Sonntag, 12. Juni 2022
15. Reise
In den Pfingstferien fahren wir eine Woche an den Lago Maggiore. In Cannobio habe ich uns einen kleinen, einfachen Campingplatz direkt am See ausgesucht.

1. Tag

Da wir bereits um 7.45 Uhr von zu Hause losfahren können und außerdem ein Feiertag ist, durchfahren wir den Sankt Gotthard-Tunnel ohne jede Wartezeit. Es macht richtig Spaß, unterwegs zu sein, wenn es läuft und man nicht ständig im Stau stehen muss! Einmal verpassen wir eine Ausfahrt und müssen einen Umweg fahren. Der Umweg ist sehr beschwerlich und erfordert B.s ganzes fahrerisches Können. Einmal mehr bin ich heilfroh, dass ich nicht am Steuer sitzen muss!

In Brissago (kurz vor der italienischen Grenze) ist die Straße abenteuerlich eng. Rechts die Felsenwand und links der Gegenverkehr. Da ziehe ich jedesmal den Kopf ein, wenn uns jemand entgegenkommt! Plötzlich gibt es einen Knall, weil der rechte Außenspiegel irgendwo dagegen knallt. Er ist aber nur verstellt und ein bisschen verkratzt, nichts Schlimmes?

Der Platz "Caming Residence Campagna" hat keinen nennenswerten Spielplatz, keinen Pool und kein Kinderbespaßungsprogramm. Dafür liegt er direkt am See und ist nur 10 Minuten zu Fuß von Cannobio entfernt.

Als wir gegen 12.00 Uhr dort vorfahren, stellen wir uns auf den uns zugewiesenen Platz und dann kommt folgender, inzwischen fester Ablauf:

1. Wohnmobil waagerecht ausrichten, Stützen rauskurbeln, Strom anschließen, Teppich auslegen, Markise rauskurbeln, Möbel aufstellen.
2. Auskundschaften, wo das nächste Waschhaus ist und wie es um die sanitären Einrichtungen so bestellt ist.
3. Erster Spaziergang zum See.
4. Kleines Nickerchen im Schatten der Markise.



Nachmittags erkunden wir die Umgebung. Es ist ganz schön heiß und unsere Gesichter glühen. Aber ein kurzer Abstecher in den örtlichen Supermarkt (Oliven, Wein und Käse) muss noch sein.

Abends gehen wir im Ristorante am Platz essen, weil ich keine Lust zum Kochen habe. Leicht angeschickert fallen wir todmüde ins Bett.


2. Tag

Es ist bewölkt und regnet hin und wieder ganz leicht. Ich breche alleine zu einem Spaziergang auf.

B. bleibt unter der Markise sitzen und liest.

Unser Wohnmobil steht am Rande des Campingplatzes. Neben uns ein kleiner Weg. Plötzlich steht vor B. eine Frau, die angeblich nicht sprechen kann. Sie streckt ihm einen Zettel hin, auf dem irgendetwas steht. B. winkt sie energisch weg. In der Zwischenzeit bemerkt er, dass ein Mann sich hinter unser Wohnmobil geschlichen hat. B. steht auf und beide (Mann und Frau) verschwinden ebenso schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind.

Als ich nach einer knappen Stunde zurückkomme, erzählt B. mir so nebenbei davon. Ich bin geschockt: Das war doch sicher ein Ganovenpärchen! Ich hätte auf jeden Fall der Rezeption Bescheid gesagt und die Betreiber gewarnt. B. sieht dafür aber keine Veranlassung. Meine nächste Sorge gilt unseren Fahrrädern. Die stehen aber glücklicherweise noch da. Wenn B. auf seinem Stuhl eingeschlafen wäre, hätten die Ganoven unter Umständen das Wohnmobil ausgeräumt!

Normalerweise sind Campingplätze echt sicher. Jeder schaut nach seinem Nachbarn und passt auf. Dennoch empfiehlt es sich, seine Wertsachen nicht offen liegen zu lassen und es Dieben nicht allzu leicht zu machen.

Als wir vor einigen Wochen am Gardasee waren, kam am 3. oder 4. Tag auch jemand von den Platzbetreibern und bat uns, die E-Bikes hinter das Wohnmobil zu stellen und zusätzlich abzuschließen. Wir haben sie dann vorsorglich zusammengeklappt und in die Garage unserer Schnecke eingeschlossen. Sicher ist sicher!


3. Tag

Heute fahren wir mit der Fähre über den Lago Maggiore nach Luino. Dort ist großer Markt.

Drei Stunden latschen wir durch die Straßen und Gassen und haben noch lange nicht alles gesehen. Ein großer Jahrmarkt mit allem, was der Mensch so braucht oder auch nicht. Wir sind beeindruckt, dass dieser Markt jede Woche stattfindet. Bis das alles auf- und wieder abgebaut ist!







Gegen 13.00 Uhr schippern wir wieder über den See zurück nach Cannobio. Es ist sonnig und warm, aber nicht allzu heiß. So machen Ausflüge Spaß!





Auf dem "Camping Residence Campagna" gibt es ein größeres Waschhaus und ein sehr kleines. Die Duschen sind für italienische Verhältnisse sehr gut. Nicht besonders sauber und manches wäre reperaturbedürftig. Aber die Duschen haben abnehmbare Duschschläuche und der Wasserdruck ist enorm. Allerdings gibt es eine WC-Kabine bei den Damen, die mich irritiert.


Pinkeln die Italienerinnen im Stehen???


4.Tag

Heute machen wir eine Fahrradtour. Ich habe eine Strecke ausgesucht, die von der Gemeinde Cannobio empfohlen wird. Habe mir extra einen Plan dafür bei der Touristen-Info geholt.

Der erste Teil der Strecke läuft flott und angenehm. Mit unseren Pedelecs kann man leichte Steigungen locker meistern. Irgendwann geht die Strecke in einen Waldweg über. Das erfordert von mir volle Konzentration, denn Wurzeln und lose Steine können ruckzuck zu üblen Stürzen führen. Statistisch gesehen führen Stürze vom Fahrrad bei über Fünfzigjährigen zu schlimmen Verletzungen!

Nach einer Weile haben wir das Ziel erreicht und es hat sich wirklich gelohnt: Ein kleiner Wasserfall ergießt sich aus dem Wald. Unten gibt es eine kleine Badebucht aus feinem Kies. Und hoch oben thront über allem eine Kapelle.





