Samstag, 8. Juni 2019
Von unseren Reisen mit unserem ersten eigenen Wohnmobil
Falls es irgendwen interessiert: Das Wohnmobil ist ein Ixeo von Bürstner, es ist 7,50 m lang, 2,50 m breit, 3 m hoch und wiegt leer 3,28 t. Ein ganz schön großer Brocken, den wir uns da zugelegt haben.
Wir haben diesen stolzen Besitz auf den Namen „Schnecke“ getauft. Erstens ist das griffiger und schneller gesprochen als „unser Wohnmobil“ und zweitens bin ich ein Mädchen und Mädchen geben schließlich all ihren Spielzeugen einen Namen.
Ich erzähle von den Pleiten, dem Pech und den Pannen mit Schnecke ebenso wie von den schönen Momenten.
Die Geschichten sind aufgeschrieben für alle, die sich für das „Abenteuer Wohnmobil" interessieren. Ich habe sie auch aufgeschrieben für alle, die uns ein bisschen kennen und die mitfühlen bei unseren unseren verzweifelten Versuchen, mit viel Spaß und trotzdem in Würde zu altern.

Schnecke - Als wir sie abholten

Tag X – Als wir Schnecke abholen durften
6 Monate mussten wir von der Bestellung bis zur Fertigstellung unseres neuen Wohnmobils warten. Für jemanden wie mich, die über keinerlei Fähigkeiten zum Bedürfnisaufschub verfügt, eine ganz schön harte Zeit! Das halbe Jahr verbrachte ich mit dem Lesen von Campingblogs, Campingzeitschriften, Campingplatzführern und mit dem Ansehen von Campingreportagen im Fernsehen und auf YouTube. Und mit Freuen!
Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich den Händler nur 3-mal in dieser Zeit genervt habe mit meinen Fragen, wann es denn endlich soweit sei! B. kennt mich sonst nicht so zurückhaltend.
Anfang Mai war es dann so weit. Dann ging plötzlich alles hopplahopp. Der Anruf kam und innerhalb einer Woche mussten wir die Anzahlung (per Blitzüberweisung) tätigen, die Anmeldung inklusive Nummernschild wurde im Hauruckverfahren über ein Zulassungsbüro organisiert und einen fester Stellplatz (auch für den Winter) brauchten wir auch noch.
Montag kam der Anruf, bis Samstag hatten wir alles erledigt und wir holten unsere Schnecke ab.
2 Stunden lang dauerte die Einweisung in alle Funktionen und die Übergabe der Papiere! Man versprach uns, dass wir bei Problemen jederzeit anrufen könnten. Da war uns aber noch nicht klar, dass Probleme sich keineswegs an Geschäftsöffnungszeiten halten, sondern generell zu Unzeiten auftauchen: nachts oder an Sonn- und Feiertagen! Ich werde noch davon berichten….
Das erste Problem tauchte nach etwa 10 Minuten auf der Autobahn nach Hause auf: B. fuhr auf einen Rastplatz, weil er im Rückspiegel eine klappernde Türe sah. Die war schnell abgeschlossen, aber nun stellten wir fest, dass die Seitentüre händisch (also mit dem Steckschlüssel) nicht abschließbar war. Wir riefen sofort beim Autohändler an, aber der war schon ins Wochenende gegangen! Wir fanden dann später heraus, dass man die Seitentüre nur von innen oder mittels der Zentralverriegelung abschließen konnte. Reichte ja mal fürs Erste. War dennoch unbefriedigend.
Das Wohnmobil parkten wir zunächst einmal in einer Seitenstraße im Ort. Ich hatte solche Sorge um unsere Schnecke! Ganz unbewacht und so weit von uns weg! Ich machte in dieser Nacht kein Auge zu. In meinen Albträumen sah ich wilde Graffiti auf die reinweißen Seiten gesprüht. Oder noch schlimmer: Verschwunden und irgendwo an der polnischen Grenze ausgeschlachtet und ausgebrannt wieder aufgetaucht! Horror! Sonntagmorgen hielt ich es um 6.00 Uhr nicht mehr aus. Ich zog mich schnell an und lief im Dauerlauf zu der Stelle, wo ich das Schlimmste vermutete. Da stand sie völlig unberührt! B. lachte sich fast kaputt.
Dennoch war ich heilfroh, als wir Montag unser Wohnmobil auf ein abgeschlossenes Gelände stellen konnten. Dort hat es jetzt sein Zuhause.

