Samstag, 17. August 2019
Unsere 4.Reise
wegmitschneck, 14:46h
1.Tag
Wir hatten beschlossen, dem heißen August zuhause zu entfliehen und in die etwas rauere und bestimmt kühlere Bretagne zu reisen.
Wie immer hatten wir am Vorabend soweit alles gerichtet, weil wir am Abreisetag zeitig wegkommen wollten. Najaaaa, „zeitig" ist halt relativ…
Gegen 9.30 Uhr saßen wir angeschnallt auf unseren Sitzen, B. startete den Motor, da fiel ihm auf, dass er die falsche Brille auf der Nase hatte. Motor aus, abgeschnallt und schnell zurück ins Haus gelaufen, um die Autofahrerbrille zu holen. Ich wartete und wartete im Auto. Irgendwann kam B. atemlos zurück: Keine Brille!! Ohne Brille keine Fahrt nach Frankreich!
Ich fragte, wo die Brille denn gewöhnlich lag. „Immer neben dem Fernseher!“ War ja auch „logisch“: Die Brille zum Autofahren hatte ihren festen Platz neben dem Fernsehgerät!
Wie dem auch sei: Zufällig wusste ich genau, wo die Brille abgeblieben war, denn ich hatte mal wieder aufgeräumt! (Jeder, der mich kennt, weiß, dass dies meine große Leidenschaft ist.) Das wollte ich aber keinesfalls zugeben, denn das hätte garantiert einen Anschiss gegeben. Also behauptete ich keck, dass M., unsere Putzfrau, am Vortag bestimmt die besagte Brille weggeräumt hatte. Ich ging also nochmal mit B. nach oben, um ihm beim Suchen zu helfen. „Et voila“ zauberte ich mit nur einem einzigen Handgriff die Brille hervor! Wir schimpften dann noch ein bisschen über unsere eifrige Putzhilfe, denn gemeinsam über jemanden lästern, das schweißt so richtig zusammen!
Das war die besagte Autofahrerbrille
Also starteten wir so gegen 10.00 Uhr (mit 2 Stunden Verspätung) unsere Reise in die Bretagne. Schon nach wenigen hundert Metern fielen bei uns nach einem Blick aufs Navi die Kinnladen runter: 10 Stunden 34 Minuten Fahrtzeit zur ersten Etappe ins Val de Loire!!! Jetzt konnte ich keine Ausrede mehr geltend machen, denn das Ausklamüsern der Fahrtrouten inklusive Zwischenstopps war eindeutig meine Aufgabe gewesen. Über 10 Stunden Fahrtzeit waren absolut indiskutabel.
B. hatte ganz klar von etwa 6 Stunden gesprochen, die er sich durchaus pro Etappe zumuten wollte. Außerdem schloss der anvisierte Campingplatz um 19.00 Uhr seine Rezeption. Bei späterer Ankunft stand man vor den geschlossenen Schranken!
Voll peinlich, so ein kapitaler Fehler bei der Rotenplanung! Also fuhren wir erstmal rechts ran, checkten die Einstellungen beim Navi und stellten erleichtert fest, dass bei „Mautstraßen meiden" aus Versehen ein Häkchen gesetzt war. Also Häckchen raus, neu berechnen und siehe da: Voraussichtliche Ankunftszeit: 16.45 Uhr!
Natürlich brauchten wir zum Schluss trotzdem knapp 8 Stunden. Zum Beispiel,
weil wir eine halbstündige Kaffeepause auf einem Rasthof einlegten….
oder weil ich beim Suchen nach einem coolen Radiosender den gesamten Bildschirm ausschaltete und damit auch die angezeigte Route verschwinden ließ….
oder weil B. rechts ranfahren musste, weil ich plötzlich Lust auf Bonbons hatte, die aber in einem der Schränke hinten verstaut waren…
Ich war wie immer eine lausige Beifahrerin. Schon nach weniger als 2 Stunden Fahrzeit fielen mir zum ersten Mal die Augen zu! Autofahren macht mich immer furchtbar müde. Auch wenn ich am Steuer sitze! Was ich klugerweise auf langen Fahrten zu vermeiden suche… Glücklicherweise war B. ein ganz aufgewecktes Kerlchen, wie man so schön sagt. Also kamen wir ohne Zwischenfälle auf unserem Platz „Parc du Val de Loire" an.
An der Rezeption sprach man glücklicherweise Deutsch und erklärte mir, wie wir zu unserem Stellplatz am besten fahren sollten. Man gab mir auch einen Lageplan mit, auf dem der Weg eingezeichnet war.
Nun… Ich bin nicht nur eine lausige Fahrerin UND eine lausige Beifahrerin. Nein, ich bin auch eine lausige Navigatorin!!! Also verfuhr sich B. mit unserem 7,50 Meter langen Schiff auf diesem Platz. Wir schafften es nicht, unsere Schnecke zu wenden, denn ich gab beständig wiedersprüchliche Anweisungen. Mal winkte ich B. nach links, ach nee, doch besser wieder nach rechts, vielleicht noch ein Stückchen nach vorne, doch nicht so viel, jetzt wieder zurück. Aber unser immer hitziger werdende Disput sorgte auf dem Campingplatz doch für einen gewissen Unterhaltungswert! Ich wollte, dass B. einfach stehen blieb, bis ich zu Fuß den richtigen Stellplatz gesucht und gefunden hatte. B. wollte aber nicht einfach mitten auf dem Weg stehen bleiben und alles blockieren. Irgendwann erbarmte sich eine der Zuschauerinnen und obwohl sie nur holländisch sprach, zeigte sie mir den richtigen Platz! Also wies ich B. rückwärts den Weg wieder zurück. Leider schaute ich dabei nur nach rechts und links, damit wir nicht aus Versehen einen Baum oder einen Felsen oder so schrammten. Ich versäumte es doch tatsächlich, nach oben hin zu schauen und schon blieb B. mit unserer Markise an der oberen Ecke einer Hütte hängen und zertrümmerte diese! (Also die Ecke, nicht die ganze Hütte!)
OMG!!! Wie peinlich war das denn? Wenn nicht ein anderes Camperpaar hilfsbereit ihr Auto weggefahren hätte, wären wir bis heute nicht um diese Kurve gekommen. Ich sammelte noch schuldbewusst die Trümmerteile ein (so als Erinnerung…) und dann ging es ganz schnell ans Aufbauen. Tisch und Stühle raus, ein kleines Fertigmenü zubereitet, eine halbe Flasche Weißwein dazu getrunken, die sanitären Einrichtungen erkundet und über den Platz gelaufen, um sich die Beine zu vertreten.
Bei der Gelegenheit durfte B. die hiesige Vogelwelt hautnah kennenlernen, denn eine Taube hat sich just über ihn und auf ihn entleert! Er wollte mir partout nicht glauben, dass das Glück bringen soll.
Der Campingplatz war so lala. Wofür die Parkbetreiber 4 Sterne erhalten haben, erschloss sich mir nicht so ganz. Für 1 Nacht mit Wasser und Strom, Toiletten ohne Klobrillen und Haare im Waschbecken haben wir 54,88 Euro bezahlt. Ein bisschen happig, wie ich fand. Andererseits: Der Schaden an der Hütte betrachtete ich damit als bezahlt und ausgeglichen!
2.und 3. Tag
Am nächsten Tag kamen wir ohne Umwege und nennenswerte Zwischenfälle in „Poullan sur mer" an.
Auch dieser Campingplatz war ein bisschen in die Jahre gekommen und sehr einfach gehalten. Dennoch ein 4-Sterne-Platz. Warum auch immer… Vielleicht wegen der lustig übersetzten Informationsbroschüren?