Den Weg dort hoch zur Kapelle will ich mir sparen. Wir nehmen eine andere Route, aber immer brav auf dem empfohlenen Rundweg, damit wir uns nicht verfahren.

Leider waren keine Höhenlinien auf dem Plan eingezeichnet, sonst hätte ich schon bei der Planung der Fahrt abgewunken.

Der nun anstehende Weg ist dermaßen steil, dass du getrost von einer 40 prozentigen Steigung ausgehen darfst! Das hätte mich schon als Wanderin an den Rand der Verzweiflung gebracht, aber mit dem Fahrrad? Also absteigen und das 30 kg schwere Rad schieben! Am liebsten hätte ich die ganze Zeit gerufen: "Ich verreck! Ich verreck! Ich verreck!", aber dazu habe ich definitiv keine Puste mehr.

Einfach umkehren ist nach einer gewissen Strecke auch keine Option mehr. Also Zähne zusammenbeißen und die alpine Steigung bewältigen. An der Strecke sind sogenannte "Wohlfühlecken" eingerichtet. Kleine, überdachte Sitzgelegenheiten, Brunnen etc. Diese werden von mir aber keines Blickes gewürdigt, weil ich keuchend nach Luft ringen muss. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so eine anstrengende Strecke bewältigt zu haben.

Irgendwann ist auch der höchste Gipfel erreicht und es geht endlich bergab. B. jubelt, schwingt sich auf sein Rad und rauscht die Strecke hinunter. Da ich aber erstens Höhenangst habe und zweitens auch sonst ein unglaublicher Schisser bin, schiebe ich das Rad den gesamten Berg wieder hinunter!



Mama Mia! Was für eine Anstrengung! Auf der Hälfte des Abhangs sind Stufen in den Weg gehauen. Die übersieht B. doch glatt und fährt, nein fliegt(!) todesmutig die Stufen hinunter. Unten angekommen, hält er erst einmal an und schaut sich nach mir um. Er ist neugierig, wie ich wohl diese Stufen bewältige.

Da komme ich um die Ecke getrabt, mit "Hühnerdäppele", vorsichtig die Füße voreinandersetzend und beide Hände fest um die Bremshebel geklammert, den Blick nach unten gerichtet um eventuelle Kieselsteine und andere Hindernisse umgehen zu können. Ich muss aussehen, als ob ich das Fahrrad als Rollator-Ersatz benutze!

Jetzt endlich sind wir wieder auf befestigter Straße und auch ich wage mich auf den Sattel. Es geht immer noch bergab, aber längst nicht so steil. Wir rauschen durch die Häusergassen von Cannobio und plötzlich öffnet sich der Blick auf den See!



Dort machen wir erst einmal ein Päuschen.

Die Strecke ist gerade mal 6 km lang. Trotzdem fühle ich mich, als ob ich ein richtiges Abenteuer erlebt hätte!

Den Abend verbringen wir am Seeufer. Der Wind bläst mit über 50 km/h und die Windsurfer, Kitesurfer und Wingfoiler zeigen ihre Kunststücke. Wingfoiler stehen auf einem Brett und haben eine Art mit Luft aufgepumpte Flügel in den Händen. Es ist spektakulär, was die Jungs (und Mädels?) da bieten.



Der stürmische Wind ruiniert jede Frisur!

Irgendwann haben wir Hunger und gehen zurück zum Wohnmobil. Mit einer schnellen Maultaschensuppe und einer Flasche Rotwein beschließen wir den Tag.


5.Tag

Heute Vormittag schlendern wir durch die Gassen von Cannobio. Diese Gassen sind wirklich, wirklich, wirklich eng! Heute haben die Bewohner ihr Altpapier rausgestellt und ich frage mich gerade, wie hier ein Müllfahrzeug durchpassen will, da quetscht sich so ein Mini-Fiat an uns vorbei und das Papier wird auf die Ladefläche geworfen. In manchen Gassen kann ich die Arme ausstrecken und berühre rechts und links die Hauswände.







Die meisten Häuschen sind uralt. B. behauptet, die seien "shabby-chic" verputzt!

Zurück am Campingplatz döse ich vor mich hin, lese und schaue Videos auf YouTube. Wenn es gar zu heiß wird, gehe ich zum Lago und kühle meine Füße ab.

Unser Platz liegt geschützt durch Bäume und Hecken und ist eher schattig, was bei hohen Temperaturen ein wahres Glück ist. Leider gibt es hier sehr viele Stechmücken. Ich bin total verstochen! Natürlich nehme ich dieses "Wunderpflaster", das verhindern soll, dass die Stiche jucken. Klappt leider nur bedingt. Besonders nachts kratze ich wie verrückt an meinen Armen und Beinen.

Gegen 21.30 Uhr überrede ich B., nochmal an die Uferpromenade zu gehen. Ich möchte Fotos machen von den Lichtern der Stadt. Was für eine Überraschung: Nachts ist in Cannobio ebenso viel los wie tagsüber! Die Promenade teilt sich - grob gesagt - in drei Teile.



Der erste Teil hat sich in eine Partymeile verwandelt, in der verschiedene DJs auflegen. Die Besucher tanzen auf der Straße, hören der Musik zu oder sitzen in an den Bars und am Ufer.

Im zweiten Teil ist ein Handwerkermarkt mit Schmuck, Seifen, Dingen aus Holz und so weiter.

Im dritten Teil ist Flohmarkt.

Inzwischen ist es halb elf abends. Und überall flanieren die Leute. Alle Lokale sind voll besetzt.

Ich freue mich total, dass ich zufällig da hineingeraten bin. Ob das typisch südländisch ist? Ich mag das Lebendige, Pulsierende, diesen Flair. Einige deutsche Touristen sind leider deutlich betrunken und machen damit die Stimmung (wie ich meine) ein bisschen kaputt. Schade, denn ansonsten sind dort die Leute tiefenentspannt und freuen sich offensichtlich, in Freiheit und Frieden ihr Leben genießen zu dürfen. Was ja leider keine Selbstverständlichkeit ist...


6.Tag

Ein typischer Faulenzertag: Keine Pläne. Kein Stress. Keine Eile.

Gegen Mittag lege ich mich an den Strand und gucke den Wassersportlern zu. Nach ner Weile tauchen leider hyperaktive Teenagerjungs auf und machen den Strandabschnitt zu ihrem Territorium. Laute Musik, lautes Gegröhle und so. Gut, das war's dann für mich. Ich habe immer Angst, dass Dummheit ansteckend sein könnte und bringe mich dann lieber in Sicherheit.

