaubte ich zu sehen, wie er in die Rückspiegel linste. – Was er natürlich vehement bestritt!


Rückwärts hier durch


Auf diesem kleinen Plätzchen wenden

Es gab noch andere Aufgaben: In einem kleinen Höfchen wenden, rückwärts einparken, seitwärts einparken usw.
Ich hatte dermaßen Probleme, mir vorzustellen, wohin B. sein Lenkrad drehen musste, damit das Fahrzeug nach rechts bzw. nach links ausschwenkte… Das war echt peinlich! Schließlich löste ich einige Probleme durch Schummeln: Ich versetzte einfach ein paar Hütchen, wenn gar nichts mehr ging. Leider flog meine Schummelei irgendwann auf und ich wurde zwar liebevoll, aber doch mit deutlichen Worten zurechtgewiesen!
Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr viele Probleme durch Schummelei löse. Spielt nur niemals Karten mit mir! Ich betrüge selbst Kinder!
Am Ende des Tages waren wir echt platt. Es gab noch einen Abschluss, Kuchen und Kaffee und dann ging’s zurück nach Hause.
B. hatte gehofft, dass ich fahre, aber nach wie vor waren meine 2 Grundprobleme (zu weit rechts und zu langsam fahren) nicht gelöst. Also bretterte B. die ganzen 320 km in 3 Stunden 45 Minuten zurück.
Dieses Fahrsicherheitstraining werden wir in einigen Jahren ganz sicher noch einmal machen. Man lernt unglaublich viel über sein Fahrzeug, seinen Beifahrer und sich selbst!

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Donnerstag, 20. Juni 2019
Unsere 2.Reise
Fahrt zum Bodensee
Erster Tag
Der Tag begann um 7.30 Uhr mit meiner ersten Fahrstunde auf dem Wohnmobil. Bisher hatte ich mich noch nicht hinter das Steuer dieses extrem langen, extrem breiten und extrem schweren Geschosses gewagt. Mir war aber klar, dass ich eines Tages dieses Wohnmobil einmal selbst fahren muss. Nun muss ich kurz vorweg schicken, dass ich eine ausnehmend schlechte Autofahrerin bin: Schnell und gedankenlos, gleichzeitig ängstlich und andere Verkehrsteilnehmer herausfordernd, oft unkonzentriert, hin und wieder aggressiv. Keine guten Voraussetzungen, um mir ein 3,5 Tonnen schweres Gerät anzuvertrauen…
Um B. von der Verantwortung zu befreien und unsere Beziehung vor absehbaren Schäden zu bewahren, engagierte ich einen professionellen Fahrlehrer. Ein ausgesprochen entspannter und sehr geduldiger Mann, wirklich! Doch sagen wir mal so: Er brachte zu Beginn der Stunde einen heißen Coffee-to-go mit ins Wohnmobil, am Ende der Fahrt nahm er den Kaffee unberührt und eiskalt wieder mit hinaus, denn der Ärmste hatte alle Hände voll mit mir zu tun!
Um es vorweg zu nehmen: Der Name „Schnecke" passt ausgezeichnet, solange ich am Steuer sitze! Der Fahrlehrer meinte, ich dürfte den wild hupenden und gestikulierenden Hintermännern durchaus meinen gedanklichen Stinkefinger zeigen. So was hörte ich natürlich gerne!
Was ich gelernt habe?
1. So ein Fahrzeug ist WESENTLICH länger als mein winziger Toyota. Das heißt, wenn man ein abgestelltes Fahrzeug oder einen Radfahrer überholt, muss man tatsächlich ne ganze Weile überholen, bevor man wieder einschert! Hier hat mein lieber Fahrlehrer mir doch einige Male ins Steuer greifen müssen. Auch kippte seine Stimme leicht, wenn er mir zum zigsten Mal erklärte, dass ich im rechten Außenspiegel sehen kann, ob ich das Hindernis tatsächlich hinter mir gelassen habe.
2. Überhaupt: Der rechte Außenspiegel! Super wichtig!! Sehen, ob ich bereits im Bankett fahre, ob ich ewig weit vom Bordstein entfernt bin, ob ich beim Abbiegen das halbe Straßencafe leergeräumt habe, ob der Rollerfahrer, den ich gerade überholt habe, noch aufrecht auf seinem Gerät sitzt, und, und, und.
3. Meine größte Angst ist nach wie vor entgegenkommender Verkehr auf einer engen Straße! Beim Toyota mache ich immer die Augen zu, wenn’s arg eng wird! Klappt auch meistens ganz gut: Wenn ich die Augen wieder öffne, hat mich das entgegenkommende Fahrzeug schon passiert. Bei einem Wohnmobil ist diese Art, einer drohenden Gefahr zu begegnen, vielleicht nicht ganz so angebracht. „Bloß nicht das entgegenkommende Fahrzeug fixieren", meinte der Fahrlehrer, „sondern 60-70 Meter nach vorne schauen!“ und: „In den rechten Seitenspiegel sehen!“ Das waren 3 Aufträge auf einmal!!! „Nicht fixieren!“, fand ich gut. Aber während ich noch überlegte, wie viel eigentlich 60-70 Meter sind und ob ich nicht doch vielleicht einfach die Augen zukneifen sollte, da war das entgegenkommende Auto auf der schmalen Landstraße schon vorbei. (Also ich nehme das jetzt mal an. Vielleicht hängt es auch irgendwo bei Herten noch im Straßengraben?)

