Freitag, 21. August 2020
Unsere 7.Reise
7.Reise

In diesem Jahr ist alles anders: Wegen Corona mussten wir zuerst Gardasee absagen (Osterferien). Dann im Juni wäre der Lago Maggiore dran gewesen… Auch ins Wasser gefallen! Den Sommer über wollten wir durch Frankreich reisen.
Das Ausland ist uns dann aber doch zu heikel. Einzig die Reservierung in Münstertal kann man lassen. Der Schwarzwald scheint uns sicher genug.

Für die ersten 2 Wochen planen wir gemeinsam eine Tour quer durch Deutschland. Davon soll dieser Bericht handeln.

Tag 0

Das Wohnmobil haben wir schon am Vortag geholt, wir wollen schließlich VÖLLIG STRESSFREI in den Urlaub starten! Wer uns kennt, weiß, dass dies zwar ein hehrer Vorsatz, aber völlig utopisch ist in der Umsetzung.
Nur ein paar „Highlights“:
1. B. bleibt beim Umparken der Schnecke an einem Verkehrsschild hängen und reißt ein Stück der Markisenhalterung ab. Glücklicherweise hält ein Stück Panzertape so gut, dass wir dennoch die Markise ausrollen können. Das ist bei diesen heißen Tagen auch unbedingt nötig!
2. Ich selbst will die Pedelecs zusammenklappen. Da ich aber nach 9 Monaten vergessen habe, wie das geht, brauche ich ewig dafür und klemme mir schließlich noch eine Hand ein.
3. Wir fahren nochmal schnell zu „Berger", einem Großhändler für Campingartikel. Wir brauchen einen Abwasserschlauch und einen Sunblocker für die Markise. Der Sunblocker ist ein Vorhang, den man in die „Kederleiste" der Markise einhängt und der Schatten spendet bei tiefstehender Sonne. (Wieder was gelernt!)
Typisch: Schlauch und Vorhang waren in der passenden Größe nicht vorhanden!
4. B. bastelt sich eine Gerätschaft, mit der wir das Grauwasser am Stellplatz „diskret" ablaufen lassen wollen. Grauwasser ist Abwasser aus der Spüle, aus der Dusche und aus dem Waschbecken im Bad, aber KEIN Toilettenwasser. Dafür gibt's schließlich eine extra Kassette!
Naja, in der langsam zunehmenden Dämmerung verliert B. prompt ein wichtiges Schraubdingsbums, das wir erst finden, nachdem die Schnecke weggefahren wird und ich im Gestrüpp was Rotes entdecke.
5. Diese „Gerätschaft" wird mit meterweise Panzertape umwickelt. Das hält aber wohl doch nicht alles, denn die Einzelteile brechen immer wieder auseinander. Schließlich verschwindet B. nach oben und versucht’s mit der Heißklebepistole.
Gegen 23.00 Uhr am Tag vor der Abreise verliere ich langsam die Nerven. Mir tut der ganze Körper weh vom 1000-mal die Treppe hoch und runter und 1-mal die Hand verklemmt. Schnell duschen und ab ins Bett!
Zusammenfassung: Die Vorbereitungen auf die neue Saison brauchen nahezu 2 Tage und sind begleitet von vielen „Pleiten, Pech und Pannen“.


Tag 1

Gegen 8.30 Uhr fahren wir los. Geplant war mal 7.00 Uhr. Aber wenn man erst um 7.00 Uhr aufsteht, dann verschiebt sich doch irgendwie alles. Außerdem würden wir dann doch viel zu früh in Zell ankommen, denn der Platz steht uns erst ab 14.00 Uhr zur Verfügung.
Die Fahrt nach Zell an der Mosel ist veranschlagt mit 4,5 Stunden. Am Ende der Fahrt sind es dann doch 5,5 Stunden. :-(