Heute ist es sehr warm und ich sitze mit langärmeliger Bluse, langer Hose und Socken (!) vor dem Wohnmobil. Ich habe einfach keine Lust mehr auf juckende Schnakenstiche! Mit meinem schwachen Bindegewebe verwandelt sich jeder Stich am Bein in ein dunkel verfärbtes Hämatom. Das dauert Wochen und Monate, bis das wieder verschwindet.

Die Alternative zu körperbedeckender Kleidung ist natürlich Autan. Aber die Viecher hier scheinen immun dagegen zu sein.

Abends gehen wir noch einmal schön Essen. Und beglückwünschen uns zu der tollen Idee, mit Wohnmobil auf Reisen zu gehen...


7. Tag

Wir stehen früh auf, weil am Vormittag der obligatorische Stau am Gotthard-Tunnel noch nicht so lang ist.

Es ist äußerst schwierig, mit unserem großen Wohnmobil vom Stellplatz zu fahren, ohne ein Auto, Zelt oder Baum zu streifen. Ich müsste eigentlich gleichzeitig vor und hinter dem Fahrzeug sein, um B. Anweisungen zu geben. Netterweise hilft uns ein Nachbar. Er steht vor der Schnecke und winkt, ich stehe hinter der Schnecke und winke.

Die Heimfahrt läuft reibungslos. Kein Stau am Gotthard. In knapp 4 Stunden sind wir wieder zu Hause.

Wir sind uns sicher, dass wir nicht zum letzten Mal am Lago Maggiore Urlaub gemacht haben!

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Freitag, 22. April 2022
14. Reise
Zwei Tage bevor wir Richtung Gardasee losfahren wollten, stellte B. fest, dass was mit der Wohnraumbatterie nicht stimmt. Trotz Stromzufuhr war sie ständig leer. Also suchte er fieberhaft eine Werkstatt, die zufällig eine solche auf Lager hatte. Unser Wohnmobil-Händler war bei der Suche behilflich und schließlich wurden wir bei einer Womo-Werkstatt in Bad Krozingen fündig. Schnell hingefahren und für 400,00 Euro eine neue Batterie eingebaut. Glücklicherweise nahm sich der Händler so kurzfristig auch die Zeit dafür! (Zum Auswechseln der Batterie muss der Beifahrersitz abgeschraubt werden!!)
Ein Tag bevor wir losfuhren, wollten wir noch volltanken. B. fuhr rückwärts schräger als sonst auf die Straße raus. Kein Problem, schließlich stand ich hinter dem Fahrzeug und passte auf. Beim vorwärts Losfahren jedoch schwenkte das Heck so weit aus, dass es unseren Zaun streifte und "peng" riss es ein seitliches Positionslicht ab! OMG!!! Ein weiterer Werkstattbesuch war so kurz vor der Urlaubsfahrt natürlich nicht mehr möglich. Also haben wir das Licht kurzerhand mit UHU angeklebt. Dass es nicht mehr funktioniert, fällt bestimmt niemandem auf...

1.Tag
Mein Vorschlag, dass wir bereits um 6.00 Uhr morgens losfahren, wird von B. als untauglich abgetan. Also reisen wir um 7.45 Uhr ab Richtung Gardasee. Für die rund 500 km veranschlagen wir etwa 6 Stunden Fahrzeit.
Gegen 10.00 Uhr auf dem Weg zum Gotthard hören wir im Radio, dass der Stau vor dem Tunnel bereits 2 Stunden Wartezeit kostet. Es wird dringend empfohlen, die Sankt-Bernardino-Route zu nehmen. Da wir bereits im ersten Stau stehen, stellen wir kurzerhand das Navi um und nehmen einen Umweg von 1,5 Stunden in Kauf. Es läuft aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens langsam, aber es läuft. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön.


Mit Blick auf die Alpen

Bei Lugano kommt der zweite große Stau, als wir über die Grenze nach Italien fahren. Und ab da fahren wir gefühlt von einem Stau in den anderen! Hinzu kommen die vielen Mautstationen, wo man auch noch ewig warten muss. Mal wird nur Kreditkarte akzeptiert, mal nur Bargeld. Beides muss immer parat liegen. Das nächste Mal werden wir sicherlich besser vorbereitet sein und uns bei dem System (Mautbox Telepass) schon vorher anmelden!

Irgendwann zeichnet sich ab, dass wir es unmöglich bis 19.00 Uhr zum Campingplatz schaffen werden. Laut Unterlagen wird dann das Büro schließen und wir können nicht mehr auf unsere Parzelle. Ich versuche also, dort anzurufen. Niemand nimmt das Telefon ab. Also schreibe ich übers Handy eine E-Mail.

Inzwischen geht auch langsam der Sprit aus! Wir überlegen, ob wir es wagen sollen, ohne Tanken einfach durchzufahren, um so schnell wie möglich am Campingplatz anzukommen. Damit gehen wir das Risiko ein, gegebenenfalls irgendwo ohne Kraftstoff liegen zu bleiben.
Inzwischen ist der Feierabendverkehr so langsam vorbei und wir kommen zügiger voran. B. brettert verbissen über die Stadtautobahnen. Da erreicht mich die Antwort vom Campingplatz: Wir können bis 22.00 Uhr ankommen! Wir jubeln und freuen uns und fahren erstmal die nächste Tankstelle an.

19.20 Uhr sind wir dann endlich da. 11,5 Stunden Fahrt ohne Pause. Jetzt spürt B. doch die Müdigkeit und Erschöpfung.

Trotzdem wird noch schnell aufgebaut: Strom einstecken, Stützen und Markise ausfahren, Teppich auslegen, Tisch, Stühle und Hocker aufstellen, Wäscheständer aufklappen. Dann will B. noch die Fahrräder auspacken, aufklappen, auf die Seite stellen und abschließen.
Schließlich schlurfen wir noch über den Campingplatz. Wo sind Klo und Duschen? Wo kann man Brötchen kaufen?
Zum Essen sind wir zu müde. Wir gehen noch an den See runter und genießen die Abendstimmung. Gegen 22.00 Uhr fallen wir in die Betten und schlafen 10 Stunden tief und fest!

