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Sonntag, 23. August 2020
Unsere 9.Reise
wegmitschneck, 23:17h
1.Tag
Heute waren wir etwas über 7 Stunden unterwegs zum nächsten Ziel: Hünfeld, das liegt irgendwo in Hessen. Nächste größere Stadt ist Fulda. Wir fahren in die Rhön.
Der Campingplatz liegt seeeehr einsam. Eingeschlossen von einem Wald und einem Golfplatz hört man hier absolut nichts. Auf dem Platz auf dem wir stehen, sind wir meistens alleine.
Weiter unten stehen die Wohnwagen. Da sind es ein paar mehr Fahrzeuge. Wir sind bei einem kurzen Rundgang nur 2 Eichhörnchen begegnet.
Warum hier nichts los ist, erklärt sich wohl durch die hohen Preise und das mangelnde Unterhaltungsprogramm für Kinder.

Der Beweis: Unsere Schnecke steht ganz allein auf weiter Flur!
2.Tag
Heute ist Sonntagmorgen. Entfernt hört man Gemurmel vom Golfplatz. Pünktlich 10.00 Uhr läuten im Dorf unten die Kirchenglocken. Da wir außer Wald und Wiese nichts sehen, kommen wir uns vor, als ob wir irgendwo frei stehen würden.
Ein Reh taucht auf unserem Platz auf und bleibt mehrere Minuten, um uns zu beobachten. Wir kommen uns total „naturnah" vor.

Eine bestimmte Gruppierung unter den Campern hat das Ziel, möglichst frei zu stehen. Das sind meist junge Leute, die sich ihren Van selbst ausgebaut haben und möglichst autark leben wollen.
Den Strom beziehen diese Leute aus Solarmodulen, Wasser wird aus Brunnen in Kanister umgefüllt und ihr Geschäft verrichten Sie in der Wildnis, wo es mittels eines Klappspaten vergraben wird. Manche Camper haben auch eine Trockentrenntoilette. Da wird das große Geschäft mit Kalk getrocknet, gesammelt und irgendwann in den normalen Hausmüll gegeben. Kleine Geschäfte werden in die Kanalisation geschüttet.
Zum Baden geht man in Flüssen und Bächen schwimmen oder verwendet eine Außendusche.
Diese Menschen sind immer auf der Suche nach Plätzen, wo man so wenig Zivilisation wie möglich trifft. Sie stehen meist an Waldrändern oder mitten im Wald. Das wilde Campen ist jedoch kaum mehr irgendwo erlaubt. In Skandinavien ist das noch einigermaßen möglich. Aber in Südeuropa findest du nur noch selten unberührte Plätzchen.
Naja, das ist ja auch nichts für uns. Trotzdem hat man fast den Eindruck, wenn man hier steht. Für das „free-and-wild-feeling" muss man nur den Strom- und Wasseranschluss am Platz sowie das Sanitärgebäude in 200 m Entfernung ausblenden.
Nachdem wir wir einen kurzen Waldspaziergang erledigt haben, spüle ich noch rasch an der „Außenspüle“ unser Geschirr. Das macht bei strahlendem Sonnenschein und draußen an der frischen Luft richtig Spaß. Kaum habe ich das Geschirr abgetrocknet und weggeräumt, öffnet der Himmel plötzlich seine Schleusen und es regnet zum ersten Mal auf unserer Reise. Die Sonne scheint munter weiter. Ich weiß nicht, ob du das auf dem nachfolgenden Foto erkennen kannst.