Zwei Tage vor unserer ersten Reise
Ich habe alles Mögliche in unsere „Schnecke" geräumt. Die Betten bezogen - überlegt, wohin wohl die Schuhe passen – die Gewürze in kleine Körbchen verpackt – festgestellt, was ich UNBEDINGT noch kaufen muss… (Zum Beispiel weitere, mittelgroße Körbchen, die perfekt in die Oberschränke passen und verhindern, dass bei B.s rasanten Überholmanövern alles hin und herpurzelt.) Solche Dinge eben. Natürlich habe ich mir auch überlegt, wo ich apfelgrüne Akzente setzen möchte.
Habe ich schon erwähnt, dass ich beschlossen habe, das Braun/Beige/Creme, in dem jedes, aber auch wirklich jedes Wohnmobil verkauft wird, durch eine bestimmte Farbe etwas aufzulockern? Ich habe mich für Apfelgrün entschieden, weil sich
a) diese Farbe so nach gesundem Obst anhört, und ich ja sonst nichts für meine Gesundheit tue,
b) es unglaublich viel in der Farbe gibt. Geh mal in TEDI, du wirst schon sehen…
c) sich die Farbe ausgesprochen gut eignet, mit braun/beige/creme so etwas wie Eleganz (!!!) in unsere Schnecke zu zaubern.
Das macht auf jeden Fall einen Heiden Spaß. Man fühlt sich wie Tine Wittler oder wie Eva Brenner, nur ist eben alles ein bisschen überschaubarer. Ich kann jeder frustrierten Frau nur empfehlen, ihr Nervenkostüm durch das Neueinrichten eines überschaubaren Raumes zu therapieren. Ist wahrscheinlich eh günstiger…
Ich habe solche Saugnapf-Haken überall dort angeploppt, wo ich glaubte, dass sie praktisch wären. Habe sogar eine kleine Lichterkette angebracht. Von meinem letzten Geburtstag hatte ich davon eh noch jede Menge übrig.
Und Stück für Stück habe ich damit unser neues Wohnmobil zu unserem neuen Zuhause umgewandelt.