Augen zu ist auch keine Lösung!

4. Rückwärts einparken habe ich probiert und erfolgreich „im Schneckentempo" erledigt (du weißt schon, hundert mal vor und zurückgestoßen). Wird aber bestimmt nicht zu meinem Hobby!!!

Als wir nach dieser Fahrstunde aus dem Auto stiegen, konnte ich kaum laufen, so verkrampft war jeder Muskel in meinem Körper! Über 60 Minuten eine Scheißangst gehabt, dass ich einen Unfall baue!
Zuhause angekommen, fragte B. voller Vorfreude, welchen Teil der Strecke ich denn nun übernehmen wolle. Da musste ich ihn doch sehr enttäuschen: Ans Steuer unserer Schnecke werde ich mich nur im Notfall setzen!
Bevor wir in den Urlaub starteten, fuhren wir aber noch in unserem „Zivilfahrzeug" an den Zoll. Denn wir wussten, dass wir mit unseren 3,5 t eine Schwerlastabgabe in der Schweiz bezahlen mussten. Und zwar für jeden Tag, den wir uns auf Schweizer Boden aufhielten! Es war aber alles ganz easy: An den Zoll fahren, Formular ausfüllen, Stempel drauf und 32,50 Franken bezahlen. Damit dürfen wir uns mit Schnecke an 10 Tagen im Jahr in der Schweiz aufhalten.
Ganz ohne jede Liste (!) packten wir noch den letzten Rest zusammen und starteten Richtung Bodensee. Keine 5 Kilometer weit sind wir gekommen, da musste B. umkehren: Kaffeemaschine vergessen! War ganz klar meine Schuld, denn B. hatte sie extra auf die Anrichte gestellt und ich hatte sie reflexartig wieder in den Schrank geräumt. Aufräumwahn! Jeder, der mich kennt, kann ein Lied davon singen!

B.s Kaffeemaschine


Eigentlich lief die Fahrt ganz gut, bis….
Ja, bis das Navi uns über Österreich nach Lindau führen wollte. Wir hatten beide schon davon gehört, dass man in Österreich auf den Autobahnen eine GO-Box braucht, von der die Maut abgebucht wird. Hatten wir aber nicht. Also versuchte B. das Navigationsgerät zu überlisten. Klappte aber nicht. Das Navi verarschte uns ganz schön und schickte uns dermaßen in die Irre, davon kann man sich keinen Begriff machen! Unter anderem fuhren wir für teures Geld mit der Fähre von Konstanz aus übern Bodensee.

Schnecke auf der Fähre

Später (war's in Immenstaad?) steckten wir mitten in der Innenstadt in einer Sackgasse fest! B. war mit seinen Nerven fix und fertig! Er hat während der Fahrt sogar mehrmals das Navi angebrüllt. Und ich war mal wieder froh, dass ich nicht fahren musste…

Ankunft
Mit schlappen 2 Stunden Verspätung kamen wir endlich in Kressbronn auf dem Campingplatz Gohren an!!
B. und ich waren aber ganz schön enttäuscht: ein winziger Stellplatz im Schatten. Für den Fall, dass du dir auch mal einen Stellplatz reservieren willst: 65 m² reichen irgendwie gerade mal so!

