Freitag, 22. April 2022
14. Reise
Zwei Tage bevor wir Richtung Gardasee losfahren wollten, stellte B. fest, dass was mit der Wohnraumbatterie nicht stimmt. Trotz Stromzufuhr war sie ständig leer. Also suchte er fieberhaft eine Werkstatt, die zufällig eine solche auf Lager hatte. Unser Wohnmobil-Händler war bei der Suche behilflich und schließlich wurden wir bei einer Womo-Werkstatt in Bad Krozingen fündig. Schnell hingefahren und für 400,00 Euro eine neue Batterie eingebaut. Glücklicherweise nahm sich der Händler so kurzfristig auch die Zeit dafür! (Zum Auswechseln der Batterie muss der Beifahrersitz abgeschraubt werden!!)
Ein Tag bevor wir losfuhren, wollten wir noch volltanken. B. fuhr rückwärts schräger als sonst auf die Straße raus. Kein Problem, schließlich stand ich hinter dem Fahrzeug und passte auf. Beim vorwärts Losfahren jedoch schwenkte das Heck so weit aus, dass es unseren Zaun streifte und "peng" riss es ein seitliches Positionslicht ab! OMG!!! Ein weiterer Werkstattbesuch war so kurz vor der Urlaubsfahrt natürlich nicht mehr möglich. Also haben wir das Licht kurzerhand mit UHU angeklebt. Dass es nicht mehr funktioniert, fällt bestimmt niemandem auf...

1.Tag
Mein Vorschlag, dass wir bereits um 6.00 Uhr morgens losfahren, wird von B. als untauglich abgetan. Also reisen wir um 7.45 Uhr ab Richtung Gardasee. Für die rund 500 km veranschlagen wir etwa 6 Stunden Fahrzeit.
Gegen 10.00 Uhr auf dem Weg zum Gotthard hören wir im Radio, dass der Stau vor dem Tunnel bereits 2 Stunden Wartezeit kostet. Es wird dringend empfohlen, die Sankt-Bernardino-Route zu nehmen. Da wir bereits im ersten Stau stehen, stellen wir kurzerhand das Navi um und nehmen einen Umweg von 1,5 Stunden in Kauf. Es läuft aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens langsam, aber es läuft. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön.


Mit Blick auf die Alpen

Bei Lugano kommt der zweite große Stau, als wir über die Grenze nach Italien fahren. Und ab da fahren wir gefühlt von einem Stau in den anderen! Hinzu kommen die vielen Mautstationen, wo man auch noch ewig warten muss. Mal wird nur Kreditkarte akzeptiert, mal nur Bargeld. Beides muss immer parat liegen. Das nächste Mal werden wir sicherlich besser vorbereitet sein und uns bei dem System (Mautbox Telepass) schon vorher anmelden!

Irgendwann zeichnet sich ab, dass wir es unmöglich bis 19.00 Uhr zum Campingplatz schaffen werden. Laut Unterlagen wird dann das Büro schließen und wir können nicht mehr auf unsere Parzelle. Ich versuche also, dort anzurufen. Niemand nimmt das Telefon ab. Also schreibe ich übers Handy eine E-Mail.

Inzwischen geht auch langsam der Sprit aus! Wir überlegen, ob wir es wagen sollen, ohne Tanken einfach durchzufahren, um so schnell wie möglich am Campingplatz anzukommen. Damit gehen wir das Risiko ein, gegebenenfalls irgendwo ohne Kraftstoff liegen zu bleiben.
Inzwischen ist der Feierabendverkehr so langsam vorbei und wir kommen zügiger voran. B. brettert verbissen über die Stadtautobahnen. Da erreicht mich die Antwort vom Campingplatz: Wir können bis 22.00 Uhr ankommen! Wir jubeln und freuen uns und fahren erstmal die nächste Tankstelle an.

