Samstag, 22. August 2020
Unsere 8.Reise
8.Reise

Tag 1

Es geht heute um 7.30 Uhr weiter. Leider öffnet sich die Schranke nicht, die sich über eine Gästekarte entsperren lässt. Also klopfe ich in aller Frühe die Platzbetreiberin raus und reklamiere, dass wir nicht wegfahren können. Nun ist es so, dass unsere Schnecke einfach zu weit weg von der Schranke steht und die Induktionsschleifen im Boden das Fahrzeug so nicht erkennen.
Wieder was gelernt!

B. bewältigt die 8-stündige Fahrt mit links. Ich habe sehr mit der Hitze und meiner Müdigkeit zu kämpfen. Ich möchte nicht einschlafen, weil ich im Falle eines Unfalls meinem Verderben gern in die Augen sehen möchte!

In Otterndorf angekommen, finden wir ein sehr großes Gelände vor, das zum größten Teil an Dauercamper vergeben ist. Ich lese in einer Broschüre, dass es eine Warteliste gibt und man für eine Parzelle bis zu 4 Jahre warten muss.



Aber wer hier ein Plätzchen hat, darf sich glücklich schätzen. Der Platz liegt zur Hälfte rund um einen kleinen Badesee gelegen.



Der See ist auch öffentlich zugänglich. An der Nordseite stehen jede Menge Büdchen. Sieht aus wie ein kleiner Jahrmarkt. Das Softeis musste ich sofort probieren. Mmmh, legga!
Direkt dahinter ragt der Deich empor.



Wenn du den erklommen hast, liegt vor dir eine grün bewachsene Ebene, die aussieht wie mit feinstem englischen Rasen belegt. Darauf stehen lose verteilt ein paar Dutzend Strandkörbe, die man mieten kann und ein kleines Restaurant. Hin und wieder lümmeln sich Erholungssuchende auf ihren Decken. Die Szenerie sieht aus wie auf einem Gemälde. Alles total gechillt und entspannt. Allerdings ist Montagabend und ich will nicht wissen, was hier am Wochenende los ist!





Ein Fuß- und Radweg führt an der Nordseeküste entlang. Dahinter geht es über große, felsige Steine in die braune, nur wenig einladende Nordsee hinein.
Links am Horizont Cuxhaven, rechts von mir kommt irgendwann die Elbe. Wie schön!
Bei uns im Wohnmobil kriselt es manchmal, denn B. hat viele Wünsche, die mir abstrus erscheinen:
Ich soll das Geschirr nicht in unserer kleinen Küche spülen, weil Fettreste den Abfluss verstopfen könnten! Auch soll ich nicht bei uns duschen, weil B. dann soviel Abwasser entsorgen muss.
Ich liebe es aber, in unserem geschützten Raum zu bleiben. Selbst ohne Corona finde ich bei uns einfach alles viel hygienischer. Einfach wie „Zuhause“. Außerdem habe ich unseren Warmwasserboiler inzwischen durchschaut und nutze ihn jetzt ganz gerne.
Diskussionen müssen also geführt und Kompromisse gefunden werden. Eigentlich normal, aber es trübt ein bisschen die schöne Stimmung.

2.Tag

Heute Morgen mache ich einen Spaziergang über'n Deich. Jetzt ist Ebbe und eine andere Stimmung am Strand. Auch der Badesee liegt einsam und verlassen da.
Plötzlich hoppelt ein braunes Kaninchen vor mir über den Weg. Erst denke ich, das muss irgendwo entwischt sein. Ein paar Meter weiter noch eins. Diesmal ein schwarzes. Schnell das Handy gezückt, doch schon ist es weg. Ein drittes Kaninchen sitzt am Sandstrand und beäugt mich misstrauisch. Jetzt fallen mir auch die vielen Kaninchenlöcher im Sand, aber auch in den Gärten der einzelnen Parzellen und auf den Stellplätzen auf!
Bei Google lese ich, dass Kaninchen hier als Plage gelten und von Oktober bis März bejagt werden. Ich komme Wildtieren selten so nah. Von unseren Betten aus können wir die Kaninchen in den frühen Morgenstunden beobachten. Ich finde es niedlich, morgens von diesen munteren Gesellen begrüßt zu werden.

Gegen 10.00 Uhr fahren B. und ich mit einer kleinen Bimmelbahn in den nächsten Ort.



Via Lautsprecher werden wir während der Fahrt über alles Interessante informiert und haben so nebenbei auch eine Stadtführung mitgemacht. In Otterndorf finde ich einen Edeka. Dort decke ich mich mit „ein paar Kleinigkeiten“ ein.

B. schaut schon ständig auf die Uhr und will unbedingt die nächste Bimmelbahn zurück erwischen. Schade eigentlich, denn das Städtchen ist echt hübsch.
Da fahre ich in den nächsten Tagen mal mit dem Rad hin. Natürlich allein, ohne den Shopping-Griesgram dabei!