Zu Hause war ich sehr stolz auf eine kleine Hortensie in unserem Garten, die recht hübsch in der Farbe Blau blühte. Ich hegte und pflegte sie und pünklich einmal im Monat bekam sie einen Spezialdünger, damit sie die blaue Farbe behielt. Und hier??? Ganze Hortensien-Alleen in Blau, Lila, Weiß… Man hatte den Eindruck, in der Bretagne wächst nichts anderes!

Am 3.Tag unserer Reise machten wir mit unseren Klapp-Pedelecs eine erste Erkundungstour. Eine wahnsinnig schöne und fremde Umgebung! Ich kannte das überhaupt nicht, dass man mitten auf einem Feld eine wunderhübsch renovierte kleine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert findet.


Oder mitten im Wald standen plötzlich süße Häuschen mit gepflegten Bauerngärten (und natürlich massenhaft Hortensien) rundherum. Manche Anwesen waren aber auch aufgegeben und sich selbst überlassen worden.
Auf jeder Kuppe hatten wir einen atemberaubenden Blick auf den Atlantik. Das machte Lust darauf, immer weiter bis ans Ufer zu radeln. Da wir uns aber nicht auskannten, machten wir irgendwann kehrt. Zurückgekommen, schauten wir uns die Umgebung erst mal mit „Google Earth“ an und waren überrascht, wie nah wir dem Ufer eigentlich gekommen waren! Wir planten mit dem neuen Wissen, am folgenden Tag bis an den Atlantik zu radeln.

Erster Blick aufs Meer
Doch zunächst einmal mussten wir feststellen, dass der Strom im Wohnmobil ausgefallen war.
B. verbrauchte viel Zeit mit der Fehlersuche. Irgendwann konnte ich ihn überreden, an der Rezeption mal nachzufragen. Und siehe da: Der Stromausfall betraf den halben Campingplatz und lag überhaupt nicht nur an uns. Typisch: Wir gingen immer erstmal davon aus, dass der Fehler bei uns lag! Später funktionierte die Warmwasserbereitung nicht. Dann aber irgendwie doch wieder…
Dann piepste immer wieder der Kühlschrank. Über Google fanden wir den Tipp, dass der Kühlschrank wohl glaubte, die Tür sei nicht richtig geschlossen und deshalb diese Warnhinweise gab. Das könnten wir verhindern, indem wir das Kühlschranklicht ausdrehten. Leider war das bei unserem Modell nicht möglich! Also hätten wir den Sensor mit dunklem Tape abkleben müssen. Sobald wir diese Info hatten, hörte der Kühlschrank wie durch Zauberhand auf, zu piepen!
Außerdem überlegten wir uns kreative Möglichkeiten, wie unsere Schnecke mit frischem Wasser befüllt werden konnte. Der nächste Wasserhahn war für unseren 25-Meter-Schlauch leider zu weit weg! Und die Gießkanne hatten wir zu Hause gelassen, weil ich sie „kontaminiert" hatte. (Hatte damit die chemische Toilette befüllt. Wenn die Tülle der Gießkanne einmal mit dem Ausflussrohr der Toilette in Berührung gekommen war, war diese Kanne für Trinkwasser tabu!) Wir behalfen uns vorerst mit einer leeren Limoflasche (2 l), mit der wir immer wieder mal den Tank befüllten. Nur zur Info: Der Frischwassertank fasste etwa 120 Liter!
So verging die Zeit ziemlich schnell und ruckzuck waren die ersten 2 Tage in der Bretagne vorbei.
4. und 5. Tag
Wir radelten zum „Plage de Pors Peron“. Wow!!! Genauso hatte ich es mir vorgestellt! Vielleicht ein bisschen wärmer ( Außentemperatur: 22° Grad, Wassertemperatur: arschkalt), aber sonst alles perfekt! Und gerade mal 20 Minuten mit dem Rad (Durchschnittsgeschwindigkeit 18 km/h)!