Schattenplatz

Aufgebaut war schnell. Bei so viel Schatten brauchten wir ja nicht mal die Markise ausfahren.
Der erste Rundgang über den Platz war auch sehr ernüchternd: Alles irgendwie alt und verratzt! Sehr viele Dauercamper und einige waren wahrscheinlich Hartz 4-Empfänger. Die Stellplätze sahen teilweise aus wie Kulissen für eine RTL-Doku: „Arm und ohne festen Wohnsitz" oder „Leben im Hartz 4 Dschungel".



ohne Worte….

Es gab einen kleinen Supermarkt auf dem Platz. Ein erheblicher Anteil des Angebots bestand aus Schnäpsen und anderen alkoholischen Getränken. (Was viel über die Ernährungsgewohnheiten der Campingbewohner aussagte…)

Supermarkt

Außerdem gab es nur wenige Stunden vor unserer Ankunft heftigen Starkregen. Manche Stellplätze ähnelten einem Sumpf. Der Bodensee hatte Hochwasser und der Strand (mit dem die Campingplatzbetreiber Werbung machten) war schlichtweg in den Fluten verschwunden.

Überschwemmtes Ufer

Entsprechend enttäuscht war ich. In Frankreich war's so schön gewesen! Und jetzt das!
Vielleicht wäre ich versöhnlicher gewesen, wenn das Wetter gestimmt hätte. Aber es war für Juni ungewöhnlich kühl. Und das zog mich für den Augenblick echt runter.
In der Nacht war Party angesagt. Bis Mitternacht wummerten die Bässe, klirrten die Flaschen und herrschte allseits gute Laune bei den anderen Mitbewohnern. Da ich zur festen Ausstattung unseres Wohnmobils Ohropax zähle, war das Unterhaltungsprogramm aber erträglich leise.

2. Tag
Als wir aufstanden, schien die Sonne. Gutes Omen!! Ich beschloss, dass dieser Tag ein Ausflugstag werden sollte. Ich rief einen sogenannten „Bürgerbus“ per Telefon herbei. Eine echt tolle Erfindung: Der kleine rote Achtsitzer kam an bestimmte Haltestellen im Ort, aber nur wenn man ihn vorher bestellte. Die Fahrer waren allesamt Ehrenamtliche und die Gemeinde bezahlte die Sachkosten.

Der Bürgerbus holte uns vor dem Campingplatz ab und fuhr uns nach Kressbronn zum Bahnhof. Von dort ging es weiter mit der Bahn nach Lindau. Ich war zwar schon mal vor Jahren dort gewesen, aber ich hatte vergessen, wie schön es dort ist! Wirklich wie Freiburg oder wie Konstanz!

Ganz entspannt…

Enge Gässlein, hübsche Geschäfte, gediegene Hotels, wunderbare alte Häuserfassaden, gut gelaunte Touristen, der Bodensee, Gaukler, Eisdielen, einlaufende Yachten, auslaufende Passagierschiffe und das beste von allem: schönes, sonniges, warmes Wetter! Punktlandung für einen gelungenen Ausflug und gute Laune bei mir garantiert.

Gauklerin


Lindaus Hafen und in der Innenstadt eine hübsche Fassade

Schließlich besuchten wir noch die Hundertwasserausstellung im Kunstmuseum ganz nah beim Bahnhof.

Kunstmuseum Lindau

Angefüllt mit wunderschönen Eindrücken fuhren wir wieder zum Campingplatz zurück. Dort sah ich dann auch die ganzen Dinge, die mich am Vortag noch deprimiert hatten, mit anderen Augen: Rücksichtslose Kinder? Ach, wie putzig, die Kleinen! Keifende Mütter? Ja, die haben sich ihren Urlaub sicher auch anders vorgestellt! Betrunkene Väter? Die wollen auch mal abschalten. Laute Jugendliche? Hach, die Jugend halt….
Ich wollte mir die gute Laune einfach nicht verderben lassen.
Nach dem Abendessen ging's wie immer mit dem schmutzigen Geschirr zur Spülstation. Dort gab's große Spülen und heißes Wasser in rauen Mengen.