Abends wollen wir noch in ein nettes Restaurant zum Essen, das ist aber leider Sonntagabend völlig ausgebucht. Also gehen wir ein paar Schritte weiter in das Restaurant am Golfplatz. Nicht gerade unsere erste Wahl, aber schlussendlich bekommen wir dort einen leckeren Salatteller mit überbacken Feta.
Auf dem Heimweg fällt B. auf, dass wir noch nicht einmal nach unseren Kontaktdaten gefragt wurden. Wie sollen wir also im Fall einer Coronainfektion benachrichtigt werden? Sehr leichtfertig! Natürlich habe ich die Corona-Warn-App installiert, aber die infizierte Person muss die ja auch haben, sonst klappt das ganze Verfahren nicht…
Mich nervt auch, dass die Reinigungsintervalle bis jetzt an keinem einzigen Campingplatz erhöht waren. Überall wird nur 1-mal täglich geputzt. Das reicht meines Erachtens nicht.
Auch ist man überall gezwungen, Türfallen mit der Hand anzufassen. Einfach unhygienisch!
Nachts regnet es sich richtig ein. Ich sitze noch lange auf meiner Sitzbank und lese. Ich schaue kurz aus dem Fenster und da sitzt ein Feldhase und sondiert das Terrain. Hasen sehen ja total anders aus als die kleinen Kaninchen von der Nordsee. Richtig groß sind die und mit riesigen Lauschern! So gut bewacht von den Tieren des Waldes gehe ich ins Bett und schlafe sofort ein.
3.Tag
Von starkem Regen werden wir geweckt und beschließen, erst einmal liegen zu bleiben und darauf zu warten, bis der Regen nachlässt. Leider passiert da nichts und die Tropfen trommeln in unverminderter Heftigkeit weiter aufs Dach. B. traut sich als erster raus.
B. kommt vom Duschen zurück
Schon lange warten wir auf einen Regentag, um endlich mal dringende Aufgaben am Computer zu erledigen. Jetzt, wo die Gelegenheit da ist, habe ich überhaupt keine Lust dazu. Stattdessen schaue ich mir YouTube-Videos an…
Den Zugang zu W-LAN muss man an den meisten Campingplätzen bezahlen. Oft stundenweise oder tageweise. Das kann ganz schön ins Geld gehen!
An der Nordsee war das W-LAN frei, aber der Empfang war so schwach, dass man quasi vor der Rezeption sitzen musste, um E-Mails oder Bilder zu verschicken oder zu empfangen. Abends sah man Horden von Jugendlichen rund um den Empfangsbereich herumgammeln und alle starrten auf ihr Handy! So wussten die Eltern wenigstens immer, wo ihre Kinder zu finden sind.
Morgen früh wollen wir wieder weiter. Unser nächstes Ziel ist Bayern.
Doch als allererstes muss B. einen Supermarkt ansteuern. Wir haben quasi nichts mehr an Essensvorräten.
Eigentlich hatte ich vor, mit dem Fahrrad in den nächsten Ort zu fahren, aber leider ist mein Hinterrad immer wieder platt. Die 2x 6,5 km will ich wirklich nicht zu Fuß laufen.
Heute gibt's die letzten Tofuwürstchen aus meinem Vorrat. Die Brötchen kann man am Vortag bei der Rezeption bestellen. Wahrscheinlich Aufbackware, aber wenn man überhaupt kein Krümel Brot mehr hat, ist man froh darum!
Macro:
Würstchen mit Senf
Gestern schrieb ich doch, dass man sich hier so einsam fühlt, als ob man „frei" stehen würde. Heute am frühen Abend bekommen wir Nachbarn, die genau dem Klischee der „Wildcamper" entsprechen:

Heute waren wir etwas über 7 Stunden unterwegs zum nächsten Ziel: Hünfeld, das liegt irgendwo in Hessen. Nächste größere Stadt ist Fulda. Wir fahren in die Rhön.
Der Campingplatz liegt seeeehr einsam. Eingeschlossen von einem Wald und einem Golfplatz hört man hier absolut nichts. Auf dem Platz auf dem wir stehen, sind wir meistens alleine.
Weiter unten stehen die Wohnwagen. Da sind es ein paar mehr Fahrzeuge. Wir sind bei einem kurzen Rundgang nur 2 Eichhörnchen begegnet.
Warum hier nichts los ist, erklärt sich wohl durch die hohen Preise und das mangelnde Unterhaltungsprogramm für Kinder.

Der Beweis: Unsere Schnecke steht ganz allein auf weiter Flur!
2.Tag
Heute ist Sonntagmorgen. Entfernt hört man Gemurmel vom Golfplatz. Pünktlich 10.00 Uhr läuten im Dorf unten die Kirchenglocken. Da wir außer Wald und Wiese nichts sehen, kommen wir uns vor, als ob wir irgendwo frei stehen würden.
Ein Reh taucht auf unserem Platz auf und bleibt mehrere Minuten, um uns zu beobachten. Wir kommen uns total „naturnah" vor.