Der Abend vor unserer ersten Reise
B. und ich wohnen in einer schmalen, verkehrsberuhigten Straße, wo es quasi unmöglich ist, ein 7,50 Meter langes und 2,50 Meter breites Wohnmobil einfach auf der Straße stehen zu lassen. Keine Parkbucht, kein Gehweg, kein gar nichts. Allerdings hat auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Drogeriemarkt seine Anlieferzone. Und in die passt unsere Schnecke perfekt hinein! Längs oder quer, in beiden Richtungen steht das Wohnmobil wie eine Eins! Selbstverständlich nur nach Ladenschluss, und der ist erst um 20.00 Uhr.
Also konnten wir Schnecke erst nach 20.00 Uhr holen.
Erste Amtshandlung: Gasflaschen anschließen. Die hatten wir schon Tage zuvor besorgt und in der Gartenhütte zwischengelagert. „Kann ja nicht so schwer sein“, denkst du jetzt vielleicht. „Kann sehr schwer sein!“, muss ich da antworten. Es war zum Haare ausraufen und wahnsinnig werden, denn auch nach einer Stunde hatten weder Kühlschrank noch Herd auch nur ein kleines bisschen Gas. Inzwischen waren Nachbarn zur Hilfe geeilt, die zwar auch keine Ahnung von der Gasversorgung eines Wohnmobils hatten, uns aber immerhin seelisch und moralisch die Suche nach der Fehlerbehebung erleichterten. Ich persönlich gehe auftauchende Probleme ja gerne mit Hilfe eines Handbuches an. Handbücher werden von Menschen verfasst, die genau wissen, wie die Dinge zu funktionieren haben. Ich glaube, damit ist alles gesagt…. Uns auf jeden Fall brachte die Anleitung erst mal nicht weiter. Nach einer weiteren Stunde waren die Nachbarn mit ihrem Latein und mit ihren Nerven am Ende und zogen von dannen, enttäuscht, weil sie uns doch so gern geholfen hätten.
Ich schaute mir im Handbuch zum gefühlt hundertsten Mal das Bild von einem ominösen Sicherheitsschalter an, der vielleicht (!!) in unserem Modell auch eingebaut wurde, den wir aber trotz intensiver Suche einfach nicht finden konnten. Langsam dämmerte mir, dass ich den beim Einräumen doch schon mal gesehen hatte. Aber wo? Etwa beim Betten beziehen? Tatsächlich! Am Fußende des einen Bettes war ein Sicherheitsschalter für die Gaszufuhr! Und der war -wie soll es anders sein?- auf „aus" gestellt! Ich sag jetzt mal nichts zur Sinnhaftigkeit eines solchen Platzes. Du kannst dir denken, was ich denke, oder?
Inzwischen war es weit nach 22.00 Uhr. Ermattet hingen wir in unseren Polstern. Wir hatten quasi nichts von den Dingen geschafft, die wir uns vorgenommen hatten. Ich hatte die spontane Idee, unser Wohnmobil zu taufen und ging zum ersten Pinkeln auf die Toilette. „Schwerer Fehler“, wirst du jetzt denken. Aber du bist ja auch nicht erschöpft vom vielen Nachdenken und Suchen und hast auch nicht die Euphorie, weil du den scheiß Schalter gefunden hast. Nein, du sitzt völlig entspannt auf deinem Stuhl und fragst dich entsetzt, wie man denn aufs Klo gehen kann, wenn noch gar kein Wasser aufgefüllt wurde. Tja, das habe ich mich auch gefragt, aber leider erst NACH dem Pinkeln und verzweifelt-die-Spülung-drücken. Kichernd gestand ich B. mein Malheur. „Ist schließlich kein Problem, gehe ich halt schnell eine Gießkanne mit Wasser holen.“ Doch noch bevor ich losdüste, hielt mich B. auf und fragte mich mit leichtem Zucken am rechten Augenlid, ob ich denn daran gedacht hätte, VORHER die Klokassette mit dem entsprechenden Hebel zu entriegeln. - Natürlich nicht! Solche Details vergesse ich leider immer wieder! B. erklärte mir dann geduldig, dass mein Geschäft sich somit seinen Weg wohl in den Unterbau unseres Wohnmobiles gesucht habe. Als er meinen entsetzten Blick bemerkte, versuchte er mich zu trösten: „Es ist ja warm. Das ist bestimmt schon bald alles verdunstet!“ Jetzt hatten wir beide aber keine Lust mehr. Es war inzwischen ja auch stockfinster geworden und so wollte B. nur noch schnell die Schnecke in eine Ecke parken. Ich sollte ihn einweisen. Mit größtmöglichem Armbewegungen und wildem Herumrudern wollte ich ihm Zeichen geben, dass er noch weiterfahren könne. B. fuhr noch etwas ruckhaft, das Gaspedal hatte er noch nicht so im Griff, es kam also wie es kommen sollte: Plötzlich schoss das Fahrzeug nach hinten, direkt auf eine Betonrampe zu. Aus Leibeskräften brüllte ich „Stopp!“ und vermutlich stand die gesamte Nachbarschaft vor Schreck in ihren Betten. Es war inzwischen so gegen 23.00 Uhr. Der Schnecke war nichts passiert, sie stand 1A auf dem Grundstück des Drogeriemarktes!
Aber jetzt begann B.s „Kampf mit den Türen.“ Ja, es ist richtig, die Türschlösser sind eine Wissenschaft für sich. Aber trotzdem: Gewalt ist doch keine Lösung!! B. öffnete also jede Türe (von denen es 7 an unserem Fahrzeug gibt) und donnerte sie mit viel Schmackes wieder zu, damit sie auch wirklich, wirklich zu war.
Ich weise an dieser Stelle noch einmal auf die späte Uhrzeit hin! Aber wir haben ja eine wirklich bezaubernde Nachbarschaft, die durchaus als tolerant zu bezeichnen ist…
Kurz vor Mitternacht waren wir dann endlich im Bett. Ich stand noch einmal auf, lief ins Wohnzimmer um Schnecke einen stillen Gute-Nacht-Gruß zu senden und entdeckte doch tatsächlich, dass sie wie von innen heraus leuchtete! Ich holte also B. aus dem Bett. Wir waren uns sicher, dass das Leuchten nicht von Schneckes strahlender Schönheit kam, sondern dass wir schlichtweg vergessen hatten, ein Licht zu löschen. (Zu den vermaledeiten Lichtschaltern werde ich mich später noch ausführlich äußern…) B. zog sich also geschwind etwas Warmes an, lief über die Straße und fand schnell die Lampe, die da noch leuchtete. Nicht ganz so schnell fand er den Schalter, der für dieses Licht zuständig war. Nach einer gefühlten Ewigkeit (während ich also im warmen Wohnzimmer stand und das Spektakel durchs Fenster beobachtete), konnte B. das Licht löschen. Schließlich donnerte er die Seitentüre zu, ich schloss ergeben die Augen und es kehrte tatsächlich Nachtruhe bei uns ein!