Spüle auf dem Campingplatz

Ein bisschen heißes Wasser brauchte ich auch in Schneckes Miniküche, weil ich Herd, Arbeitsplatte und Tisch abwaschen wollte. Also schaltete ich den Boiler an. Inzwischen war ich ja Profi beim Umgang mit der ganzen Technik. Als dann aber kurz danach ein schreckliches Geräusch aus den Tiefen unseres Wohnmobils kam und das ganze Gefährt vibrierte, da blieb mir doch fast das Herz stehen. Schnell schaltete ich die Wasserheizung wieder ab. Es tauchte zwar eine ominöse Fehlermeldung im Display auf, aber B. konnte trotz intensiver Recherche nicht herausbekommen, was die Fehlerursache war. Irgendwas ist irgendwie immer, oder?
Spät abends legte ich mal wieder meine heißgeliebten Listen an:
VERGESSEN: Toastbrot, Brotmesser, Topfschwamm
KAUFEN: Tragekorb für Duschutensilien, Rucksack
Es ist mir absolut schleierhaft, warum ich vor der Abfahrt nicht ein einziges Mal auf die Listen geschaut habe, die ich fürs Verreisen erstellt habe! Und das, wo ich doch der weltgrößte Listenfan bin! Ich muss mich da einfach mehr disziplinieren: Vor jeder Fahrt einen kurzen Listencheck machen, wie ihn Piloten vor dem Abflug durchführen. Andererseits: Wo bleibt da die Spontanität? Ich wäre doch auch so gerne spontan…

3.Tag
Nichts geplant. Einfach in der Sonne gelegen und das Leben auf dem Campingplatz studiert. Mir einen Sonnenbrand geholt.
Mittags mal ein Eis aus einem ulkigen Automaten gezogen. Funktionierte mit einem Schlauch, wie ihn automatische Melkmaschinen haben. Geld eingeworfen, Nummer des gewünschten Eis eingegeben, Schlauch senkte sich herab, saugte das Produkt an, zog es hoch und versenkte es in den Ausgabeschacht. Bin 50 Jahre alt geworden, um so was einmal erleben zu dürfen!
Irgendwann habe ich noch einen Spaziergang über den Platz gemacht. Die vermieteten hier ganz entzückende Häuschen, wie aus einer Geschichte von Astrid Lindgren entsprungen. Optisch sehr gelungen.

Bunte Häuschen zum Mieten

Durch das schöne Wetter hatte man auch einen prima Blick über den See und auf die Alpen.

Alpenblick

Ein prüfender Schritt mit den Flipflops ins Wasser zeigte mir eine angenehme Wassertemperatur. Natürlich weit entfernt von den von mir geforderten 25°, aber für ein Fußbad hätte es gereicht. Allerdings sahen die mutigen Schwimmer allesamt wie Moormonster aus, wenn sie aus dem Wasser stiegen: Über und über mit Pflanzenresten bedeckt! Der See war immer noch sehr aufgewühlt durch den vielen Regen.
B. und ich verbrachten viel Zeit mit der Planung für einen Ausflug nach Friedrichshafen. Leider hatten wir vergessen, dass am nächsten Tag Samstag war und die ganzen Fahrpläne nur für Werktage galten. Das stellte ich erst fest, als ich den Bürgerbus reservieren wollte! Nix da, keine Chance! Okay…. Dann wurde der Ausflug halt auf Montag verschoben. Und für den kommenden Tag planten wir, uns Fahrräder auszuleihen.
Gegenüber von unserem Stellplatz urlaubte eine Frau mit ihrem etwa 16-jährigen Sohn und ihrem kleinen Wuschelhund. Diese Frau fiel mir schon vom ersten Tag unangenehm auf. Dauernd schlecht gelaunt und am Schimpfen. Und zwar lautstark, damit jeder, aber auch wirklich jeder auf dem Platz hörte, dass sie schließlich nicht den „Geldscheißer“ hat, ihr Sohn sich grundsätzlich schlecht benimmt und überhaupt die ganze Welt ungerecht ist. Campingplatz-Hunde hatte ich bisher immer als wohlerzogen und friedlich erlebt. Wie wenn es einen ungeschriebenen Ehrenkodex gäbe, an den sich die Hunde halten. Ausnahme: Der Kläffer von schräg gegenüber. Schon morgens musste er lauthals kundtun, dass er nun wach sei und der Tag beginnen könne. Selbstverständlich fiel dann auch gleich Frauchen ein mit: „Aus! Still! Hier! Gib endlich Ruhe!“ Das ist doch das Tolle am Campen: Die Gewissheit, dass dies keine lebenslange Nachbarschaft sein wird, sondern dass sich in ein paar Tagen die Wege trennen werden und jeder von dannen zieht!
Abends sind wir noch fein Essen gegangen. B. bekam seine heißgeliebten Käsespätzle (die es zu Hause nie gibt, weil mir die nicht schmecken) und ½ l Bardolino, ich ein Gemüsegratin und Salzkartoffeln (die es zu Hause nie gibt, weil B. die nicht schmecken) und einen Hugo. Lecker!