Eine bestimmte Gruppierung unter den Campern hat das Ziel, möglichst frei zu stehen. Das sind meist junge Leute, die sich ihren Van selbst ausgebaut haben und möglichst autark leben wollen.
Den Strom beziehen diese Leute aus Solarmodulen, Wasser wird aus Brunnen in Kanister umgefüllt und ihr Geschäft verrichten Sie in der Wildnis, wo es mittels eines Klappspaten vergraben wird. Manche Camper haben auch eine Trockentrenntoilette. Da wird das große Geschäft mit Kalk getrocknet, gesammelt und irgendwann in den normalen Hausmüll gegeben. Kleine Geschäfte werden in die Kanalisation geschüttet.
Zum Baden geht man in Flüssen und Bächen schwimmen oder verwendet eine Außendusche.
Diese Menschen sind immer auf der Suche nach Plätzen, wo man so wenig Zivilisation wie möglich trifft. Sie stehen meist an Waldrändern oder mitten im Wald. Das wilde Campen ist jedoch kaum mehr irgendwo erlaubt. In Skandinavien ist das noch einigermaßen möglich. Aber in Südeuropa findest du nur noch selten unberührte Plätzchen.
Naja, das ist ja auch nichts für uns. Trotzdem hat man fast den Eindruck, wenn man hier steht. Für das „free-and-wild-feeling" muss man nur den Strom- und Wasseranschluss am Platz sowie das Sanitärgebäude in 200 m Entfernung ausblenden.
Nachdem wir wir einen kurzen Waldspaziergang erledigt haben, spüle ich noch rasch an der „Außenspüle“ unser Geschirr. Das macht bei strahlendem Sonnenschein und draußen an der frischen Luft richtig Spaß. Kaum habe ich das Geschirr abgetrocknet und weggeräumt, öffnet der Himmel plötzlich seine Schleusen und es regnet zum ersten Mal auf unserer Reise. Die Sonne scheint munter weiter. Ich weiß nicht, ob du das auf dem nachfolgenden Foto erkennen kannst.

Abends wollen wir noch in ein nettes Restaurant zum Essen, das ist aber leider Sonntagabend völlig ausgebucht. Also gehen wir ein paar Schritte weiter in das Restaurant am Golfplatz. Nicht gerade unsere erste Wahl, aber schlussendlich bekommen wir dort einen leckeren Salatteller mit überbacken Feta.

Auf dem Heimweg fällt B. auf, dass wir noch nicht einmal nach unseren Kontaktdaten gefragt wurden. Wie sollen wir also im Fall einer Coronainfektion benachrichtigt werden? Sehr leichtfertig! Natürlich habe ich die Corona-Warn-App installiert, aber die infizierte Person muss die ja auch haben, sonst klappt das ganze Verfahren nicht…
Mich nervt auch, dass die Reinigungsintervalle bis jetzt an keinem einzigen Campingplatz erhöht waren. Überall wird nur 1-mal täglich geputzt. Das reicht meines Erachtens nicht.
Auch ist man überall gezwungen, Türfallen mit der Hand anzufassen. Einfach unhygienisch!
Nachts regnet es sich richtig ein. Ich sitze noch lange auf meiner Sitzbank und lese. Ich schaue kurz aus dem Fenster und da sitzt ein Feldhase und sondiert das Terrain. Hasen sehen ja total anders aus als die kleinen Kaninchen von der Nordsee. Richtig groß sind die und mit riesigen Lauschern! So gut bewacht von den Tieren des Waldes gehe ich ins Bett und schlafe sofort ein.
3.Tag
Von starkem Regen werden wir geweckt und beschließen, erst einmal liegen zu bleiben und darauf zu warten, bis der Regen nachlässt. Leider passiert da nichts und die Tropfen trommeln in unverminderter Heftigkeit weiter aufs Dach. B. traut sich als erster raus.

B. kommt vom Duschen zurück
Schon lange warten wir auf einen Regentag, um endlich mal dringende Aufgaben am Computer zu erledigen. Jetzt, wo die Gelegenheit da ist, habe ich überhaupt keine Lust dazu. Stattdessen schaue ich mir YouTube-Videos an…
Den Zugang zu W-LAN muss man an den meisten Campingplätzen bezahlen. Oft stundenweise oder tageweise. Das kann ganz schön ins Geld gehen!
An der Nordsee war das W-LAN frei, aber der Empfang war so schwach, dass man quasi vor der Rezeption sitzen musste, um E-Mails oder Bilder zu verschicken oder zu empfangen. Abends sah man Horden von Jugendlichen rund um den Empfangsbereich herumgammeln und alle starrten auf ihr Handy! So wussten die Eltern wenigstens immer, wo ihre Kinder zu finden sind.
Morgen früh wollen wir wieder weiter. Unser nächstes Ziel ist Bayern.
Doch als allererstes muss B. einen Supermarkt ansteuern. Wir haben quasi nichts mehr an Essensvorräten.
Eigentlich hatte ich vor, mit dem Fahrrad in den nächsten Ort zu fahren, aber leider ist mein Hinterrad immer wieder platt. Die 2x 6,5 km will ich wirklich nicht zu Fuß laufen.
Heute gibt's die letzten Tofuwürstchen aus meinem Vorrat. Die Brötchen kann man am Vortag bei der Rezeption bestellen. Wahrscheinlich Aufbackware, aber wenn man überhaupt kein Krümel Brot mehr hat, ist man froh darum!
Macro:

Würstchen mit Senf
Gestern schrieb ich doch, dass man sich hier so einsam fühlt, als ob man „frei" stehen würde. Heute am frühen Abend bekommen wir Nachbarn, die genau dem Klischee der „Wildcamper" entsprechen:

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