2.Tag
Vom Sonnenschein geweckt. Wie schön!
Gegen 10.00 Uhr spazieren wir Richtung Supermarkt auf dem Campingplatz.
Alle Campingplätze, auf denen wir bis jetzt waren, hatten immer ein kleineres oder größeres Warenangebot mit Artikeln des täglichen Bedarfs oder auch mehr. Hier ist es nicht anders. Das Angebot ist wirklich groß! Sogar mit Frischetheke für Wurst und Käse!
Allerdings sind hier um 10.00 Uhr schon keine Brötchen mehr da. Alles ausverkauft. Eine Unverschämtheit! Wir behelfen uns mit ofenwarmem Baguette, was nicht wirklich typisch italienisch ist!

Danach erkunden wir den anderen Teil des Platzes, der mit einem Tunnel unter der viel befahrenen Hauptstraße verbunden ist. Dort sind sehr hübsche Mietcaravans und -bungalows untergebracht. Außerdem soll dort ein Tierpark sein. Ich habe aber nur einen weißen Esel und einen blauen Ara entdeckt. Beide alleine in ihrem Gehege. Ein trostloser Anblick!
Nach einem ausgiebigen Vesper spazieren wir noch Richtung Garda immer am See entlang. Wir begegnen sehr vielen Urlaubern, die bei dem schönen Wetter die gleiche Idee haben. Ich genieße diese Lebendigkeit und den Trubel.


Selbstportrait am Gardasee







Später am Nachmittag lade ich B. noch zu einem italienischen "Gelato" ein.
Wir müssen feststellen, dass die Wasserpumpe im Womo nicht tut! Ob kaputt oder Bedienungsfehler, das erschließt sich uns nicht. Ohne Wasserpumpe haben wir kein fließendes Wasser im Wohnmobil.
Auf Campingplätzen gibt es glücklicherweise überall verteilt Anschlüsse mit Trinkwasser. Dort füllen wir also Wasser in leere Flaschen und spülen damit unser kleines Geschäft im Klo herunter. Zum Geschirrwaschen und Zähneputzen muss ich ins Waschhaus gehen. Kein Problem. Aber ärgerlich, wenn man für so viel Geld ein Wohnmobil gekauft hat!
:-(
Ansonsten genießen wir heute das "dolce far niente"!

3.Tag
Wieder ein wunderschöner und sehr warmer Tag!
Wir spazieren nach Bardolino. Dort besichtigen wir die sehr hübsche Altstadt.









An der Uferpromenade findet ein Ostermarkt statt. Inklusive Riesenrad. Ich bin entzückt!! Wir kaufen Torrone (weißer Nougat) und Brötchen. Schnuppern auf dem Lavendelmarkt an den Seifen und Pflänzchen.
Vor den vielen Boutiquen staune ich über die Kleidung, die sich doch sehr von der Mode in Deutschland unterscheidet. Bei den Handtaschen würde ich gerne ein bisschen länger verweilen, was aber mit einem Mann im Schlepptau einfach nicht möglich ist.

Sämtliche Cafés mit Blick auf den See sind besetzt mit Touristen. In den weiter entlegenen Cafés in der Innenstadt sitzen die Einheimischen, trinken ihren Espresso und wundern sich über die Deutschen, die schon um 11.00 Uhr Aperol Spritz schlürfen!

B. und ich schätzen, dass 98% Prozent der Touristen aus Deutschland sind. Alle Schilder sind dreisprachig: italienisch, englisch, deutsch. Auch die Angestellten sprechen deutsch. Wie bequem für mich! B. lernt jedoch eifrig Italienisch. Er ist so sprachbegabt und kann schon fast alles verstehen!

Zurück auf unserer Parzelle lege ich mich noch ein bisschen in die Sonne.
Gegen 16.00 Uhr braut sich ein Gewitter zusammen, das alle Camper in ihre Behausungen treibt. Danach ist die Temperatur spürbar gesunken. Den Abend verbringen wir also lieber in unserem Wohnmobil.

4.Tag
Früh am Morgen ist es wirklich kalt. 15 Grad im Wohnmobil. Brrrr! Während B. im Waschhaus duscht, drehe ich heimlich die Heizung in unserer "Schnecke" an. Natürlich schalte ich sie schnell wieder aus, als ich meinen Gatten durchs Fenster zurückkehren sehe. Es ist nicht so, dass er mir das Heizen verbietet. Aber ich ertrage seine spöttischen Kommentare über mein gesteigertes Wärmebedürfnis nur schlecht.

Ich überrede B. zu einem Spaziergang nach Garda. Auch dies ist ein sehr hübscher Ort, der an Ostern natürlich völlig überlaufen ist! Wir fotografieren viel, schauen, beobachten und nehmen die besondere Stimmung mit all unseren Sinnen auf.
Wir kehren zurück zum Wohnmobil. B. sagt, ihm gefällt Garda besser als Bardolino. Ich frage, woran er das festmacht. Er meint, Garda liege näher am Campingplatz und man müsse nicht so weit laufen! Echt jetzt??

Gegen Abend baue ich die Außenküche auf, weil ich ein Gemüsecurry kochen will. Dazu benutze ich eine elektrische Kochplatte. Während ich darauf warte, dass das Öl in der Pfanne heiß wird, piepst plötzlich der Kühlschrank, weil er keinen Strom mehr bekommt!
B. bekommt Schnappatmung!
Jetzt ist nicht nur die Wasserpumpe kaputt, sondern es versagt auch die Stromversorgung des gesamten Wohnmobils! Ganz düstere Stimme macht sich breit. Die sofortige Heimfahrt steht unausgesprochen im Raum!
Uns ist klar, dass die Kochplatte dafür verantwortlich sein muss. Ich schicke B. los, damit er erst mal bei den Nachbarn fragt, ob bei denen eventuell auch der Strom fehlt. Ich erinnere an den Urlaub in der Bretagne, wo ständig der Strom ausfiel.
Der Nachbar hat kein Problem mit dem Strom, aber gemeinsam entdecken sie, dass die Steckdose, an der unsere Schnecke hängt, eine Sicherung hat. Und die war raus! Gott-sei-Dank! Erleichterung macht sich breit.
Natürlich wird die blöde Kochplatte sofort entsorgt und ich koche das Curry auf dem Gasherd im Wohnmobil. Schmeckt doppelt so gut auf den Schreck hin!

Am Abend präpariere ich mich für die Nacht: Warmes Unterhemd, Schlafanzug, Thermosocken, Fließjacke und Schal. Über die normale Decke kommt eine Wolldecke. So eingemummelt kann ich gut einschlafen.