Abends begann es zu regnen, nachts stürmte es dann richtig! Was taten mir die Camper leid, die nur mit einem Zelt gekommen waren. Und wir lagen gemütlich in unseren warmen Betten!
Am nächsten Morgen hatten wir uns ein Taxi bestellt, das uns etwa 10 km nach Douarnenez brachte. Bei Europcar hatte ich einen Mietwagen für uns organisiert. Wir beide hatten ganz schön Muffensausen, ob wir das Fahrzeug überhaupt bekommen konnten. Denn in den Mietvereinbarungen hatte ich einige Tage zuvor entdeckt, dass ein internationaler Führerschein erforderlich sei. Wer hat das schon??
Die Dame in dem Autohaus hat auch ziemlich misstrauisch den grauen Lappen gemustert, den B. ihr vorlegte. Sie fragte, ob der überhaupt gültig sei. Aber B. mit seinem Charme und seinem süßen Französisch hat sie ganz einfach zugetextet, bis sie mit den Schultern zuckte und eine Kopie davon machte.
Überhaupt war ich total verliebt in B. und sein Französisch! Er parlierte so mühelos und gekonnt, dass ich vor Ehrfurcht fast erstarrte. Wenn er ein Wort nicht wusste: Pas de problem! Es wurde einfach umschrieben. Der Taxifahrer bestätigte auch prompt, wie gut sein Französisch sei. Ich selbst stand immer stumm wie ein Fisch daneben und bewunderte B. wieder einmal.
Sobald B. in dem kleinen Ford saß, verwandelte er sich in einen französischen Autofahrer! Er fuhr überaus rasant, schnitt die Kurven und missachtete die Verkehrsregeln – wie ein echter Franzose eben! Unser Taxifahrer am Morgen hielt während der Fahrt mit der einen Hand sein Handy ans Ohr, mit der anderen Hand kratzte er sich ausgiebig am Rücken und lenkte mit den Knien! Ich hoffte inständig, dass sich B. nicht auch zu solchen Kunststückchen hinreißen ließ!

Mit dem kleinen Fiesta fuhren wir erst einmal in einen supermarché. Dort kauften wir einen Kanister, der den Wassertransport doch wesentlich erleichterte. Außerdem Obst, Wein und Käse (selbstverständlich alles „produit en france"). Für mich gab's noch Kekse, Cola und ein paar Tafeln Schokolade (selbstverständlich alles „super ungesund“).

Alles aus Frankreich: pain, moutarde, fromage, taboule, tomates, oeufs, vin…
Seit der Nacht hörte es nicht ein einziges Mal auf zu regnen. So was von deprimierend! Erst gegen 17.00 Uhr machte der Regen mal eine Pause.
6. und 7. Tag
Eine Fahrt mit dem Mietwagen führte uns ans „Pointe du raz". Meine Güte, wie beeindruckend! Ich hatte stellenweise das Gefühl, dass uns der Wind einfach packt und über die Klippen schmeißt! Die aufgewühlte See, der stürmische Wind und die wahnsinnig rauhe Atmosphäre haben uns einen Eindruck verschafft, warum diese Gegend „finistere" (Ende der Welt) heißt.



Am nächsten Tag fuhren wir nach Douarnenez. Wir parkten am Strand, der vormittags noch quasi menschenleer war. Sehr schöne Stimmung!


Dann wanderten wir immer an der Antlantikküste entlang, bis wir müde wurden.



Eine kurze Pause mit einer Stärkung aus einer typisch französischen Patisserie und es ging wieder zurück zum Auto.

Später wollten wir noch zu einer Mühle, die wir aber leider nicht fanden. Deswegen waren wir aber nicht traurig, weil wir dennoch eine wunderschöne, wilde Gegend entdeckten.

Auf dem Campingplatz fiel nun täglich mehrmals der Strom aus. Sehr ärgerlich! Unser Kühlschrank schaltete dann automatisch auf Gasbetrieb um. Das war also kein Problem. Aber das teuer bezahlte WLAN funktionierte dann nicht. Und da wir nie wussten, wie lange der Strom diesmal wegblieb und wir unsere Batterie schonen wollten, rief B. jedesmal den „Stromnotstand“ aus, was bedeutete, dass wir jeglichen „unnötigen“ Stromverbrauch meiden mussten (Wasser nicht laufen lassen wegen elektrisch betriebener Wasserpumpe, Geräte von der Steckdose nehmen, Lichter löschen….). Fast wie „echtes" Campen, so ganz ohne Strom!
An die sanitären Einrichtungen hatte ich mich inzwischen gewöhnt, obwohl sie meinen Ansprüchen natürlich bei Weitem nicht entsprachen! Gefühlte 1000-mal das Knöpfchen drücken, wenn man sich unter der Dusche die Haare waschen will, das ist nicht besonders komfortabel. Allerdings wurde hier bestimmt 3-Mal täglich der Sanitärtrakt geputzt. Das war schön, aber auch nötig, denn unter den Campern gibt es echte Ferkel!
Einmal wusch ich unser Geschirr und das Spülbecken nebenan war völlig verstopft. In der rotgefärbten Brühe schwammen Spaghetti und Streichhölzer! Ein verstörender Anblick, den ich nicht so schnell von meiner Festplatte wieder wegkriegte! (Natürlich spülte ich unser Geschirr AUSSCHLIEßLICH in einer eigens angeschafften Schüssel mit dazu passenden Abtropfsieb!)
Etwas Neues haben wir hier aber auch entdeckt: eine „Pinkelgrotte"! Natürlich nur für Männer!!