19.20 Uhr sind wir dann endlich da. 11,5 Stunden Fahrt ohne Pause. Jetzt spürt B. doch die Müdigkeit und Erschöpfung.

Trotzdem wird noch schnell aufgebaut: Strom einstecken, Stützen und Markise ausfahren, Teppich auslegen, Tisch, Stühle und Hocker aufstellen, Wäscheständer aufklappen. Dann will B. noch die Fahrräder auspacken, aufklappen, auf die Seite stellen und abschließen.
Schließlich schlurfen wir noch über den Campingplatz. Wo sind Klo und Duschen? Wo kann man Brötchen kaufen?
Zum Essen sind wir zu müde. Wir gehen noch an den See runter und genießen die Abendstimmung. Gegen 22.00 Uhr fallen wir in die Betten und schlafen 10 Stunden tief und fest!

2.Tag
Vom Sonnenschein geweckt. Wie schön!
Gegen 10.00 Uhr spazieren wir Richtung Supermarkt auf dem Campingplatz.
Alle Campingplätze, auf denen wir bis jetzt waren, hatten immer ein kleineres oder größeres Warenangebot mit Artikeln des täglichen Bedarfs oder auch mehr. Hier ist es nicht anders. Das Angebot ist wirklich groß! Sogar mit Frischetheke für Wurst und Käse!
Allerdings sind hier um 10.00 Uhr schon keine Brötchen mehr da. Alles ausverkauft. Eine Unverschämtheit! Wir behelfen uns mit ofenwarmem Baguette, was nicht wirklich typisch italienisch ist!

Danach erkunden wir den anderen Teil des Platzes, der mit einem Tunnel unter der viel befahrenen Hauptstraße verbunden ist. Dort sind sehr hübsche Mietcaravans und -bungalows untergebracht. Außerdem soll dort ein Tierpark sein. Ich habe aber nur einen weißen Esel und einen blauen Ara entdeckt. Beide alleine in ihrem Gehege. Ein trostloser Anblick!
Nach einem ausgiebigen Vesper spazieren wir noch Richtung Garda immer am See entlang. Wir begegnen sehr vielen Urlaubern, die bei dem schönen Wetter die gleiche Idee haben. Ich genieße diese Lebendigkeit und den Trubel.


Selbstportrait am Gardasee







Später am Nachmittag lade ich B. noch zu einem italienischen "Gelato" ein.
Wir müssen feststellen, dass die Wasserpumpe im Womo nicht tut! Ob kaputt oder Bedienungsfehler, das erschließt sich uns nicht. Ohne Wasserpumpe haben wir kein fließendes Wasser im Wohnmobil.
Auf Campingplätzen gibt es glücklicherweise überall verteilt Anschlüsse mit Trinkwasser. Dort füllen wir also Wasser in leere Flaschen und spülen damit unser kleines Geschäft im Klo herunter. Zum Geschirrwaschen und Zähneputzen muss ich ins Waschhaus gehen. Kein Problem. Aber ärgerlich, wenn man für so viel Geld ein Wohnmobil gekauft hat!
:-(
Ansonsten genießen wir heute das "dolce far niente"!

3.Tag
Wieder ein wunderschöner und sehr warmer Tag!
Wir spazieren nach Bardolino. Dort besichtigen wir die sehr hübsche Altstadt.









An der Uferpromenade findet ein Ostermarkt statt. Inklusive Riesenrad. Ich bin entzückt!! Wir kaufen Torrone (weißer Nougat) und Brötchen. Schnuppern auf dem Lavendelmarkt an den Seifen und Pflänzchen.
Vor den vielen Boutiquen staune ich über die Kleidung, die sich doch sehr von der Mode in Deutschland unterscheidet. Bei den Handtaschen würde ich gerne ein bisschen länger verweilen, was aber mit einem Mann im Schlepptau einfach nicht möglich ist.

Sämtliche Cafés mit Blick auf den See sind besetzt mit Touristen. In den weiter entlegenen Cafés in der Innenstadt sitzen die Einheimischen, trinken ihren Espresso und wundern sich über die Deutschen, die schon um 11.00 Uhr Aperol Spritz schlürfen!

B. und ich schätzen, dass 98% Prozent der Touristen aus Deutschland sind. Alle Schilder sind dreisprachig: italienisch, englisch, deutsch. Auch die Angestellten sprechen deutsch. Wie bequem für mich! B. lernt jedoch eifrig Italienisch. Er ist so sprachbegabt und kann schon fast alles verstehen!