5. Tag
Um halb sechs morgens wache ich auf, weil es so kalt ist. Ein Blick aufs Thermometer bestätigt: 12 Grad draußen und drinnen! Ich drehe also die Heizung an und stelle sie auf 18 Grad. Du stimmst mir sicherlich zu, dass das keinesfalls zu warm ist!
Keine 5 Minuten später sitzt B. aufrecht im Bett. Er kann nicht schlafen, wenn die Heizung läuft! Also dreht er sie wieder aus. Dafür gibt er mir seine Ersatzdecke, so dass ich jetzt unter 3 Decken liege! Es klappt und ich wache erst wieder um halb neun auf.

Wir verdubeln den Tag mit Lesen, kurzen Spaziergängen, Einkaufen...
Abends gehen wir lecker essen. Aperol Spritz und Pizza. Ich bin glücklich. :-)



6. Tag
Heute Mittag brechen wir zu einer kurzen Fahrradtour nach Lazise auf.
Lazise ist mittelalterliche Stadt, die als älteste Gemeinde Italiens gilt. Anno 983 hat Otto II. dem Städtchen die Zoll- und Handelsrechte verliehen.

Bin wieder mal total entzückt! So hübsch und direkt am Wasser gelegen! Im Hafen parken die Motorboote der Italiener, die mal eben in einem der Cafés ihren Espresso zu sich nehmen. Dann springen sie wieder auf ihr Boot und düsen weiter. Man merkt, dass wir nah an Venedig sind!


Stadttor


Blick auf den See


Kleiner Bootshafen

Das sind insgesamt etwa 30 km Fahrweg und uns tut schon der Hintern weh, als wir zurück am Wohnmobil sind! Mann, sind wir Weicheier!!
Im Schatten ist es ziemlich kühl heute, aber in der Sonne ist es wunderbar. Glücklicherweise gibt es viel Sonne hier am Gardasee!

7. Tag
Jawohl, ich gestehe es: Ich bin süchtig nach meiner täglichen Dosis Cola! Cola Light oder Zero. Spielt keine Rolle, welche Sorte von den Beiden. Ich bemühe mich, täglich nicht mehr als 0,25 l zu konsumieren. Manchmal wird es trotzdem mehr?
Seit gestern gibt es in dem kleinen Markt am Campingplatz keine zuckerfreie Cola mehr! Ein Skandal!!
Heute habe ich leichte Kopfschmerzen. Kommt das vom kalten Entzug oder ist es der Wetterumschwung? (Keine Sonne heute und Regen wurde vorhergesagt.)
Wie dem auch sei: Ich überrede B. zu einem ?kleinen? Spaziergang. In Garda kaufe ich in einer als Wein- und Getränkehandlung getarnten Touristenfalle erstmal ein Fläschchen Cola Zero.
0,4 Liter für 2,20 Euro! Egal, denn meine Sucht muss dringend befriedigt werden. Jetzt geht?s mir auch schon wieder viel besser.
Manchmal schaue ich beim Herumzappen im Fernsehen völligen Blödsinn. So habe ich einmal bei einer Folge von ?Die Geissens" gesehen, wie ?Robert" (keine Ahnung, warum ich weiß, wie dieser Mensch mit Vornamen heißt), also wie ?Robert" in einer winzigen Weinhandlung sich mit seiner Frau durch die dort feilgebotenen Alkoholika süffelte. Dann bestellte er von dem und von dem und von dem jeweils eine Kiste voll.
Diese Art von TV wirkt auf mich immer sehr gestellt und unecht.
Heute jedoch beobachte ich fassungslos, wie in diesem Geschäft vor mir tatsächlich ein goldbehängtes Paar genau dies tut: ?Von dem und von dem und von dem nehme ich ?ne Kiste mit!?
Vermutlich ist der Weinkeller auf der Privatyacht leer? Wenn schon ein kleines Fläschchen Cola 2,20 ? kostet, was müssen dann erst Grappa und Vino Rosso kosten? Ich fasse es nicht, dass manche Leute derart viel Geld haben!
Nach der kurzen Exkursion ins Leben der Schönen und Reichen und der ganz schön Reichen tut es gut, wieder zu unserem Wohnmobil und Camperleben zurückzukehren. Inzwischen drückt sich auch der eine oder andere Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Also hopp, in die Sonne sitzen (ich) beziehungsweise liegen (B.), lesen und dösen.


Unser Stellplatz

8. Tag
Wir beschließen mal wieder, einen Tag früher zu fahren.
Am Abend vorher das Gröbste eingepackt und heute noch im Innenraum alles verräumen.
Gleich morgen fahren wir unsere ?Schnecke? dann zur Firma Bürstner.
B. hat schon eine ?to-do-Liste" für unseren Händler. Ganz wichtig ist natürlich die Reparatur der Wasserpumpe. Aber auch Kleinigkeiten wie das abgerissene Licht an der Fahrerseite oder der kaputte Griff am Eisfach müssen repariert werden. Nicht zu vergessen muss die Schnecke mal dringend von außen gereinigt werden! Sie ist teilweise schon vermoost, das geht ja gar nicht!

Zusammenfassend kann ich den Campingplatz ?La Rocca" am Lago Maggiore absolut empfehlen. Gute Lage zwischen zwei kleinen Orten, direkt am See, tolle Angebote für Kinder und Erwachsene und gepflegte, saubere Sanitäranlagen. Obwohl alle Plätze besetzt waren, hatte man trotzdem seine Ruhe. Und für Urlauber ohne eigenes Campingfahrzeug gibt es ganz tolle Häuschen zu mieten.
Daumen hoch!

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Sonntag, 22. August 2021
13. Reise
1.Tag

Zunächst wollten wir nach Frankreich in die Ardeche fahren. Das war B.'s erste Reise als Pensionär!

Leider mussten wir unsere schöne "Schnecke" mit potthässlichen Aufklebern verschandeln. 3 riesige, rot-gelbe Warnschilder sollen neuerdings in Frankreich auf allen Seiten des Wohnmobils (über 3,5 t) auf den toten Winkel hinweisen. Aber wir waren brav und außerdem fürchteten wir das Bußgeld!




(Die Aufkleber sind nur wenig dekorativ!)

7.45 Uhr ging es also in Grenzach los.
Wie immer wollte das Navi uns auf eine völlig abwegige Autobahn lotsen. Und wie immer beschimpfte B. das blöde Navi aufs Übelste!