Während der Fahrt wird uns immer heißer. Die Klimaanlage der Fahrerkabine läuft auf vollen Touren, aber uns steht der Schweiß dick auf der Stirne. Irgendwann geht uns auf: Die Klimaanlage bläst warme Luft ins Fahrhaus! Ein kurzer Blick aufs Thermometer bestätigt: draußen 32°, drinnen 38°.
Meine Idee: Wenn die Klima vorne nicht funktioniert, dann schalten wir die aus dem Wohnbereich an. Ein Mörderteil, das mit enormen Lärm innerhalb kürzester Zeit unsere Schnecke in eine Kühlkammer verwandeln kann.
So jedenfalls ist jedenfalls meine Theorie…

Natürlich geht nichts, aber auch überhaupt nichts! Das teure Teil macht keinen Mucks. Schließlich rufe ich kurzerhand beim Wohnmobilhändler an. Es nimmt dort auch gleich jemand ab (Wunder über Wunder!). Die erste Frage ist: „Ist der Strom an? 230 Volt?“ Wir schauen auf die Energieanzeige. Die zeigt was an. Wir probieren (nach Anweisung) mal dies, mal das. Schließlich weiß der Mann auch nicht mehr weiter. Zum Abschluss des Gesprächs sagt ich: „Naja, vielleicht läuft das Ding ja, wenn wir das Wohnmobil auf dem Campingplatz an den Landstrom anschließen.“ Da ist der gute Mann erst mal sprachlos… Dann wettert er los: „Ich habe doch gleich am Anfang gefragt, ob der Landstrom angeschlossen ist!“ Ich gebe beleidigt zurück: „Nein, Sie haben nur gefragt, ob 230 Volt Strom drauf sind. Mit Strom kenne ich mich doch überhaupt nicht aus!“ Schließlich entschuldige ich mich für mein geringes Wissen und die Fahrt kann weitergehen – ganz ohne Klimaanlagen, aber mit weit offenen Fenstern.

Mit 1 Stunde Verspätung kommen wir an und begutachten zuerst unseren zugewiesenen Platz zu Fuß und ohne Fahrzeug. Dann besprechen wir, dass B. vorwärts in den unteren Weg fährt, auf einem leeren Platz wendet und dann rückwärts auf unseren Platz fährt. Ich stehe parat, um ihn einzuweisen. Und was macht er? Er entschließt sich plötzlich, rückwärts in den oberen Weg einzufahren! Woher sollte ich jetzt wissen, was er plant? Plötzlich lehnt er sich aus dem Fenster und fragt: „ Das ist nicht der untere Weg, oder?“ Hat er sich doch auf den letzten Metern verfahren!!

Dann steht er endlich irgendwie mit meiner Hilfe auf dem Platz, ist aber immer noch nicht ganz zufrieden. Also geht's weiter: 30 cm vor, 30 cm zurück, immer hin und her. Bis sich endlich ein junger Mann erbarmt und B. richtig hinweist. So von Mann zu Mann. Ruckzuck steht Schnecke schnurgerade und genau da, wo sie hin soll. Ich verstehe einfach nicht, warum ich das nicht auch kann!

Den Ort „Zell an der Mosel“ haben wir prima ausgewählt. Direkt am Fluss gelegen, ein süßes Städtchen fußläufig zu erreichen und die Weinberge als Panorama. Sehr hübsch!


Unser Platz liegt direkt an der Mosel


B. ist von der Fahrt ganz schön erschöpft.


Auch ich muss erstmal abwarten, bis sich meine
Gesichtsfarbe normalisiert…


Tag 2

Mann ist das heiß! Vorne wohnen junge Leute in einem Wohnwagen, die sich gleich zum Frühstück ein paar gekühlte Bier genehmigen. Ihr fröhliches „Plopp, plopp" macht mir wieder mal klar, dass ich einfach zu alt bin für solche Frühstücksrituale.

Gleich am frühen Vormittag klappe ich unsere Fahrräder aus, denn nach der eingeklemmten Hand weiß ich ja wieder, wie's geht. B.will nicht mitkommen: „Zu viel zu tun!“

Also radle ich alleine über eine Brücke ins Städtchen, kaufe Brötchen und Obst und mache ein bisschen Sightseeing.