Zurück auf unserer Parzelle lege ich mich noch ein bisschen in die Sonne.
Gegen 16.00 Uhr braut sich ein Gewitter zusammen, das alle Camper in ihre Behausungen treibt. Danach ist die Temperatur spürbar gesunken. Den Abend verbringen wir also lieber in unserem Wohnmobil.

4.Tag
Früh am Morgen ist es wirklich kalt. 15 Grad im Wohnmobil. Brrrr! Während B. im Waschhaus duscht, drehe ich heimlich die Heizung in unserer "Schnecke" an. Natürlich schalte ich sie schnell wieder aus, als ich meinen Gatten durchs Fenster zurückkehren sehe. Es ist nicht so, dass er mir das Heizen verbietet. Aber ich ertrage seine spöttischen Kommentare über mein gesteigertes Wärmebedürfnis nur schlecht.

Ich überrede B. zu einem Spaziergang nach Garda. Auch dies ist ein sehr hübscher Ort, der an Ostern natürlich völlig überlaufen ist! Wir fotografieren viel, schauen, beobachten und nehmen die besondere Stimmung mit all unseren Sinnen auf.
Wir kehren zurück zum Wohnmobil. B. sagt, ihm gefällt Garda besser als Bardolino. Ich frage, woran er das festmacht. Er meint, Garda liege näher am Campingplatz und man müsse nicht so weit laufen! Echt jetzt??

Gegen Abend baue ich die Außenküche auf, weil ich ein Gemüsecurry kochen will. Dazu benutze ich eine elektrische Kochplatte. Während ich darauf warte, dass das Öl in der Pfanne heiß wird, piepst plötzlich der Kühlschrank, weil er keinen Strom mehr bekommt!
B. bekommt Schnappatmung!
Jetzt ist nicht nur die Wasserpumpe kaputt, sondern es versagt auch die Stromversorgung des gesamten Wohnmobils! Ganz düstere Stimme macht sich breit. Die sofortige Heimfahrt steht unausgesprochen im Raum!
Uns ist klar, dass die Kochplatte dafür verantwortlich sein muss. Ich schicke B. los, damit er erst mal bei den Nachbarn fragt, ob bei denen eventuell auch der Strom fehlt. Ich erinnere an den Urlaub in der Bretagne, wo ständig der Strom ausfiel.
Der Nachbar hat kein Problem mit dem Strom, aber gemeinsam entdecken sie, dass die Steckdose, an der unsere Schnecke hängt, eine Sicherung hat. Und die war raus! Gott-sei-Dank! Erleichterung macht sich breit.
Natürlich wird die blöde Kochplatte sofort entsorgt und ich koche das Curry auf dem Gasherd im Wohnmobil. Schmeckt doppelt so gut auf den Schreck hin!

Am Abend präpariere ich mich für die Nacht: Warmes Unterhemd, Schlafanzug, Thermosocken, Fließjacke und Schal. Über die normale Decke kommt eine Wolldecke. So eingemummelt kann ich gut einschlafen.

5. Tag
Um halb sechs morgens wache ich auf, weil es so kalt ist. Ein Blick aufs Thermometer bestätigt: 12 Grad draußen und drinnen! Ich drehe also die Heizung an und stelle sie auf 18 Grad. Du stimmst mir sicherlich zu, dass das keinesfalls zu warm ist!
Keine 5 Minuten später sitzt B. aufrecht im Bett. Er kann nicht schlafen, wenn die Heizung läuft! Also dreht er sie wieder aus. Dafür gibt er mir seine Ersatzdecke, so dass ich jetzt unter 3 Decken liege! Es klappt und ich wache erst wieder um halb neun auf.

Wir verdubeln den Tag mit Lesen, kurzen Spaziergängen, Einkaufen...
Abends gehen wir lecker essen. Aperol Spritz und Pizza. Ich bin glücklich. :-)



6. Tag
Heute Mittag brechen wir zu einer kurzen Fahrradtour nach Lazise auf.
Lazise ist mittelalterliche Stadt, die als älteste Gemeinde Italiens gilt. Anno 983 hat Otto II. dem Städtchen die Zoll- und Handelsrechte verliehen.

Bin wieder mal total entzückt! So hübsch und direkt am Wasser gelegen! Im Hafen parken die Motorboote der Italiener, die mal eben in einem der Cafés ihren Espresso zu sich nehmen. Dann springen sie wieder auf ihr Boot und düsen weiter. Man merkt, dass wir nah an Venedig sind!