8. und 9. Tag
Ich wollte so gerne nach „Pont Aven", ein kleines hübsches Dorf, eine frühere Künstlerkolonie. Naja, sonntags hatten wohl noch ganz viele andere Touristen diese Idee! Der Wahnsinn!!!
Man kam sich vor wie in Venedig oder Amsterdam. Teilweise war kein Durchkommen mehr in dem kleinen Ort. Wir retteten uns irgendwann in das städtische Museum. Da es nicht wenig Eintritt kostete, war es relativ ruhig und entspannt dort. Wir erfuhren einiges über die vielen Maler, die sich von diesem Ort und von dieser Umgebung inspirieren ließen. Wenn man sich die Fotos ansieht, kann man die Inspiration durchaus verstehen. Selbst B. und ich sprachen darüber, mal wieder mit Malen anfangen zu wollen.






Eindrücke aus dem entzückenden Dorf „Pont Aven" (spricht man, wie man’s schreibt, mit Betonung auf dem „e").
Tags darauf war eine Städtetour dran: „Quimper" (sprich „Kemper"). Leider war Montag und ich wusste nicht, dass montags die meisten Geschäfte geschlossen haben (zumindest vor 12.00 Uhr). Nicht so schlimm.
Wir besichtigten zunächst die Kathedrale Saint-Coretin. Ein Riesentrum! Die Fenster waren wunderbar vielfältig gestaltet, so dass B. und ich viel zu bestaunen hatten.

Über 300 Jahre Bauzeit!
Was mich doch sehr wunderte: Es gab mitten in der Kirche einen Verkaufsstand mit religiösen Devotionalien. Natürlich musste ich was kaufen: Für meine Rechtschreibkiste „eu" fehlte mir ein Kreuz. Ging's der katholischen Kirche inzwischen so schlecht, dass sie den Kommerz schon in ihre Räume holen musste?
Was mich noch mehr wunderte: Direkt vor dem Haupteingang zur Kathedrale stand ein Karussell, daneben ein Süßigkeitenstand mit Zuckerwatte und Bonbons. Wahrscheinlich bestach man damit die Kinder, damit diese während des Gottesdienstes Ruhe gaben…

Dann ging's wie üblich zum Sightseeing:

Historisches Kaufhaus

hübsche Gasse

kleines Museum

Fachwerkhäuschen

schräge Häuschen

kleine Schlösser
Wir ließen auch, wie es sich für richtige Touristen gehört, den ein oder anderen Euro dort liegen: Für Essen, Trinken, Andenken…
Nachmittags besichtigten wir auch noch eine kleine Mühle mitten im Wald.

Da ich mit dem dort angebotenen Mehl nichts anzufangen wusste, kaufte ich ein Töpfchen Honig. Garantiert von bretonischen Bienen aus Blüten des Finistere gewonnen!
Als wir zum Campingplatz zurückkamen, waren wir total überrascht darüber, dass ausnahmsweise mal der Strom lief! Aber zur Abwechslung war kein warmes Wasser da! Schlecht, wenn man – so wie ich – duschen und sich die Haare waschen wollte. Aber schon wenig später war das Schild „fermé" verschwunden und ich konnte mit hunderten Litern heißen Wassers den Reisestaub abspülen.
Abends dann gab es mal wieder Probleme mit dem Kühlschrank. Das nervtötende Piepsen war nicht wieder aufgetaucht, dafür versuchte der Kühlschrank ständig, auf Gasbetrieb umzustellen, obwohl Strom vorhanden war. Wir googelten also:
Das Problem kommt wohl häufiger vor, wenn die Stromzufuhr schwankt. So ein Kühlschrank ist wohl sehr sensibel! Und tatsächlich: Kurz darauf war – ganz zuverlässig - der Strom ausgefallen!
Wir haben uns vorgenommen, bei Problemen überhaupt nicht mehr ins Handbuch zu schauen. Dauerte immer ewig und brachte eh‘ nichts, weil die auftauchende Schwierigkeit mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aufgeführt wurde. Bei Google hat garantiert mal jemand was zu allen Problemen dieser Welt veröffentlicht! Blöd nur, wenn der Strom ausgefallen war, denn dann war auch das WLAN weg….
10. und 11. Tag
Wir brachten unseren Mietwagen zurück. Die Ausleihzeit war abgelaufen. Ich hatte Monate zuvor das Auto nur für 5 Tage gebucht. Dachte, das würde genügen. Pustekuchen! Es hätte noch so viel zu erkunden gegeben hier. Aber öffentliche Verkehrsmittel waren an diesem Ort quasi nicht vorhanden und man war total aufs Auto angewiesen. Leider war es nicht möglich, die Mietdauer zu verlängern, denn der Wagen war schon wieder weitervermietet.
Für den nächsten Urlaub wollten wir uns merken, einen Mietwagen für mindestens ¾ der Reisezeit zu reservieren.
Mit Fahrradfahren war dieser Tage auch nicht viel zu erreichen, weil es ständig regnete. Regen ist beim Campingurlaub echt fies! Schon ein kurzer Sprint zu den sanitären Anlagen und deine Hose war mit Schlammspritzern versaut.
Auch sahen die Duschen und Toiletten furchtbar aus, weil der Boden natürlich verschmutzt war.
Aber am schlimmsten für mich war die Langeweile!
Eine Weile brachte ich damit zu, im Internet nach Garderobenhaken zu suchen, denn in unserem Wohnmobil waren Aufhängevorrichtungen echt Mangelware. Schlüssel, Handtücher, Jacken, Mülltüten, Taschen… Das alles wollte aufgehängt und versorgt sein. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass solche einhängbaren Türgarderoben wohl am besten geeignet wären. Damit sie während der Fahrt nicht klappern, wollte ich sie zusätzlich mit beidseitig klebenden Band sichern.