Genuss muss sein


4.Tag
An diesem Morgen wurde ich fast wahnsinnig: Hatte ich mir doch seit 4 Tagen die Haare nicht gewaschen! Unter den Duschen auf dem Platz war das auch kaum möglich mit langen Haaren: Die Druckknöpfe erlaubten jeweils nur wenige Sekunden warmes Wasser. Und das auch noch direkt von oben in einer so weiten Streuung, dass auf dem Körper eigentlich nur so eine Art Nieselregen ankam. Ich sagte also zu B., dass ich mir ein Fahrrad ausleihen, in den nächsten Ort radeln und mir dort einen Friseur suchen wollte, der Kundinnen auch ohne Termin annimmt. Ich wollte einfach nur „Waschen und Fönen". Da erzählte mir B. von einer kleinen Dusche auf dem Platz, die einen Drehknopf hätte, mit dem endlos lange das Wasser lief, bis man es wieder abdrehte. Also, was es für Männer gab, musste es doch auch für Frauen geben! Dachte ich und machte mich auf die Suche. Nach endlos vielen Türen, die ich neugierig aufstieß, fand ich auch endlich die versprochene Duschkabine. Sie bestand aus einer Säule mit vielen Löchern und „tatata"(!!) hatte sogar eine Handbrause. Ausziehen brauchte ich mich nicht, ich wollte ja nur die Haare waschen. Also breitbeinig hingestellt, nach vorne gebeugt, Brause über die Haare gehalten und Wasser angedreht. Was dann folgte, wäre einer Dicku und Doof-Slapstick-Komödie würdig gewesen: Das Wasser schoss aus allen Löchern dieser Säule, und zwar mit voller Kraft! Und ich verhielt mich so unlogisch wie es nur ging: Stand kreischend in eine Ecke der Kabine gepresst!! Nutzte natürlich nichts. War innerhalb von Sekundenbruchteilen völlig durchnässt! Bis endlich mein Gehirn wieder einsetzte und ich erstmal das Wasser abdrehte. Nach und nach fand ich raus: Drehknopf auf 9 Uhr: Wasser von oben. Drehknopf auf 3 Uhr: Wasser aus den Düsen an der Wand. Drehknopf auf 6 Uhr: Handbrause.

Praktisch – Wenn man das Ding bedienen kann!

Um etliches schlauer geworden und gründlich durchweicht, aber immerhin mit frisch gewaschenen Haaren schlurfte ich dann zurück zum Wohnmobil. Es war ein wunderbar warmer Tag und die Haare waren schnell an der Sonne getrocknet.
Dann holten B. und ich an der Info-Theke 2 Fahrräder und 2 Helme. Da wurde ich leider ein bisschen zickig: Die Helme sahen allesamt so schmuddelig aus. So was Vergammeltes wollte ich nur äußerst ungern auf mein frisch gewaschenes Haar setzen! B. und der Fahrradverleiher wurden mittlerweile ziemlich ungnädig, weil ich mich so zierte. Schließlich siegte bei mir doch die Vernunft. Ich nahm den Helm, der am besten saß und damit basta! Nützte ja nichts. Das ist wie bei „Schere, Stein, Papier": Möglicher Schädelbasisbruch sticht frisch gewaschenes Haar!
Die erste Fahrt unternahmen wir am Vormittag nach Langenargen. So ein hübsches Städtchen! Zuerst kurvten wir durch den Yachthafen und staunten über sehr schöne Boote. Dann ging’s weiter zum Schloss Montfort und zu anderen sehenswerten Punkten in dieser kleinen Stadt. Ich war mal wieder überrascht, was für einen außergewöhnlichen Orientierungssinn B. doch hat! Ganz ohne Karte und nur „nach Gefühl" fuhr er voraus und fand die hübschesten Fleckchen. Beneidenswert! (Und das, obwohl ICH diejenige bin, die als Kind bei den Pfadfindern war!)