Stadttor


Blick auf den See


Kleiner Bootshafen

Das sind insgesamt etwa 30 km Fahrweg und uns tut schon der Hintern weh, als wir zurück am Wohnmobil sind! Mann, sind wir Weicheier!!
Im Schatten ist es ziemlich kühl heute, aber in der Sonne ist es wunderbar. Glücklicherweise gibt es viel Sonne hier am Gardasee!

7. Tag
Jawohl, ich gestehe es: Ich bin süchtig nach meiner täglichen Dosis Cola! Cola Light oder Zero. Spielt keine Rolle, welche Sorte von den Beiden. Ich bemühe mich, täglich nicht mehr als 0,25 l zu konsumieren. Manchmal wird es trotzdem mehr?
Seit gestern gibt es in dem kleinen Markt am Campingplatz keine zuckerfreie Cola mehr! Ein Skandal!!
Heute habe ich leichte Kopfschmerzen. Kommt das vom kalten Entzug oder ist es der Wetterumschwung? (Keine Sonne heute und Regen wurde vorhergesagt.)
Wie dem auch sei: Ich überrede B. zu einem ?kleinen? Spaziergang. In Garda kaufe ich in einer als Wein- und Getränkehandlung getarnten Touristenfalle erstmal ein Fläschchen Cola Zero.
0,4 Liter für 2,20 Euro! Egal, denn meine Sucht muss dringend befriedigt werden. Jetzt geht?s mir auch schon wieder viel besser.
Manchmal schaue ich beim Herumzappen im Fernsehen völligen Blödsinn. So habe ich einmal bei einer Folge von ?Die Geissens" gesehen, wie ?Robert" (keine Ahnung, warum ich weiß, wie dieser Mensch mit Vornamen heißt), also wie ?Robert" in einer winzigen Weinhandlung sich mit seiner Frau durch die dort feilgebotenen Alkoholika süffelte. Dann bestellte er von dem und von dem und von dem jeweils eine Kiste voll.
Diese Art von TV wirkt auf mich immer sehr gestellt und unecht.
Heute jedoch beobachte ich fassungslos, wie in diesem Geschäft vor mir tatsächlich ein goldbehängtes Paar genau dies tut: ?Von dem und von dem und von dem nehme ich ?ne Kiste mit!?
Vermutlich ist der Weinkeller auf der Privatyacht leer? Wenn schon ein kleines Fläschchen Cola 2,20 ? kostet, was müssen dann erst Grappa und Vino Rosso kosten? Ich fasse es nicht, dass manche Leute derart viel Geld haben!
Nach der kurzen Exkursion ins Leben der Schönen und Reichen und der ganz schön Reichen tut es gut, wieder zu unserem Wohnmobil und Camperleben zurückzukehren. Inzwischen drückt sich auch der eine oder andere Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Also hopp, in die Sonne sitzen (ich) beziehungsweise liegen (B.), lesen und dösen.


Unser Stellplatz

8. Tag
Wir beschließen mal wieder, einen Tag früher zu fahren.
Am Abend vorher das Gröbste eingepackt und heute noch im Innenraum alles verräumen.
Gleich morgen fahren wir unsere ?Schnecke? dann zur Firma Bürstner.
B. hat schon eine ?to-do-Liste" für unseren Händler. Ganz wichtig ist natürlich die Reparatur der Wasserpumpe. Aber auch Kleinigkeiten wie das abgerissene Licht an der Fahrerseite oder der kaputte Griff am Eisfach müssen repariert werden. Nicht zu vergessen muss die Schnecke mal dringend von außen gereinigt werden! Sie ist teilweise schon vermoost, das geht ja gar nicht!

Zusammenfassend kann ich den Campingplatz ?La Rocca" am Lago Maggiore absolut empfehlen. Gute Lage zwischen zwei kleinen Orten, direkt am See, tolle Angebote für Kinder und Erwachsene und gepflegte, saubere Sanitäranlagen. Obwohl alle Plätze besetzt waren, hatte man trotzdem seine Ruhe. Und für Urlauber ohne eigenes Campingfahrzeug gibt es ganz tolle Häuschen zu mieten.
Daumen hoch!

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