Erster Reisetag
Eigentlich wollte ich so gegen 8.00 Uhr los, damit wir noch möglichst viel vom Tag auf dem Campingplatz haben würden. Aber da musste ja noch Wasser aufgefüllt, das Navi programmiert und noch diverser Kleinkram erledigt werden. Wasser auffüllen war zumindest theoretisch kein Problem. Aber wie viel? Höchstens halb voll, hatten wir beschlossen. Wir wollten nicht zu viel Gewicht auf der Fahrt mit uns herumschleppen, aber auch nicht völlig auf dem Trockenen sitzen. Es gibt eine computergesteuerte Füllanzeige, die sich – Achtung – im (!) Fahrzeuginneren befindet! Also Schlauch einhängen, warten, ums Fahrzeug herumtraben, einsteigen, die Anzeige anwählen, auf den kleinen Monitor starren, wieder aussteigen, zurück zum Einfüllstutzen und kontrollieren, ob der Schlauch noch in den Tank ragt (der macht sich nämlich ganz gern auch mal selbstständig…), wieder zurück zur Anzeige im Fahrzeuginneren… Irgendwann war der Tank zu 25% voll. Ich rollte den Schlauch zusammen und versorgte wieder alles. Dann wollte ich den Rest des Gepäcks holen, doch B. rief mich zurück: Ob ich schon gesehen hätte, dass das Fahrzeug Wasser verliert? Ich konnte es kaum glauben: Mein sorgfältig eingefülltes Wasser plätscherte etwas weiter vorne aus dem Fahrzeugboden munter wieder heraus! Da half kein Lamentieren, wir mussten uns auf Fehlersuche begeben. Glücklicherweise fiel B. ein, dass er irgendwann in den vergangenen Minuten einen Schalter umgelegt hatte, auf dem ein Eiskristall abgebildet war. Offensichtlich hatte er die manuelle Sicherung für den Schutz gegen Frostschäden ausgelöst. Dann wird nämlich sämtliches Wasser abgelassen, damit die Leitungen bei Frost nicht platzen. Also musste der Schalter wieder in Ausgangsposition, ich rollte noch einmal den Schlauch aus und befüllte den Tank sicherheitshalber zu 50%. Dann noch schnell den Rest Kleinkram einpacken („Jetzt doch noch die weißen Espandrilles… und -huch- fast hätte ich die Töpfe vergessen!“), 2 Käsebrote schmieren und um 10.15 Uhr konnte unsere erste Fahrt losgehen!
Nach 3 ½ Stunden waren wir in Champagnat in Frankreich in einem Campingressort angekommen. Die Fahrt war größtenteils ereignislos gewesen. Allerdings mussten wir erfahren, dass man immer zuerst tanken muss, bevor man sich auf dem Parkplatz ein bisschen die Beine vertreten kann. Sucht man nämlich als erstes einen Stellplatz auf, kommt man nicht mehr an die Tankstelle zurück! Wieder was gelernt… Wir haben auf der Fahrt mehrere Stellplätze beziehungsweise Tankstellen angefahren, jedoch auf keinem einzigen haben wir Platz für unsere Schnecke gefunden. Schließlich blieben wir einfach in einer Tankbucht stehen! War eh' keiner hinter uns und B. konnte sich mal strecken und die müden Glieder schütteln. Die Parkplätze waren von Hunderten LKWs belegt, die teilweise bis auf die Autobahn hinaus parkten. Es war Feiertag in Frankreich.
Der Campingplatz gefiel uns auf Anhieb. Alle Parzellen sauber und gepflegt. Unser Stellplatz mit Blick direkt aufs Wasser. Naja, relativ direkt, weil man zwischen 2 Blockhäuser linsen musste. Die Parzelle nebenan bewohnte eine Schweizer Familie. Also fast wie daheim: In direkter Nachbarschaft zur Schweiz!