Die ganze Hinreise fühlten wir uns von diesem Navi verarscht. Es führte uns immer wieder weg von der Autobahn auf verlassene Feldwege, weil "anscheinend" auf der Autobahn Staugefahr herrschte. Weil wir in Frankreich so gar keine Ahnung hatten, wohin es gehen sollte, mussten wir uns völlig auf dieses Gerät verlassen, das es so gar nicht gut mit uns meinte.
Und das Schlimmste war, dass es den ganzen Weg über heftig regnete, nein: schüttete!


(Es regnete und regnete und regnete)

Als ich dann mittels einer völlig ungeeigneten Karte den Eindruck hatte, dass wir zumindest in die richtige Richtung fuhren, hatte sich die angekündigte Ankunftszeit von 14.30 Uhr auf inzwischen 17.00 Uhr verschoben!

Egal, der Campingplatz ließ seine Gäste bis 19.00 Uhr ein. Das sollte doch locker zu schaffen sein!
Du ahnst schon, was dann kam:
Wir wurden nicht etwa auf der Autobahn an der Ardeche vorbeigelotst, sondern auf winzigen, unbefestigten Sträßchen durch die Pampas geschickt. Der "Heidelweg" nach Endenburg hoch ist geradezu eine Autobahn dagegen! Bei strömenden Regenfällen erforderte so ein Trampelpfad mit einem 4 Tonnen schweren Wohnmobil das ganze fahrerische Können von B.

Ich wäre mit einem Nervenzusammenbruch ausgestiegen und hätte unsere Schnecke einfach stehen lassen. Aber B. hat den "Parcours" souverän gemeistert.

Schließlich sind wir nach 11 Stunden Fahrtzeit angekommen!
Auf dem Campingplatz hat es dann aufgehört zu regnen und die Sonne kam zur Begrüßung raus. Schön!

2.Tag

Es war Sonntag und wir gingen es ruhig an. Lesen, kleine Spaziergänge, den Campingplatz erkunden?
Am späteren Vormittag wollte ich eigentlich mit meinem nagelneuen Glitzer-Schwimmreifen in die Ardeche zum Schwimmen, aber das war mir irgendwie zu voll. Lange Reihen von Kajaks paddelten auf dem Wasser und es wurden stündlich mehr! Das Wetter war ja auch super: Schön warm und sonnig. Und Ferienzeit. Und Sonntag. Genügend Gründe für die Franzosen und die Touristen, sich in die Fluten der Ardeche zu stürzen!



Der Campingplatz war ein sehr familienfreundlicher Platz. Das bedeutete viele Familien mit kleinen Kindern. Und manche waren sehr quengelig. Nicht so ganz das, was ich zu meiner Erholung wirklich brauchte. Aber die Kleinen waren auch oft beim Schwimmen. Gut für mich!

3.Tag

Wir hatten uns ein Taxi bestellt, das uns die 30 km nach Aubenas fahren sollte. Dort gab es eine Avis-Niederlassung, wo wir uns einen Renault Clio mieteten. Damit düste B. wie ein geborener Franzose durch die Gassen. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht dauernd zu kreischen: "Vorsicht!", "Da vorne!", "Hier nur 50!", "Die Ampel war rot!".
An diesem Tag fuhren wir noch durch das Gebirge und schauten uns die beeindruckende Schlucht an.










Spät am Abend gab es ein Tina Turner Cover Konzert auf dem Campingplatz. Wir standen dabei, wippten mit den Füßen und Köpfen, sangen die Refrains mit und schauten den Menschen beim Tanzen zu. Ein schöner Ausklang für einen schönen Tag?


4.Tag

Die Toilette musste geleert werden. Es empfiehlt sich, das zu machen, bevor die Lampe bei der Spülung rot leuchtet. Dann geht nämlich nichts mehr rein. Blöd, wenn das mitten in der Nacht passiert und man doch so dringend hätte pinkeln müssen!

Auf dem Platz gab es einen Automaten, der (gegen 2,- Euro Gebühr) die WC-Kassette gründlich reinigen sollte. Das hatte ich schon mal im Internet entdeckt und wollte ich unbedingt ausprobieren. Hat auch alles geklappt. Ich war aber nicht so zufrieden, weil am Ende des Reinigungsvorgangs noch Flüssigkeit in der Kassette war. Da ich nicht abschätzen konnte, ob es sich dabei um Wasser oder gar um Urin handelte, bin ich damit nochmal zur normalen Entleerungsstation gelaufen und habe den Rest dort ausgekippt. Jetzt war also wieder alles tippitoppi. Die Kassette befüllte ich wie immer mit einem kleinen Sachet, in dem sich so chemisches Zeugs befindet, das die Geruchsbildung verhindern soll. Mit 2 Litern klarem Wasser aufgefüllt hält das bei uns etwa 3 Tage, bevor es anfängt zu müffeln.

Sollte ich mir ein neues Wohnmobil zulegen wollen, werde ich mir eine Trocken-Trenn-Toilette einbauen lassen. Das funktioniert mit Humuserde und ganz ohne Chemie. Was ich dazu gelesen habe überzeugt mich.

Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt "Vallon Pont d'Arc". Die Strecke hätte man eigentlich mit dem Fahrrad bewältigen können, wenn es draußen nicht 36° Grad gehabt hätte und unser Campingplatz nicht an einer unglaublich verkehrsreichen Straße gelegen hätte. Also lieber rein in den klimatisierten Renault und ins Städtchen gefahren!
Dort fand ein Markt statt, der sich durch den ganzen Ort zog. Alles war so liebevoll dekoriert und es roch auch so herrlich vielfältig!
Allerdings war das Gedränge in den Gassen sehr groß und irgendwann habe ich mich wegen der Corona-Pandemie nicht mehr so wohl mit all den Menschen gefühlt. Trotz der Impfung hätte man sich doch immer noch infizieren können.


(Ein mit bunten Schirmen geschmücktes Lokal)


(Churros auf einem Markt im Süden - das muss einfach sein!)

5.Tag

Nach 5 Tagen fühlte man sich wie ein alter Hase auf dem Campingplatz. Man wusste, wie wo was lief und konnte den Neuankömmlingen schon Tipps geben: "Müll wird hier auch getrennt. Allerdings nur Papier, Plastik und Glas." Oder: "Da gibt es eine Außendusche, damit man nicht den ganzen Flusssand mit ins Zelt schleppt." Naja, oder so ähnlich.