Brücke rüber nach Zell


Gasse in Zell

Als ich gegen 11.00 Uhr zurückkomme, ist es bereits so heiß, dass jede unnötige Bewegung undenkbar ist. Ich vespere ein bisschen was, lese und trinke kühle Getränke. Damit verdubeln wir den Tag. Sehnsüchtig beobachte ich das Treiben am und im Fluss.

Unsere Campingnachbarin nimmt meine Sehnsucht nach Abkühlung wahr und versucht mich zu überzeugen, im Fluss schwimmen zu gehen. Sie ist taub und daher ist die Konversation etwas schwierig. Mit vielen Gebärden und deutlicher Mimik mache ich klar, dass Schwimmen im Fluss nichts für mich ist. Da ich so extrem wenig Kraft habe, befürchte ich jedoch, nicht mehr rechtzeitig zum Ufer zurückzukommen.

Vor dem Campingplatz liegt mitten in der Mosel eine kleine Insel, die die Freizeitsportler von der Binnenschifffahrt trennt. Auf der künstlich angelegten Insel versammelt sich allerlei Vogelgetier, was eine Menge Entengrütze an den Ufern erklärt. An den Einstiegsstellen paddeln aber auch die Kanus und die Boards der SUP-Fans los, so dass sich die Hinterlassenschaften der Wasservögel besser verteilen. Trotzdem sollte man sich beim Schwimmen besser in der Flussmitte aufhalten, wenn man danach nicht wie ein grünes Flussmonster aussehen will! Nichts für mich, die sich nach 5 Schwimmzügen bereits wieder ausruhen muss! Falls du dort einen Urlaub planst, solltest du unbedingt Schlauchboot, Gummimatratze oder andere Schwimmgerätschaften mitnehmen!


Viel Vogelgetier an den Einstiegsstellen


Allerlei Schwimmgerätschaften

Heute Abend ist es immer noch wahnsinnig heiß. Wir haben eigentlich gar keinen rechten Hunger, deshalb belassen wir es bei Brot, Käse und Blattsalat. B. vernichtet noch eine Flasche „Rosè" von einem benachbarten Weingut.

Ich möchte möglichst wenig die sanitären Einrichtungen des Platzes benutzen. Der Respekt vor einer Coronainfektion zwingt mich, das Geschirr in unserer kleinen Küche zu spülen und die eigene Dusche zu benutzen. Leider bekommen wir den Heißwasserboiler nicht an! Fürs Geschirr koche ich also Wasser auf uns mische es mit kaltem Wasser in der der Spüle. Das geht beim Duschen halt nicht! Kalt Duschen finde ich trotz der Hitze nicht so prickelnd. Wenigstens lauwarm dürfte es wenigstens sein, wenn ich mir die Haare wasche!


Tag 3

Heute Morgen sind wir so früh aufgestanden, dass es fast schon ein bisschen „frisch" draußen ist. Keine 15 Minuten später scheint die Sonne auf unsere Schnecke und es ist wieder „schwitzen“ angesagt. Während B. drinnen sitzt und feste an seinem neuen Stundenplan arbeitet, vertrödle ich die Zeit damit, in aller Ruhe auf meinem Tablet die Zeitung zu lesen. Dann schlurfe ich zum Kiosk, um dort Cola und Brötchen zu holen. Ich nehme noch einen Plan der hiesigen Schifffahrt mit.
Ich kann B. dazu überreden, eine kurze Rundfahrt mit dem Schiff zu unternehmen. Über Mittag sind wir also auf dem Wasser unterwegs.

Einen kurzen, heiklen Augenblick erleben wir, als sich auf der Gangway das Schiff hinauf die Passagiere ganz schön drängeln. Obwohl alle brav Masken tragen, bezweifle ich, dass ich mich in so einem Fall vor Corona schützen kann. Außerdem bekommt B. plötzlich einen Hustenanfall und ich zische ihm zu, dass er gefälligst damit aufhören muss, sonst dürfen wir nicht an Bord!
Die Fahrt ist nicht besonders interessant, aber doch mal eine Abwechslung.