Blick vom Stellplatz

Das Aufstellen des Wagens war gar nicht so einfach, weil es uns nicht gelang, den Boden in die Waagerechte zu bringen. Lag wohl daran, dass wir keine Auffahrkeile dabei hatten. Die Keile im Kofferraum hatten wir dafür gehalten, die waren aber in Wirklichkeit Bremsklötze! Jetzt schliefen und aßen wir halt ein bisschen in Schieflage. Natürlich verloren wir nach dem Aufstellen wieder mal Wasser. Es bildete sich eine große Pfütze unter dem Wagen. Keine Ahnung, was der Auslöser war, aber nachdem wir den Tank nahezu voll gemacht hatten, war Ruhe.
Die nächste Aufregung gab es, als ich warmes Wasser haben wollte. B. brauchte eine kleine Ewigkeit, bis er herausgefunden hatte, wie er den Warmwasserboiler in Schwung bringen konnte.
Ich war es inzwischen so leid, mich ständig mit dieser bescheuerten Technik auseinandersetzen zu müssen, dass ich von da an nur noch auf „stand-by-Modus" lief. Wenn ich etwas brauchte, musste B. sich darum kümmern. Mein Bedarf an technischem Schnickschnack war -vorerst- gedeckt.
Am ersten Abend kochte ich unser Lieblingsessen: Spaghetti mit Tomatensoße (aus dem Glas). Also echt typisch französische Küche! Zur Ehrenrettung muss gesagt werden, dass wir dazu einen sehr guten französischen Rosé tranken. Einen Spaziergang über den Campingplatz lehnte B. rundheraus ab. Er schmiss sich in einen unserer nagelneuen Camingstühle, kippte ihn nach hinten und war ratzfatz eingeschlafen.

Völlig erschöpft!

Später raffte er sich nur dazu auf, in sein Bett zu gehen und dort weiterzuschlafen. Also machte ich meine Runde über den Platz alleine. Bin auch zu dem Badesee gelaufen und habe mir gleich die Schuhe ausgezogen. Heißer Sand zwischen den Zehen und dann durchs kühle, glasklare Wasser waten! Mir entfuhr ein tiefer Seufzer: So müssen sich Ferien anfühlen, oder?

Die Füße in den warmen Sand gegraben...