Am Vormittag besichtigten wir die Grotte von Chauvet. Ganz großes Kino, kann ich da nur sagen! Unbedingt hinfahren, wenn du mal in der Nähe bist! Die Höhlenmalereien haben mich so berührt. Wie hart das Leben der Menschen damals gewesen sein muss und trotzdem haben sie sie sich die Mühe gemacht, ihre Erlebnisse und was sie sonst so beeindruckt hat, künstlerisch darzustellen. Und jetzt: 36 000 Jahre später von uns entdeckt und gewürdigt in einer wahnsinnig tollen Ausstellung.

https://de.grottechauvet2ardeche.com/entdecken-sie-die-hoehle-chauvet-2/


Da dieser Tag der Heißeste der Woche war, verbrachten wir den Nachmittag im Fluss Ardeche. Zuerst standen wir nur etwas schüchtern bis zu den Oberschenkeln im Wasser, da aber die Flusskiesel irrsinnig rutschig waren, lagen wir relativ schnell auf dem Bauch! Ich dümpelte mit meinem großen Schwimmreifen auf dem Fluss und B. passte auf, dass ich nicht eines der vielen, vielen Kajaks zum Sinken brachte.

6.Tag

3 Sätze zuvor behauptete ich noch kühn, es sei der heißeste Tag der Woche gewesen. Stimmt natürlich nicht. Der Donnerstag war der heißeste Tag! 38 Grad und uns lief der Schweiß nur so über den Körper. Trotzdem wagten wir einen Ausflug in das Dörfchen Vogüe. Sehr hübsch! Mit vielen kleinen Badebuchten, alten Steinhäusern, einem Schloss und engen Gässchen. Einfach was fürs Auge und Herz.





Ansonsten war es zu heiß, um irgendetwas anderes zu tun als Eis zu essen und im Schatten zu dösen.

7.Tag

Wir brachten den Mietwagen zurück. Die Avis-Autovermietung lag etwa 30 km vom Campingplatz entfernt. Mit dem Taxi ließen wir uns zum Campingplatz zurückbringen. Öffentliche Verkehrsmittel existierten auf dem Land kaum.
5 Tage Mietwagen (zusätzlich Navigationssystem und erweiterte Haftpflichtversicherung) kosteten 210,00 Euro. Dazu kamen knapp 140,00 Euro für Taxi hin und zurück. Ganz schön teuer! Aber ohne PKW hätten wir ja nichts von der Umgebung gesehen, denn fürs Fahrradfahren gab es an der Ardeche einfach viel zu viel Verkehr.

Es war ein ähnlich heißer Tag wie an den Tagen zuvor und wir verbrachten am Nachmittag einige Zeit im Fluss. Bis zur Brust im Wasser stehend beobachteten wir die Klippenspringer und Kajakfahrer und Luftmatratzendümpler und Wasserhunde und Brustschwimmer und sogar ein riesiges, luftgefülltes Einhorn schwamm an uns vorbei!

Das war unser letzter Abend an der Ardeche. Dort Urlaub zu machen rentiert sich auf jeden Fall für sportliche junge Menschen, die gerne schwimmen und paddeln.

8.Tag

Wir verbrachten den Tag mit der Fahrt nach Gigny-sur-Saône, wo wir unseren nächsten Campingplatz ausgesucht hatten.
Wir ignorierten diesmal ganz konsequent das Navigationssystem, das uns natürlich schon wieder von der Autobahn herunterlotsen wollte. Schade, dass man bei den Einstellungen nicht eingeben konnte, dass wir Staus gerne in Kauf genommen hätten. Es war nämlich so, dass sich keine einzige Stauwarnung bewahrheitet hatte!
Natürlich war es langwierig, durch Lyon zu fahren, aber das war kein Stau, sondern nur zähfließender Verkehr. Und wir genossen es, mal rechts und links diese Stadt zu bestaunen, die eine außergewöhnliche Architektur hat: alte und neue Gebäude nebeneinander. Häuser aus der Jahrhundertwende zwischen völlig futuristischen Komplexen. Sehr interessant!
Der wirklich schöne Campingplatz "Chateau de L'Eperviere" lag in einem kleinen Dorf mitten im französischen Burgund. Zwei große Nachteile dürfen jedoch nicht verschwiegen werden: Kein W-LAN am Platz und und Stechmücken ohne Ende!!

Die erste Flasche "Anti-Brumm" war schon bald leer. Trotzdem waren wir schon am ersten Abend voller Stiche. Das war also der Härtetest für "Moskinto". (Das sind kleine Pflaster, die das Entzünden und Jucken der Stiche verhindern sollen. Funktioniert meiner Meinung nach besser als Fenistil und andere Salben.)

Die einzelnen Stellplätze waren absolut riesig. Gut und gerne 130 m² hatten die alle. Wer nur mit Auto und Zelt unterwegs war, sah richtig verloren aus auf seiner Parzelle! Das Gelände lag hinter einem Schloss und war parkähnlich mit vielen Bäumen. Extrem ruhig und der totale Gegensatz zu dem quirligen Platz an der Ardeche.

9. Tag

Wenn ich in ein W-LAN wollte, musste ich mich in die Nähe der Rezeption begeben. Dort war das W-LAN wenigstens kostenlos.
Für dem Internetempfang müssen wir uns unbedingt mal etwas einfallen lassen. Oft zahlen wir Unsummen für den Empfang. Bei manchen Plätzen bis zu 2,50 Euro pro Tag und Gerät. Das waren fürs Smartphone und Tablet für B. und mich schnell mal 10,- Euro täglich.
In Gigny-sur-Saône war ja wie gesagt das W-LAN frei. Jedoch nur ganz vorne beim Empfang. Der CP war so groß, dass ich die Strecke dahin lieber mit dem Fahrrad zurücklegte als zu laufen. Zumal bei den warmen Temperaturen ein bisschen Fahrtwind im Haar richtig guttat!

10.Tag

Nachts kam ein starker Wind auf. Am Morgen war es bedeckt und es hatte gerade mal 20° Grad. Schnell die langen Jeans und die Fleecejacken rausgekramt, weil wir diese "eisigen" Temperaturen gar nicht mehr gewöhnt waren!
Wir fuhren mit dem Taxi nach Chalon-sur-Saone und holten erneut einen Mietwagen.