Schloss Montfort in Langenargen

Über die Mittagszeit kehrten wir zu Schnecke zurück. Ich nutzte die Mittagspause, um noch schnell im campingplatzeigenen Supermarkt ein paar Lebensmittel einzukaufen. Irgendwie „verdunsteten" die mitgenommenen Leckereien in unserem Wohnmobil geradezu! Also besorgte ich das Allernotwendigste: Saft, Cola, Schokolade und Kekse.
Nachmittags ging's dann nochmal auf kurze Tour nach Kressbronn an den dortigen Hafen. Auf dem Rückweg fuhr B. hinter mir und rief immer wieder: „ rechts“, „links", „nochmal links"… Ohne ihn würde ich bis heute noch durch die Ortschaften am Bodensee irren!

Per Rad nach Kressbronn

Spät am Abend zog ein Sturm auf. Am Bodensee gab es Sturmwarnung. Überall an den Ufern blinkten orange Lichter. War richtig gruselig. Alle Campingurlauber räumten die Dinge weg, die bei starkem Wind wegfliegen konnten. Was die Leute machten, die hier zum Zelten waren, entzog sich meiner Kenntnis, denn von unserem Fenster aus konnte ich diese nicht beobachten. Es war zuerst ganz ruhig, dann rauschte es wenige Augenblicke lang beängstigend laut. Das Geräusch und der Wind kamen direkt vom See. Und dann ging's los! Da war ich echt froh, dass wir in so einem großen, schweren Wohnmobil saßen und nicht in irgend so einem kleinen, klapprigen Ding. Trotzdem wackelte Schnecke nicht unerheblich hin und her. Hagel und Starkregen machten einen Höllenlärm auf dem Dach. Hin und wieder flog ein Ast auf unser Gefährt. Da zuckte ich jedes Mal ein bisschen zusammen. Aber passiert war im Endeffekt nichts.

5. Tag
Dieser Tag war der „Recherche" gewidmet. Da es nach dem Sturm noch recht kühl draußen war (so um die 17°), schaute ich im Internet nach,
a) Welche Klapp-e-Bikes für uns in Frage kamen
b) Wo Fahrsicherheitstrainings angeboten wurden
c) Welche Heckgaragen-Systeme es gab und wie sie angebracht werden konnten
d) Was Sonnenschutzmatten kosteten, die von außen aufgebracht werden

Zu a) Nachdem wir am Vortag so viel Spaß mit den Leihrädern gehabt hatten, war es klare Sache, dass wir uns eigene Räder anschaffen wollten. Unter den Campingnutzern war das Modell „Mobilist" deutlicher Favorit. Aber extrem teuer! Nur die Hälfte davon kostete ein „Swemo", hatte aber auch sehr ambivalente Kritiken im Netz. Ich beschloss, mich erst mal bei den beiden Händlern im Heimatort beraten zu lassen.
Zu b) Die Fahrstunde wenige Tage zuvor war rückblickend gar nicht so schlecht gewesen. Aber ich hatte noch das Bedürfnis nach „Fahren unter extremen Bedingungen“, also starke Kurven, wilde Bremsmanöver, regennasse Fahrbahn etc.
Internetrecherchen führten mich zur Firma Hymer, die in einigen Wochen ein solches Training im schwäbischen Münsingen anboten. Kurz mit B. gegengecheckt, er hatte auch Lust darauf und wir hatten beide an dem Wochenende Zeit. Also angemeldet. Leider erfuhr ich dann recht schnell, dass für 2019 sämtliche Kurse (egal bei welchen Anbietern) ausgebucht waren. Echt schade…
Zu c) Tja, unsere Heckgarage sah zu der Zeit noch ziemlich wild aus. Das war einfach nur ein großer, leerer Raum im Heck unserer Schnecke. Darin lagen Campingstühle, Fußhocker, Klapptisch, Kisten (voller Krimskrams), Schläuche, Gießkanne, Eimer und andere Utensilien einfach so in einem großen Durcheinander. Das widerstrebte uns natürlich sehr. Das sah nicht nur sehr unordentlich aus, sondern die Dinge gingen so auch ziemlich schnell kaputt! B. und ich sind jetzt aber handwerklich dermaßen ungeschickt, dass wir uns beide nicht zutrauten, „Airline-Schienen“ zu verschrauben. Jaha, du staunst, was für Begriffe ich plötzlich kannte! Airline-Schienen! Wir hatten beide Schiss, beim Verschrauben plötzlich durch die Karosserie zu brechen oder den Tank anzubohren. Beides nicht sehr empfehlenswert! Also informierte ich mich über Superkleber: Dank YouTube wusste ich schon bald alles über Sikaflex und Dekalin. Allerdings sind die Wände im Kofferraum alle nur mit Laminat beschichtet. Konnte ja sein, dass diese Produkte kleben wie der Teufel, aber wenn dafür das ganze Laminat abreißt, ist auch nicht viel gewonnen.
B. und ich beschlossen, erst mal die Fahrräder anzuschaffen, damit wir eine ungefähre Vorstellung von der Aufteilung der Heckgarage bekommen konnten.