Jacken, Schlüssel etc. brauchten einen festen Platz
Aber auch Kleinkram wie Kugelschreiber, Quittungen, Tempopackungen, Stadtpäne usw. brauchten einen Platz. Ich hatte mich bereits zu Hause als Näherin versucht.
Eine Tasche zum Ankletten sollte es sein. Hinten mit Pappe verstärkt. Das Ergebniss war niederschmetternd! Es sah sch… aus. Außerdem hatte ich Stunden damit verbracht, das Ding zu entwerfen, einen Schnittplan zu zeichnen und das Ganze zu nähen. Am schwierigsten war, den Klettverschluss zum Schluss anzubringen, denn durch die Pappe hindurch konnte ich nicht nähen. Ich war entsprechend deprimiert.

Bitte nicht lachen! So sah die von mir genähte Tasche aus…

Völliges Chaos auf dem Beifahrersitz!
B. wünschte sich Taschen, die man hinten an die Fahrersitze hängen kann. Da sollte man auch ganz schön viel unterbringen können. Da wir keine verstellbaren Kopfstützen an den Fahrersitzen hatten, konnte man solche Taschen aber nicht einfach bestellen.
Ich wusste, dass einige Mütter an unserer Schule nebenher als Näherin was verdienten. Also fasste ich den Beschluss, jemanden mit den Näharbeiten zu beauftragen. Stoff in Apfelgrün hatte ich schon meterweise gekauft, weil ich als überambitionierte Inneneinrichterin unbedingt selbst nähen wollte. Da mein Wunschdenken und die Realität aber so deutlich auseinanderklafften, musste ich nun Profis ranlassen.
Aber um wieder auf meine gähnende Langeweile zurückzukommen:
Die Stunden vergingen in Zeitlupe.
B. und ich sprachen davon, vorzeitig abzureisen. Allerdings hätten wir dazu erst einmal das Chaos in unserer „Garage" aufräumen müssen. Sonst wäre bei der Fahrt hinten alles hin- und hergekullert. Doch bei dem Regen hatten wir so gar keine Lust, uns draußen mit Aufräumarbeiten zu beschäftigen.
Wir hatten auf unserem Campingplatz zwar ein überdachtes Schwimmbecken, aber ich scheute den Weg durch die Kälte (15° Grad). Ein Saunagänger lacht darüber vielleicht, aber ich bin halt recht verzärtelt…
Wenn es gerade mal WLAN gab, schaute ich Filmchen bei Youtube. Da gab es echt viel über Camping, gute Tipps und schräge Sachen!
Endlich gab es eine Regenpause. Wir verbrachten einige Zeit damit, in der Garage alles sicher zu verstauen. Dann noch einen kurzen Spaziergang und uns bei der Rezeption abgemeldet. Die Leiterin des Campingplatzes nickte wissend: „Le mauvais temps…“ Wir waren wohl nicht die einzigen, die vorzeitig das Handtuch warfen!
12.Tag
Die Abreise verzögerte sich wieder mal. Lag aber nicht an uns! Die sanitären Anlagen wurden geputzt und wir wollten unbedingt vor der Fahrt nochmal ausgiebig aufs Klo. (Verständlich, oder?)
Um 9.00 Uhr fuhren wir los. B. und ich hatten abgemacht, uns beim Fahren abzuwechseln und nötigenfalls auf einem Stellplatz ein Nickerchen zu machen. Die Fahrt sollte 12 Stunden gehen und wir wollten in einem Rutsch nach Hause. Dort hatte es nämlich wunderbare 24° Grad Celsius und Sonnenschein!
Wir machten gegen Mittag mal eine halbe Stunde Rast und vesperten. 2-Mal mussten wir tanken. Sonst fuhr B. dann doch die ganze Strecke allein. Er fühlte sich kein bisschen müde oder erschöpft. Ein echter Profi eben!
Um 22.00 Uhr waren wir dann zu Hause.
Ob es in der Bretagne schön war, fragte mich meine Schwägerin am nächsten Tag. Nun ja, es war auf jeden Fall interessant! Wir haben viele wunderschöne Eindrücke gesammelt. Aber noch einmal müssen wir da eigentlich nicht hin. Und wir haben wieder was gelernt:
a) In entlegenen Gebieten geht ohne Mietwagen gar nichts (mindestens ¾ der Reisetage)!
b) 14 Tage sind arg lang (besonders, wenn das Wetter mies ist). Lieber nur 1 Woche an dem einen Ort bleiben und dann zu einem anderen Ort weiterreisen!
Die Bretagne war aufregend und schön, aber zu meinem Sehnsuchtsort ist sie nicht geworden.
Wir hatten beschlossen, dem heißen August zuhause zu entfliehen und in die etwas rauere und bestimmt kühlere Bretagne zu reisen.
Wie immer hatten wir am Vorabend soweit alles gerichtet, weil wir am Abreisetag zeitig wegkommen wollten. Najaaaa, „zeitig" ist halt relativ…
Gegen 9.30 Uhr saßen wir angeschnallt auf unseren Sitzen, B. startete den Motor, da fiel ihm auf, dass er die falsche Brille auf der Nase hatte. Motor aus, abgeschnallt und schnell zurück ins Haus gelaufen, um die Autofahrerbrille zu holen. Ich wartete und wartete im Auto. Irgendwann kam B. atemlos zurück: Keine Brille!! Ohne Brille keine Fahrt nach Frankreich!
Ich fragte, wo die Brille denn gewöhnlich lag. „Immer neben dem Fernseher!“ War ja auch „logisch“: Die Brille zum Autofahren hatte ihren festen Platz neben dem Fernsehgerät!
Wie dem auch sei: Zufällig wusste ich genau, wo die Brille abgeblieben war, denn ich hatte mal wieder aufgeräumt! (Jeder, der mich kennt, weiß, dass dies meine große Leidenschaft ist.) Das wollte ich aber keinesfalls zugeben, denn das hätte garantiert einen Anschiss gegeben. Also behauptete ich keck, dass M., unsere Putzfrau, am Vortag bestimmt die besagte Brille weggeräumt hatte. Ich ging also nochmal mit B. nach oben, um ihm beim Suchen zu helfen. „Et voila“ zauberte ich mit nur einem einzigen Handgriff die Brille hervor! Wir schimpften dann noch ein bisschen über unsere eifrige Putzhilfe, denn gemeinsam über jemanden lästern, das schweißt so richtig zusammen!