Bei der abendlichen Toilette wurde mir schnell klar: Dusche und Bad im Campingmobil sind definitiv nur absolute Notbehelfe! Alles irrsinnig klein und unbequem! Da muss man ganz schnell lernen, Abstriche bei der gewohnten Körperhygiene zu machen.
Später, viel später, wollte ich mich dann auch ins Bett legen. Ich schaffte es jedoch nicht, alle Lichter auszulöschen. Ich konnte einfach nicht den richtigen Schalter finden! Ich fluchte so laut vor mich hin, dass B. aufwachte und wir uns gemeinsam auf die Suche machten. Des Rätsels Lösung: Manche Lichter haben einen Dimmer! Nur kurz drücken bringt da gar nichts! Man muss ganz lange drücken und wenn das Licht kurz vor dem „Kippen" ist, dann noch einmal kurz drücken. Wer weiß denn so was???

Zweiter Reisetag

Beim Tippen

Schon vorab lässt sich sagen: Wir blieben von den bisher üblichen Pleiten, Pech und Pannen verschont! Morgens holte ich erst einmal die Tags zuvor bestellten Croissants und Schokobrötchen und kaufte ein Passwort fürs WiFi für 48 Stunden. Viele Stunden verbrachten wir mit Lesen und Schlafen. Wir legten Listen an: Was wir uns unbedingt vor der nächsten Reise noch ins Wohnmobil legen müssen.
Zum Beispiel empfiehlt sich eine Kleiderbürste zum Reinigen der Campingstühle, denn die Polster sind zwar sehr bequem, aber es verfangen sich auch allerlei Flugsamen und Blüten im Stoff. Auch ein Bademantel (für B.) und eine Art Kaftan oder sehr weites Kleid (für mich) helfen, wenn man sich gegen die eigene Winzdusche und für die großzügige Gemeinschaftsdusche entschieden hat. Einfach überwerfen und nicht einbeinig versuchen, mit feuchter Haut in die Hose zu schlüpfen, ohne dass die Hosenbeine das Wasser vom nassen Boden saugen! Wir haben auch noch nicht die optimale Art herausgefunden, wie man von Außenschuhen auf Hausschuhe (Schneckenschuhe?) umwechselt. Wir wollten mal einen Hocker/Tritt vor dem Eingang probieren, um die Schuhe abstellen zu können. Die chemische Toilette braucht für den beizufügenden Zusatz 3 Liter Wasser. Ich wollte also eine Gießkanne, die 3 Liter fasst, um nicht ständig 3-mal mit einem 1-Liter-Gefäß hin und hertraben zu müssen. Ein Wäscheständer mag vielleicht wie Luxus erscheinen, aber wir hatten ständig feuchte Handtücher oder Putzlappen, die auf einer Schnur hingen, die wir zwischen 2 Bäumen gespannt hatten. Für den Fall einer baumlosen Parzelle wollten wir auf jeden Fall etwas zum Wäschetrocknen haben.

Improvisierte Wäschehänge

Manche Dinge habe wir gleich bei Fritz Berger bestellt. Das ist ein Campingausstatter. Bei dem haben wir inzwischen schon so viel Geld liegen lassen, dass ich dort eine Kundenkarte, eine Rabattkarte und ein Kundenkonto habe! Früher oder später wird man mich dort mit Namen begrüßen! Was wir bestellt haben, wird nächste Woche schon zu Hause angeliefert und ist also für die nächste Fahrt schon parat: Zwei warme Fleecejacken für B., denn die Morgen- und Abendstunden sind doch noch sehr frisch, 2 faltbare Kochtöpfe (ja, sowas gibt's tatsächlich!) und zwei Auffahrkeile, die wir bei einem Spaziergang über den Platz bei vielen Wohnmobilen entdeckt und für praktisch erachtet hatten.
Zur Mittagszeit bestand ich darauf, dass wir die Sonnenmarkise ausfuhren. War kein Problem. Hatten wir schon geübt. Jetzt sollte aber zusätzlich ein Abspanngurt dran, damit bei einer plötzlichen Windböe nicht das ganze Stoffdach abhebt. Jetzt begann die Tüftelei: Wir probierten mehrere verschiedene Varianten, den Gurt zu verspannen und zu verankern. B. hämmerte unzählige Male die Erdanker in den Boden. Mal hier, mal da. Bis der Platz wie ein Schweizer Käse aussah… Dieser Gurt wurde in einer Verpackung geliefert, auf der eine wunderschöne Sonnenmarkise abgebildet war. Und zwar völlig ohne Abspanngurt! In der Verpackung fehlte jegliche Anleitung. Auch eifrige Recherche im Netz brachte uns keine Erkenntnis. Wir haben es dann irgendwie frei nach Schnauze gewickelt, gebunden und verknotet. Ich habe zum Schluss probeweise eine starke Windböe gespielt, heftig an der Markise gerüttelt und sie hielt! Unsere Campernachbarn hatten ganz andere Gurtsysteme, einfach mit 2 Haken rechts und links an der Markise angebracht und im Boden verankert. Wieder was gelernt…