Totales Chaos!

Zu d) Bisher hatten wir für die Frontscheibe ein Rollo heruntergezogen, das uns vor fremden Blicken, ganz gut vor Sonneneinstrahlung, aber nur ziemlich leidlich vor Wärme und Hitze schützte. Aber viel schlimmer: Wenn das Rollo unten war, bekam ich nicht mehr mit, was vor unserem Stellplatz los war!! Wenn ich was mitkriegen wollte, musste ich entweder aus den Seitenscheiben linsen oder rausgehen und vors Fahrzeug laufen, was mich sehr neugierig erscheinen ließ. Nun fand ich heraus, dass es Sonnenschutzmatten zu kaufen gab, die vor Sonne und fremden Einblicken schützte, aber die vom Innenraum her transparent waren. Was für eine praktische Erfindung!! Leider fand ich nichts Adäquates für unser vollintegriertes Mobil. Bei uns fehlte nämlich die Beifahrertür. Und die meisten Matten befestigte man, indem man sie in die Türe einklemmte. Auch empfand ich es als Nachteil, dass mit Einschalten der Innenbeleuchtung die Nachbarn ungehindert zu uns hineinsehen könnten. Hmmm, darüber wollte ich dann lieber nochmal nachdenken…

6. Tag
Sind gleich in der Früh zur Schiffsanlegestelle gefahren und mit der „Vorarlberg" nach Friedrichshafen geschippert. Herrlich!

Reise mit dem Schiff nach Friedrichshafen

Dort angekommen, enterten wir erstmal ein Cafe und gönnten uns ein kleines Frühstück.
Dann ging es zum Shoppen, weil ich meinen Rucksack zu Hause vergessen hatte und nun einen wollte, den ich immer im Wohnmobil lassen konnte. Beim Einkaufen ist B. immer sehr dünnhäutig, weil er das hasst! Da brauchte ich gar nicht zu fragen: „Wie findest du das oder das?“ Ich bekam immer nur ein unwirsches Brummen als Antwort. Also entschied mich schnell für ein veganes Modell:


Anschließend verbrachten wir einige Stunden im Zeppelin- Museum (gähn!). Aber Hauptsache, B. hatte seinen Spaß…

Friedrichshafen ist die Zeppelinstadt

Wenige Meter entfernt fanden wir ein Bio-Restaurant mit ausschließlich vegetarischen und veganen Gerichten. Ich nahm den Salatteller mit Frühlingsrollen und B. das Saitan-Steak mit Pommes. Um die Verdauung anzuregen, spazierten wir noch die Uferpromenade rauf und wieder runter. Inzwischen war es richtig heiß geworden, deshalb kauften wir uns ein megariesen Eis mit allem drum und dran und schlenderten gaaanz gemütlich zum Bahnhof, weil wir zurück mit dem Zug fahren wollten. An dem vermeintlichen Bahnhof angekommen stellten wir jedoch fest, dass dies gar nicht der Hauptbahnhof war, sondern irgendeine S-Bahn-Haltestelle. Jetzt hättest du mal sehen sollen, wie schnell wir beide von „völlig relaxed" auf „völlig gestresst" umschalteten! Da wir in Kressbronn wieder den Bürgerbus für die Rückfahrt zum Campingplatz bestellt hatten, mussten wir unbedingt diesen einen Zug erwischen. Glücklicherweise konnte B. erneut sein inneres Navi aktivieren und wir fanden mit nur wenigen Umwegen zum Hauptbahnhof. Allerdings hatte es um die 30° und bei dieser Hitze durch die Gegend zu rennen, war alles andere als erquicklich! Als wir uns endlich (3 Minuten vor Abfahrt!) schwer atmend die Sitze unseres Zuges fielen ließen, hatte mein Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate und ich sah aus, als würde mich gleich der Hitzschlag treffen. Mitleidige Blicke der übrigen Mitreisenden bestätigten diesen Eindruck. Die Dame, die uns gegenüber saß, bot mir ihren Sitz an, der im Gegensatz zu meinem Platz im Schatten lag. Das nahm ich natürlich gerne an!
Auf unserem Stellplatz angekommen, ließ ich erstmal kurz - nur ganz kurz! – die Klimaanlage im Wohnmobil auf volle Pulle laufen. Da drin hatte es sich nämlich tagsüber auf 37° aufgeheizt. B. legte sich auf einen Campingstuhl in den Schatten und ratzte sofort weg. Ich ging zum Duschen und Haare waschen. Jetzt waren wir froh um unseren schattigen Stellplatz. Um genau zu sein, hatte der Platz morgens und über die Mittagszeit durchaus Sonne, erst so ab 14 Uhr versteckte sich die Sonne hinter den Bäumen. Das war halt nicht so dolle, so lange es draußen noch nicht so warm war und man nach jedem Sonnenstrahl lechtzte. Inzwischen waren die Temperaturen aber durchaus im sommerlichen Bereich angelangt. Da waren die schattenspendenden Bäume genau richtig.