Das war die besagte Autofahrerbrille
Also starteten wir so gegen 10.00 Uhr (mit 2 Stunden Verspätung) unsere Reise in die Bretagne. Schon nach wenigen hundert Metern fielen bei uns nach einem Blick aufs Navi die Kinnladen runter: 10 Stunden 34 Minuten Fahrtzeit zur ersten Etappe ins Val de Loire!!! Jetzt konnte ich keine Ausrede mehr geltend machen, denn das Ausklamüsern der Fahrtrouten inklusive Zwischenstopps war eindeutig meine Aufgabe gewesen. Über 10 Stunden Fahrtzeit waren absolut indiskutabel.
B. hatte ganz klar von etwa 6 Stunden gesprochen, die er sich durchaus pro Etappe zumuten wollte. Außerdem schloss der anvisierte Campingplatz um 19.00 Uhr seine Rezeption. Bei späterer Ankunft stand man vor den geschlossenen Schranken!
Voll peinlich, so ein kapitaler Fehler bei der Rotenplanung! Also fuhren wir erstmal rechts ran, checkten die Einstellungen beim Navi und stellten erleichtert fest, dass bei „Mautstraßen meiden" aus Versehen ein Häkchen gesetzt war. Also Häckchen raus, neu berechnen und siehe da: Voraussichtliche Ankunftszeit: 16.45 Uhr!
Natürlich brauchten wir zum Schluss trotzdem knapp 8 Stunden. Zum Beispiel,
weil wir eine halbstündige Kaffeepause auf einem Rasthof einlegten….
oder weil ich beim Suchen nach einem coolen Radiosender den gesamten Bildschirm ausschaltete und damit auch die angezeigte Route verschwinden ließ….
oder weil B. rechts ranfahren musste, weil ich plötzlich Lust auf Bonbons hatte, die aber in einem der Schränke hinten verstaut waren…
Ich war wie immer eine lausige Beifahrerin. Schon nach weniger als 2 Stunden Fahrzeit fielen mir zum ersten Mal die Augen zu! Autofahren macht mich immer furchtbar müde. Auch wenn ich am Steuer sitze! Was ich klugerweise auf langen Fahrten zu vermeiden suche… Glücklicherweise war B. ein ganz aufgewecktes Kerlchen, wie man so schön sagt. Also kamen wir ohne Zwischenfälle auf unserem Platz „Parc du Val de Loire" an.
An der Rezeption sprach man glücklicherweise Deutsch und erklärte mir, wie wir zu unserem Stellplatz am besten fahren sollten. Man gab mir auch einen Lageplan mit, auf dem der Weg eingezeichnet war.
Nun… Ich bin nicht nur eine lausige Fahrerin UND eine lausige Beifahrerin. Nein, ich bin auch eine lausige Navigatorin!!! Also verfuhr sich B. mit unserem 7,50 Meter langen Schiff auf diesem Platz. Wir schafften es nicht, unsere Schnecke zu wenden, denn ich gab beständig wiedersprüchliche Anweisungen. Mal winkte ich B. nach links, ach nee, doch besser wieder nach rechts, vielleicht noch ein Stückchen nach vorne, doch nicht so viel, jetzt wieder zurück. Aber unser immer hitziger werdende Disput sorgte auf dem Campingplatz doch für einen gewissen Unterhaltungswert! Ich wollte, dass B. einfach stehen blieb, bis ich zu Fuß den richtigen Stellplatz gesucht und gefunden hatte. B. wollte aber nicht einfach mitten auf dem Weg stehen bleiben und alles blockieren. Irgendwann erbarmte sich eine der Zuschauerinnen und obwohl sie nur holländisch sprach, zeigte sie mir den richtigen Platz! Also wies ich B. rückwärts den Weg wieder zurück. Leider schaute ich dabei nur nach rechts und links, damit wir nicht aus Versehen einen Baum oder einen Felsen oder so schrammten. Ich versäumte es doch tatsächlich, nach oben hin zu schauen und schon blieb B. mit unserer Markise an der oberen Ecke einer Hütte hängen und zertrümmerte diese! (Also die Ecke, nicht die ganze Hütte!)

OMG!!! Wie peinlich war das denn? Wenn nicht ein anderes Camperpaar hilfsbereit ihr Auto weggefahren hätte, wären wir bis heute nicht um diese Kurve gekommen. Ich sammelte noch schuldbewusst die Trümmerteile ein (so als Erinnerung…) und dann ging es ganz schnell ans Aufbauen. Tisch und Stühle raus, ein kleines Fertigmenü zubereitet, eine halbe Flasche Weißwein dazu getrunken, die sanitären Einrichtungen erkundet und über den Platz gelaufen, um sich die Beine zu vertreten.
Bei der Gelegenheit durfte B. die hiesige Vogelwelt hautnah kennenlernen, denn eine Taube hat sich just über ihn und auf ihn entleert! Er wollte mir partout nicht glauben, dass das Glück bringen soll.
Der Campingplatz war so lala. Wofür die Parkbetreiber 4 Sterne erhalten haben, erschloss sich mir nicht so ganz. Für 1 Nacht mit Wasser und Strom, Toiletten ohne Klobrillen und Haare im Waschbecken haben wir 54,88 Euro bezahlt. Ein bisschen happig, wie ich fand. Andererseits: Der Schaden an der Hütte betrachtete ich damit als bezahlt und ausgeglichen!
2.und 3. Tag
Am nächsten Tag kamen wir ohne Umwege und nennenswerte Zwischenfälle in „Poullan sur mer" an.
Auch dieser Campingplatz war ein bisschen in die Jahre gekommen und sehr einfach gehalten. Dennoch ein 4-Sterne-Platz. Warum auch immer… Vielleicht wegen der lustig übersetzten Informationsbroschüren?