Den Nachmittag verbringe ich mit Lesen, YouTube-Filmchen ansehen und Nickerchen machen. Ich koche noch Spaghetti. Der Rest Rosè von der Mosel passt gut dazu. Mit so einfachen Gerichten ist man beim Camping plötzlich zufrieden…

Den Abwasch mache ich heute zur Abwechslung in der Abwaschschüssel draußen auf dem Tisch. Ich trage höchstpersönlich das Abwaschwasser um die Ecke zur Entsorgung, und erwähne es MEHRMALS gegenüber B.! Sooo viel Abwasser gespart!
;-)
Auch die Tomaten und Pfirsiche wasche ich heute draußen unterm Trinkwasserhahn!
Aber Zähneputzen und die Dusche heute Abend, das muss einfach drinnen sein. Den Luxus möchte ich mir gönnen.
Heute Nacht wollen wir die Perseiden beobachten. Mal sehen, ob wir nicht vorher einschlafen…

3.Tag

Tatsächlich haben wir gestern Nacht Sternschnuppen gesehen: B. zählte 5, ich 3 Stück. So viel Glück…

Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Es ist Ebbe und wir können kilometerweit ins Watt laufen. Die Schiffe fahren durch eine Fahrrinne ganz nah vorbei.





Das Laufen im warmen Schlamm ist ein tolles Gefühl für die Füße. Aber es ist auch sehr anstrengend, denn manchmal ist der Boden ganz hart und manchmal versinkt man bis zu den Knöcheln im Schlick.

Nach dem Spaziergang sehen wir aus wie Schlammmonster! Wie gut, dass wir eine Hundedusche haben…

Das Wetter ist nach wie vor wunderbar: heiß und sonnig. Inzwischen ist jedoch ein ständiger Wind hinzugekommen, was die Hitze tagsüber viel erträglicher macht. Allerdings sorgt der Wind auch dafür, dass wir uns nach 21.00 Uhr lange Hosen anziehen oder ins Wohnmobil hinein sitzen müssen.

4.Tag

Morgens radle ich ein bisschen durch die Gegend. Ich bin stolz auf mich: Ich verfahre mich NICHT und finde ohne Umschweife wieder zurück zu B. und unserer Schnecke!

Über die Mittagszeit spazieren wir zu einer der Buden am Badesee. Heute besuchen wir den Asia-Imbiss: Nudeln und Frühlingsrollen.

Dann setzen wir uns eine Weile in einen Strandkorb, den ich uns für den Tag gemietet habe. Es kostet mich schon große Mühe, mich in die speckige und dreckige Liege zu setzen. Auf Anhieb mache ich 3 fremde Substanzen aus: Selbstbräuner, Haare und Krümel. Weiter forsche ich lieber nicht nach. Stattdessen blende ich das Ungemach aus und konzentriere mich auf das Geschehen am Strand.



So gegen 13.00 Uhr machen wir uns auf zu den Schleusen. Wir wollen an einer Wattwanderung teilnehmen. Dafür haben wir uns die Tage vorher extra „Beachies" gekauft. Das sind Socken, deren Sohlen mit einer dicken Latexschicht bestrichen sind. Sie sollen vor spitzen Steinen und scharfen Muscheln schützen. Brauchen wir natürlich nicht, denn das Watt ist ganz weich und hat nur wenige Muscheln, nach denen man gezielt graben müsste.

Wir finden eine behinderte Wollhandkrabbe: Nur noch 1 Schere und 3 Beine. Richtig gruselig! Gott-sei-Dank muss ich sie nicht in die Hand nehmen. Es genügt ein Blick aus 2 Metern Entfernung. Corona-Abstand!

Nach 1,5 Stunden sind wir von der Sonne verbrannt und richtig müde. Wir nehmen noch ein Eis am Stiel und schlurfen ermattet zurück zum Campingplatz.
Den Abend verbringen wir nochmal im Strandkorb, der hier Strandkiste heißt. Schließlich habe ich ihn/sie für den ganzen Tag gemietet und das müssen wir ausnutzen. Doch diesmal lege ich ein eigenes Handtuch zwischen die Liege und mich!

5.Tag

Mit meinem Rad fahre ich in die Ortschaft Otterndorf. Dort besorge ich mir Nagellackentferner und neuen Nagellack. Sowas gibt es im kleinen Krämerladen am Campingplatz nämlich nicht.

Unter normalen Umständen hätten meine Nägel die 14 Tage Urlaub locker überstanden. Aber Sand, Salzwasser und den ganzen Tag barfuß in Latschen unterwegs sein: Das fordert seinen Tribut!
Jetzt ist alles erledigt, die Fußnägel erstrahlen in frischem Rosa und ich kann wieder sorglos unter die Leute gehen.

Auf dem Weg nach Otterndorf und wieder zurück habe ich mich nur winzige 2-mal verfahren. Gilt das überhaupt? Ich finde, im Großen und Ganzen habe ich das ganz gut hinbekommen. Man muss sich nur bestimmte Punkte und Auffälligkeiten merken, dann kann man sich daran entlang orientieren, wenn man wieder zurück muss. Das hat mir B. beigebracht, der sich immer ein bisschen Sorgen macht, wenn ich alleine losziehe. Er befürchtet stets, mich mal aus einem hundert Kilometer entfernten Ort abholen zu müssen…


Alte Lateinschule in Otterndorf

Den Rest des Tages verbringe ich mit Nickerchen, lesen, essen und kleineren Spaziergängen. Dann laufe ich noch zur Rezeption, um die 5 Tage hier zu bezahlen: 157,50 Euro, inklusive „Gästebeitrag" (Kurtaxe) und Strom.
Morgen früh wollen wir wieder beizeiten los, denn es soll nach Hünfeld (nahe Fulda) gehen.

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