7.Tag
Ein paar Worte zur Kleiderordnung auf einem Campingplatz: Es gibt keine Kleiderordnung! Naja, irgendwie vielleicht schon. Denn wer hier „normal", im sagen wir einmal „Bürodress“ rumläuft, der wird kritisch gemustert. Hat der oder die sich etwa verlaufen? Gehört diese Person vielleicht zum Personal an der Rezeption? Was anderes ist kaum vorstellbar.
Habe mir für die Duschgänge ein Hängerchen und Flipflops besorgt, weil ich mich bekanntlich in der Duschkabine sehr ungeschickt anstelle und schnell mal alles nass wird. Wenn's kühler ist, kommt eine Fleecejacke drüber und Plastikclogs an die Füße. B. (und die meisten anderen Männer) watscheln in Bademantel und Saunalatschen übern Campingplatz. Kürzlich am Abend fiel mir ein, dass ich meine Zähne noch nicht geputzt hatte, steckte aber schon in der Schlafanzughose. Kein Problem! Ich fiel überhaupt nicht auf.

So würde ich zu Hause nicht einmal an den Briefkasten gehen. Auf einem Campingplatz sind Leggins und Plastikclogs durchaus salonfähig.

Auf dem Campingplatz Gohren gab es richtig viel Verkehr. Von folgenden Fahrzeugen wäre ich beinahe überfahren worden: Scooter (mit und ohne elektrischen Antrieb), Skateboards, Mono-Wheels, Segways, Hoverboards, VW-Buggys, Gokarts, Fahrräder (in der Regel mit Anhängern), E-Bikes, Dreiräder (für Erwachsene!), Liegeräder (teilweise mit 3 Rädern) und mehrere Rollstühle!! Man musste überall seine Augen haben und ständig auf der Hut sein, sonst wurde man kurzerhand über den Haufen gefahren. Die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit wurde einzig und allein von den Fußgängern eingehalten. Ein solches Verkehrsaufkommen hätte eigentlich einen eigenen Verkehrspolizisten erfordert.
An diesem Tag fielen über das Nachbargrundstück 8(!) junge Männer/Jugendliche ein. Sie qualmten alle(!) wie die Schlote, bauten Zelte auf und waren offenbar mit dem Ziel gekommen, es richtig „krachen" zu lassen und Party zu machen. Da waren B. und ich uns ziemlich schnell einig, schon eine Nacht früher nach Hause zu fahren. Es war schließlich was anderes, ob nachts irgendwo auf dem Gelände Partys gefeiert wurden oder in direkter Nachbarschaft, eine Armlänge von deinem Bett entfernt.
Also schnell an die Rezeption, bezahlt, eingepackt und losgefahren. Es war im Gegensatz zur Hinfahrt eine super entspannte Reise. Wir gaben ins Navigationsgerät ein „Keine Maut“ und „Keine Autobahn“. Nachdem wir dann den Bodensee passiert hatten, löschte ich diese Vorgaben wieder heraus und alles klappte hervorragend. Es war so toll: Abends war kaum mehr Verkehr, wir reisten sozusagen dem Sonnenuntergang entgegen, es war nicht mehr so furchtbar heiß und wir kamen irgendwann nach 22.00 Uhr zu Hause an.
Unser Fazit: Das nächste Mal lieber wieder einen kleinen Campingplatz wählen. So große Plätze wie der in Gohren sind uns zu laut und zu wild. Dafür fühlen wir uns einfach nicht mehr jung genug...

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