Zu Hause war ich sehr stolz auf eine kleine Hortensie in unserem Garten, die recht hübsch in der Farbe Blau blühte. Ich hegte und pflegte sie und pünklich einmal im Monat bekam sie einen Spezialdünger, damit sie die blaue Farbe behielt. Und hier??? Ganze Hortensien-Alleen in Blau, Lila, Weiß… Man hatte den Eindruck, in der Bretagne wächst nichts anderes!

Am 3.Tag unserer Reise machten wir mit unseren Klapp-Pedelecs eine erste Erkundungstour. Eine wahnsinnig schöne und fremde Umgebung! Ich kannte das überhaupt nicht, dass man mitten auf einem Feld eine wunderhübsch renovierte kleine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert findet.


Oder mitten im Wald standen plötzlich süße Häuschen mit gepflegten Bauerngärten (und natürlich massenhaft Hortensien) rundherum. Manche Anwesen waren aber auch aufgegeben und sich selbst überlassen worden.
Auf jeder Kuppe hatten wir einen atemberaubenden Blick auf den Atlantik. Das machte Lust darauf, immer weiter bis ans Ufer zu radeln. Da wir uns aber nicht auskannten, machten wir irgendwann kehrt. Zurückgekommen, schauten wir uns die Umgebung erst mal mit „Google Earth“ an und waren überrascht, wie nah wir dem Ufer eigentlich gekommen waren! Wir planten mit dem neuen Wissen, am folgenden Tag bis an den Atlantik zu radeln.

Erster Blick aufs Meer
Doch zunächst einmal mussten wir feststellen, dass der Strom im Wohnmobil ausgefallen war.
B. verbrauchte viel Zeit mit der Fehlersuche. Irgendwann konnte ich ihn überreden, an der Rezeption mal nachzufragen. Und siehe da: Der Stromausfall betraf den halben Campingplatz und lag überhaupt nicht nur an uns. Typisch: Wir gingen immer erstmal davon aus, dass der Fehler bei uns lag! Später funktionierte die Warmwasserbereitung nicht. Dann aber irgendwie doch wieder…
Dann piepste immer wieder der Kühlschrank. Über Google fanden wir den Tipp, dass der Kühlschrank wohl glaubte, die Tür sei nicht richtig geschlossen und deshalb diese Warnhinweise gab. Das könnten wir verhindern, indem wir das Kühlschranklicht ausdrehten. Leider war das bei unserem Modell nicht möglich! Also hätten wir den Sensor mit dunklem Tape abkleben müssen. Sobald wir diese Info hatten, hörte der Kühlschrank wie durch Zauberhand auf, zu piepen!
Außerdem überlegten wir uns kreative Möglichkeiten, wie unsere Schnecke mit frischem Wasser befüllt werden konnte. Der nächste Wasserhahn war für unseren 25-Meter-Schlauch leider zu weit weg! Und die Gießkanne hatten wir zu Hause gelassen, weil ich sie „kontaminiert" hatte. (Hatte damit die chemische Toilette befüllt. Wenn die Tülle der Gießkanne einmal mit dem Ausflussrohr der Toilette in Berührung gekommen war, war diese Kanne für Trinkwasser tabu!) Wir behalfen uns vorerst mit einer leeren Limoflasche (2 l), mit der wir immer wieder mal den Tank befüllten. Nur zur Info: Der Frischwassertank fasste etwa 120 Liter!
So verging die Zeit ziemlich schnell und ruckzuck waren die ersten 2 Tage in der Bretagne vorbei.
4. und 5. Tag
Wir radelten zum „Plage de Pors Peron“. Wow!!! Genauso hatte ich es mir vorgestellt! Vielleicht ein bisschen wärmer ( Außentemperatur: 22° Grad, Wassertemperatur: arschkalt), aber sonst alles perfekt! Und gerade mal 20 Minuten mit dem Rad (Durchschnittsgeschwindigkeit 18 km/h)!


Abends begann es zu regnen, nachts stürmte es dann richtig! Was taten mir die Camper leid, die nur mit einem Zelt gekommen waren. Und wir lagen gemütlich in unseren warmen Betten!
Am nächsten Morgen hatten wir uns ein Taxi bestellt, das uns etwa 10 km nach Douarnenez brachte. Bei Europcar hatte ich einen Mietwagen für uns organisiert. Wir beide hatten ganz schön Muffensausen, ob wir das Fahrzeug überhaupt bekommen konnten. Denn in den Mietvereinbarungen hatte ich einige Tage zuvor entdeckt, dass ein internationaler Führerschein erforderlich sei. Wer hat das schon??
Die Dame in dem Autohaus hat auch ziemlich misstrauisch den grauen Lappen gemustert, den B. ihr vorlegte. Sie fragte, ob der überhaupt gültig sei. Aber B. mit seinem Charme und seinem süßen Französisch hat sie ganz einfach zugetextet, bis sie mit den Schultern zuckte und eine Kopie davon machte.
Überhaupt war ich total verliebt in B. und sein Französisch! Er parlierte so mühelos und gekonnt, dass ich vor Ehrfurcht fast erstarrte. Wenn er ein Wort nicht wusste: Pas de problem! Es wurde einfach umschrieben. Der Taxifahrer bestätigte auch prompt, wie gut sein Französisch sei. Ich selbst stand immer stumm wie ein Fisch daneben und bewunderte B. wieder einmal.
Sobald B. in dem kleinen Ford saß, verwandelte er sich in einen französischen Autofahrer! Er fuhr überaus rasant, schnitt die Kurven und missachtete die Verkehrsregeln – wie ein echter Franzose eben! Unser Taxifahrer am Morgen hielt während der Fahrt mit der einen Hand sein Handy ans Ohr, mit der anderen Hand kratzte er sich ausgiebig am Rücken und lenkte mit den Knien! Ich hoffte inständig, dass sich B. nicht auch zu solchen Kunststückchen hinreißen ließ!