Damit fuhren wir nachmittags nach Tournus. Dort verliebte ich mich in die Häuser und Gassen, die teilweise aus dem 15. Jahrhundert stammten. In diesen Häusern lebten nach wie vor Menschen. Leider ließen die Einwohner ihre Häuser ziemlich verkommen. Nur ganz wenige Gebäude wurden restauriert.


schmale Gassen


runde Türme


schiefe Dächer


Kirche in Tournus

90 % der Geschäfte waren geschlossen. B. meinte, das wären vielleicht Pleiten, verursacht durch die Folgen der Corona-Verordnungen. Bei einem Optiker stand sogar noch der Weihnachtsbaum im (geschlossenen) Geschäft! Das machte mich echt betroffen. Was ist mit den Leuten passiert? Sind sie aus dem Ort einfach weggezogen oder vielleicht an Corona selbst erkrankt oder gar gestorben? Es war ein bisschen geisterhaft.

11.Tag

Diesen Tag verbrachten wir in Ecuisses. Wir besuchten die Villa Perrusson und den dazu gehörenden englischen Garten. Burgund ist berühmt für seine Keramiken und ein Industrieller hat bei seinem Hausbau 1869 ganz aus dem Vollen geschöpft!



Außerdem gab es in dem Garten eine Ausstellung von Kinderfiguren des Künstlers Pablo Castillo.
Ich hätte eigentlich die ganze Zeit verzückt ausrufen mögen: "C'est magnifique!" und "Tres joli!"
Ich war mal wieder schwer begeistert.
Überhaupt, die hübschen Dörfchen und Steinhäuser! B. und mir fielen überall die "a vendre"- Schilder auf. ("Zu verkaufen") Gut, dass wir kein Geld übrig hatten!

Als wir uns schlafen legten, bekam B. Sodbrennen. Da ich eine gut sortierte Reiseapotheke führte, konnte ich schnell helfen.
In eine Reiseapotheke muss unbedingt: Aspirin (Kopfweh), Ibuprofen (alle anderen Schmerzen), Cetrizin (Heuschnupfen), Fenistilsalbe (Stiche), Fenistiltabletten (ganz fiese Stiche), Moskinto-Pflaster (Stiche), Anti-Brumm (gegen Stechinsekten)... Da fällt mir auf, dass wir 4 Mittel gegen Moskitostiche dabei hatten und wir uns trotzdem überall juckten und kratzten!
Okay, weiter: Reisetabletten, Fieberthermometer, Wunddesinfektionsspray, Cortisoncreme gegen Entzündungen, Wundpflaster, Blasenpfaster, Tropfen gegen trockene Augen und Nasenspray, diverse Pülverchen gegen Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Sodbrennen.
Meine täglich einzunehmenden Medikamente hatte ich im Waschbeutel, damit ich nicht vergaß, sie zu nehmen.
So eine umfangreiche Apotheke braucht man natürlich nur ab einem bestimmten Alter. Junge Leute brauchen eigentlich nur ausreichend Klopapier und Wein. Das hilft gegen alle Eventualitäten!


12.Tag

Wir planten eine Schlossbesichtigung. Also fuhren wir nach Cormatin. Dort gab es ein Wasserschloss, erbaut von Louis XIII.
Als wir auf der Suche nach einem Parkplatz am Schloss vorbeifuhren, kriegten wir erst einmal einen gehörigen Schrecken: Die Warteschlange vor dem Eingang war beträchtlich lang! Ich hatte schon Angst, dass B. einen Besuch unter diesen Bedingungen ablehnen würde. Er stellte sich jedoch brav mit mir in die Schlange. Nach etwas über einer halben Stunde wurden wir eingelassen und schon 15 Minuten später begann unsere Führung. Da ich nur wenig Französisch konnte, bekam ich eine Mappe in deutscher Sprache mit allen wesentlichen Infos.
Mon dieu, war das beeindruckend! All die Salons und Möbel und Wandbehänge! Die Küche war eine Wucht.







Außerordentlich schön war das Treppenhaus. Und auch der Gemüsegarten und die Parkanlage waren wunderbar. Aber durch das Labyrinth aus Buchsbaum ging ich nicht, weil ich halt ein alter Schisser bin!

Abends wollten wir noch schön auf dem Campingplatz im Schlossrestaurant essen gehen, aber leider waren alle Tische reserviert. Also haben wir uns 2 Portionen Pommes mit an den Platz genommen und aßen Pommes rot-weiß vor unserem Wohnmobil. (Ketch-up und Mayonnaise waren immer im Kühlschrank.) Dazu einen gepflegten Rosewein vom schlosseigenen Weingut. Da kennen wir nix!

13.Tag

Wieder nach Chalon-sur-Saone gefahren und das Auto zurückgebracht. Über den Mittag machten wir noch eine kleine Radtour.
Ich wollte unbedingt noch den alten Dorffriedhof anschauen. Dort lagen die Menschen zum größten Teil in Familiengräbern. Statt Erde waren die Gräber mit Steinplatten bedeckt. Auf denen standen häufig kleine Tafeln mit Widmungen von Familienangehörigen und Freunden. So erfuhr man, ob der Tote zum Beispiel Mitglied im Angelverein war oder LKW-Fahrer oder so. Ganz viele waren im Krieg als Soldat gestorben. Ab den 2000er-Jahren haben sich die Dorfbewohner aber einäschern lassen und ein Sammel-Urnengrab gewählt. Wie bei uns in Deutschland auch.

Der ganze Frankreichurlaub war ohne größeren Zwischenfälle verlaufen. Aber auf der Rückfahrt musste dann natürlich was passieren:

Im nächsten größeren Ort tankte B. unsere Schnecke noch voll. Und dann verkantete sich der Tankdeckel so unglücklich, dass er nicht mehr auf- oder zuging und auch nicht mehr abgeschlossen werden konnte. Ganz scheps steckte der Deckel auf dem Gewinde. Die Klappe ging glücklicherweise trotzdem zu. Und was für ein Glück: Der Deckel ging erst NACH dem Tanken nicht mehr zu drehen!

Die Rückfahrt dauerte 3 Stunden 40 Minuten und es lief ganz flott. Zuhause war das Wohnmobil in etwa 1 Stunde ausgeräumt und die erste Maschine Wäsche wurde angeschmissen.

B. probierte zu Hause nochmal an dem Tankdeckel zu drehen und siehe da: Er ließ sich ohne weiteres lösen und wieder gerade draufzusetzen!

Wir waren jetzt insgesamt 3-mal mit dem Wohnmobil in Frankreich gewesen. So richtig angefressen sind wir nicht von diesem Land. Mal sehen, in welche Länder es uns in der Zukunft noch ziehen wird.

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