Verspannt und vergurtet

Nachmittags wollte ich unbedingt schwimmen gehen. B. musste mich begleiten, um auf meine Sachen aufzupassen und eventuell die Seenotrettung zu alarmieren. Er wollte derweil Naturfotografien machen. Dass aus beiden Plänen nichts wurde, versteht sich von selbst…
Ich watete ins Wasser und machte – wie ich eben so bin – ein großes Geschrei und Gewese. Ich bin eine richtige Memme, wenn mein „Badewasser" nicht mindestens 25 Grad hat. Ein See Ende Mai hat natürlich niemals diese Temperaturen, egal wie warm es draußen ist. Also, du kannst es dir ausmalen: Ich jammerte, bibberte, schlug mit den Armen um meinen Oberkörper… Ganz großes Kino eben! Toller Unterhaltungswert für sämtliche Badegäste. Bis zur Brust schaffte ich es ins Wasser, dann sprintete ich in Rekordzeit zurück ans Ufer und rief B. schon von weitem zu: „Schnell, das Handtuch! Ich erfriere!“ B. ist ja manchmal ein ganz Lieber. Er meinte verständnisvoll, dass es besser so wäre, schließlich hatte ich ja erst einen schweren grippalen Infekt und da wäre die Kälte bestimmt schädlich für meine Gesundheit. Zustimmend nickend folgte ich ihm, denn B. wollte ja noch Pflanzen und Getier am Seeufer fotografieren. Leider, leider hatte er die falsche Speicherkarte dabei. Die war nämlich voll! Gewissermaßen unverrichteter Dinge zogen wir wieder Richtung Stellplatz, wo wir schon sehnlichst von unserer Schnecke erwartet wurden.
Nach einer gründlichen Dusche in den campingplatzeigenen Anlagen las ich noch etwas in meinem Krimi, bis es Zeit wurde fürs Abendessen. Ich hatte in der „Strandbar" einen Tisch für uns beide reserviert. Wir tranken ein Gläschen Cremant, Rotwein und Wasser, aßen Burger und Fritten und wollten zum Nachtisch noch ein großes Eis. B. hat's auch richtig gemacht, ich jedoch hatte ein „Coupe fraises" bestellt und erwartete einen leckeren Erdbeerbecher. So mit Eis, Sahne, Erdbeeren und Waffel. Wie ich's halt aus Deutschland kenne. Nix da! Coupe fraises ist ein Glas voller Erdbeeren mit sonst nix! Nicht mal Zucker! Naja, dieses Dessert war wenigstens gesund. Hab mir natürlich nichts anmerken lassen und so getan, als ob ich genau das gewollt hatte…
Überrascht war ich von den Preisen. Knapp 70,00 Euro für zwei Personen kenne ich von zu Hause, wo an der Grenze zur Schweiz alles sehr teuer ist. Aber eine Strandbar auf einem Campingplatz???

Urlaub macht durstig!