Der Campingplatz vom Wasser aus gesehen…

Als wir wieder zurück bei unserer Schnecke sind, schließen wir schnell die Türe und stellen die Klimaanlage (die mit Landstrom ja 1A funktioniert!) volle Pulle an! Kurz bevor wir eine Lungenentzündung bekommen, schalten wir aus und kippen sämtliche Getränkereste aus dem Kühlschrank in uns rein. Hilft aber alles nichts. Der Schweiß, der uns übers Gesicht läuft, macht uns fast blind.
Da fällt mir ein, dass wir uns eine Hundedusche haben einbauen lassen. Der Wasseranschluss befindet sich an der Außenwand des Wohnmobils und man kann sich draußen kalt abbrausen. Ist eigentlich (wie der Name schon sagt) dafür gedacht, sandige und schmutzige Hunde kurz abzubrausen, damit sie das Innere des Wohnmobils nicht versauen.
Wo der Brauseschlauch dafür ist, weiß ich noch, weil er mir beim Aufräumen schon 1000-mal in die Hände gefallen ist.
Aber wo ist der verdammte Schlüssel für den Wasseranschluss? B. behauptet steif und fest, der müsse noch zuhause irgendwo hängen. Nix da! Das kann nicht sein! Bei uns zuhause kenne ich mich aus. Da hängen keine herrenlose Schlüssel herum.

Jetzt stehe ich da mit einem Kopf wie eine überreife Tomate, die Haare strähnig und verschwitzt in der Stirn, schon parat im Badeanzug und mit einem Brauseschlauch in der Hand und die Erlösung soll an einem fehlenden Schlüssel scheitern?

Also kramen wir wie die Verrückten in allen Schränken herum. Kurz blitzt der Gedanke auf, dass ich in der Zwischenzeit schon längst in der normalen Dusche Abkühlung gefunden hätte, aber jetzt geht’s um Prinzip! Kennst du das? Man hat sich etwas in den Kopf gesetzt und ist einfach nicht mehr frei für mögliche Alternativen.

Schließlich gibt mir B. den richtigen Tipp: In der Küchenschublade ist ein Fach für alles Mögliche: Wasserwaage, Kleiderhaken, Taschenmesser und siehe da: 2 kleine Schlüssel!

Ich raus, Anschluss aufgeschlossen, Brause drangesteckt und Wasser marsch!
Du musst dir das so vorstellen: Lufttemperatur um 40° und geschätzte Körpertemperatur bei 50°, Wassertemperatur bei vielleicht 25°!


Es zischt und dampft, als das Wasser auf mich trifft! Was für eine Wonne.

Später gehen wir noch in einen Biergarten und bestellen Erdinger (für B.), Fanta (für mich) und 2-mal Flammkuchen, damit ich heute nichts kochen muss.
Gerade sitzen wir so gemütlich, beobachten das Geschehen in der Marina und ich bemerke, dass ich zum ersten Mal heute NICHT schwitze, da ziehen plötzlich heftige Windböen auf. B. springt hoch und rennt zurück zur Schnecke, um die Markise einzufahren. Halbherzig biete ich an, ihm zu helfen, aber da ist er schon weg. Inzwischen stehen die Flammkuchen auf unserem Tisch und ich beginne zu essen. Wäre doch schad drum und hilft ja nichts…

B. kommt zurück und trinkt gerade den letzten Schluck Bier, da fängt's schon an zu regnen. Schnell bezahlt und zurück zum Stellplatz.
In Rekordzeit wird alles eingepackt: Fahrräder zusammenklappen und in die Taschen packen, Tische und Stühle ebenso. Wäsche abhängen und Wäscheständer ab in die Garage. (So nennt man den Kofferraum.) Schuhe ins Trockene retten.

In einer Regenpause bringe ich den Müll weg und bezahle schon mal die Stellplatzgebühren: 96,30 Euro für 3 Nächte.
Morgen früh soll's kurz nach 7.00 Uhr losgehen. Was wollen wir wetten, dass es überraschend doch wieder erheblich später wird?
;-)

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