Als ein Alleinunterhalter anfing, die Hits der 80er zu singen, verließen wir fluchtartig das Restaurant. Noch ein bisschen gelesen und dann ab ins Bett.
Zu den Betten ist zu sagen, dass sie zwar lang genug, aber doch sehr schmal sind. Wildes Hin- und Hergewerfe und -gerolle ist da nicht! Wir haben dann beschlossen, uns kleinere Kopfkissen zu kaufen. 80x40 cm spart schon wieder Platz in einem so kleinen Bett.

Dritter Reisetag
Wieder ganz gut geschlafen. War überrascht. Aber in fremder Umgebung schlafe ich meist besser als Zuhause.
Heute morgen war denn auch unser WC das erste Mal voll. Wurde netterweise über eine rote Leuchte angezeigt. Also habe ich die Kassette rausgewuchtet und war sehr überrascht, wie schwer das Ding doch war! Kurz hatte ich die Befürchtung, dass mir die Kassette aus der Hand fällt, kaputt geht und die ganze Sch…. rausläuft. Das Kassettenfach befindet sich auf der linken Seite des Wohnmobils, die zeigte sozusagen zum „Freisitz“ unserer nächsten Nachbarn. Und die beobachteten mich natürlich mit Argusaugen. Und zwar die ganze Familie! Aber es ging alles gut. Die Kassette hat einen ausziehbaren Griff (sehr praktisch!). Damit konnte ich den „Pipitrolley" hinter mir herziehen. Beim Sanitärtrakt gab es eine Entsorgungsstation. Dort hatte ich schon am Vortag unauffällig beobachtet, wie die anderen das Entleeren vornahmen. Ging ganz easy. Roch auch nicht schlimm oder so. Mit klarem Wasser ein paar Mal ausspülen, zurückrollern, eine Chemiebombe reintun, mit 3 Litern Wasser auffüllen, ins Fach zurückschieben und das war's. C'est bon, wie der Franzose sagt.
Später am Vormittag wanderte ich einmal um den See, an dem wir campierten. So schön!

Leider musste ich alleine laufen, weil B. noch einen Stapel Mathearbeiten korrigieren musste. Hat er sich extra mitgenommen, weil seine Schüler dringend darauf warteten. War aber nicht so schlimm, weil ich eh gerne in meinem eigenen Tempo unterwegs bin. Wer schon einmal mit einem begeisterten Fotografen unterwegs war, weiß wovon ich rede...
Nachmittags sollte ein kleiner Markt mit lokalen Erzeugnissen auf dem Gelände stattfinden. Die Betonung lag auf „klein"! Es gab 3 Stände: Würste, Käse und Oliven. Ich habe mich da gefragt, ob in diesem Teil Frankreichs wirklich Oliven wachsen. Aber sei's drum. Wir haben 2 Stückchen Ziegenkäse gekauft und in der Bar nebenan noch ein Eis am Stiel. Über den Geschmack des Käses kann ich nichts sagen, weil B. ihn sich relativ schnell einverleibt hat.
Abends gab es Ravioli aus der Tüte. Wahrlich keine kulinarische Offenbarung. Aber mit viel frischem, französischen Baguette war's essbar.
Danach räumten wir schon ein bisschen zusammen und entdeckten beim Einkurbeln der Sonnenmarkise eine lose Schaumstoffleiste, die vom Dach hing. B. sagte, die habe er schon entdeckt, als wir hier ankamen. Echt jetzt? Schon wieder ein Problem? Da wir keine Leiter hatten, konnten wir nicht nachsehen, wozu diese Leiste diente. Also schubste B. das Ding wieder zurück aufs Dach und wir versuchten die Angelegenheit zu ignorieren.
Zur Ablenkung lud ich B. noch zu einem Sundowner in die Bar ein. Während ich mir einen Tequila Sunrise genehmigte, schlürfte B. seinen Mojito. (Leider gibt es davon kein Beweisfoto, weil ich das Handy im Wohnmobil liegen gelassen hatte. Du musst das jetzt einfach so glauben.)
Ein würdiger Abschluss für einen letzten Abend auf der „Domain de louvarel“!

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