Mit dem kleinen Fiesta fuhren wir erst einmal in einen supermarché. Dort kauften wir einen Kanister, der den Wassertransport doch wesentlich erleichterte. Außerdem Obst, Wein und Käse (selbstverständlich alles „produit en france"). Für mich gab's noch Kekse, Cola und ein paar Tafeln Schokolade (selbstverständlich alles „super ungesund“).

Alles aus Frankreich: pain, moutarde, fromage, taboule, tomates, oeufs, vin…
Seit der Nacht hörte es nicht ein einziges Mal auf zu regnen. So was von deprimierend! Erst gegen 17.00 Uhr machte der Regen mal eine Pause.
6. und 7. Tag
Eine Fahrt mit dem Mietwagen führte uns ans „Pointe du raz". Meine Güte, wie beeindruckend! Ich hatte stellenweise das Gefühl, dass uns der Wind einfach packt und über die Klippen schmeißt! Die aufgewühlte See, der stürmische Wind und die wahnsinnig rauhe Atmosphäre haben uns einen Eindruck verschafft, warum diese Gegend „finistere" (Ende der Welt) heißt.



Am nächsten Tag fuhren wir nach Douarnenez. Wir parkten am Strand, der vormittags noch quasi menschenleer war. Sehr schöne Stimmung!


Dann wanderten wir immer an der Antlantikküste entlang, bis wir müde wurden.



Eine kurze Pause mit einer Stärkung aus einer typisch französischen Patisserie und es ging wieder zurück zum Auto.

Später wollten wir noch zu einer Mühle, die wir aber leider nicht fanden. Deswegen waren wir aber nicht traurig, weil wir dennoch eine wunderschöne, wilde Gegend entdeckten.

Auf dem Campingplatz fiel nun täglich mehrmals der Strom aus. Sehr ärgerlich! Unser Kühlschrank schaltete dann automatisch auf Gasbetrieb um. Das war also kein Problem. Aber das teuer bezahlte WLAN funktionierte dann nicht. Und da wir nie wussten, wie lange der Strom diesmal wegblieb und wir unsere Batterie schonen wollten, rief B. jedesmal den „Stromnotstand“ aus, was bedeutete, dass wir jeglichen „unnötigen“ Stromverbrauch meiden mussten (Wasser nicht laufen lassen wegen elektrisch betriebener Wasserpumpe, Geräte von der Steckdose nehmen, Lichter löschen….). Fast wie „echtes" Campen, so ganz ohne Strom!
An die sanitären Einrichtungen hatte ich mich inzwischen gewöhnt, obwohl sie meinen Ansprüchen natürlich bei Weitem nicht entsprachen! Gefühlte 1000-mal das Knöpfchen drücken, wenn man sich unter der Dusche die Haare waschen will, das ist nicht besonders komfortabel. Allerdings wurde hier bestimmt 3-Mal täglich der Sanitärtrakt geputzt. Das war schön, aber auch nötig, denn unter den Campern gibt es echte Ferkel!
Einmal wusch ich unser Geschirr und das Spülbecken nebenan war völlig verstopft. In der rotgefärbten Brühe schwammen Spaghetti und Streichhölzer! Ein verstörender Anblick, den ich nicht so schnell von meiner Festplatte wieder wegkriegte! (Natürlich spülte ich unser Geschirr AUSSCHLIEßLICH in einer eigens angeschafften Schüssel mit dazu passenden Abtropfsieb!)
Etwas Neues haben wir hier aber auch entdeckt: eine „Pinkelgrotte"! Natürlich nur für Männer!!

8. und 9. Tag
Ich wollte so gerne nach „Pont Aven", ein kleines hübsches Dorf, eine frühere Künstlerkolonie. Naja, sonntags hatten wohl noch ganz viele andere Touristen diese Idee! Der Wahnsinn!!!
Man kam sich vor wie in Venedig oder Amsterdam. Teilweise war kein Durchkommen mehr in dem kleinen Ort. Wir retteten uns irgendwann in das städtische Museum. Da es nicht wenig Eintritt kostete, war es relativ ruhig und entspannt dort. Wir erfuhren einiges über die vielen Maler, die sich von diesem Ort und von dieser Umgebung inspirieren ließen. Wenn man sich die Fotos ansieht, kann man die Inspiration durchaus verstehen. Selbst B. und ich sprachen darüber, mal wieder mit Malen anfangen zu wollen.






Eindrücke aus dem entzückenden Dorf „Pont Aven" (spricht man, wie man’s schreibt, mit Betonung auf dem „e").
Tags darauf war eine Städtetour dran: „Quimper" (sprich „Kemper"). Leider war Montag und ich wusste nicht, dass montags die meisten Geschäfte geschlossen haben (zumindest vor 12.00 Uhr). Nicht so schlimm.
Wir besichtigten zunächst die Kathedrale Saint-Coretin. Ein Riesentrum! Die Fenster waren wunderbar vielfältig gestaltet, so dass B. und ich viel zu bestaunen hatten.

Über 300 Jahre Bauzeit!
Was mich doch sehr wunderte: Es gab mitten in der Kirche einen Verkaufsstand mit religiösen Devotionalien. Natürlich musste ich was kaufen: Für meine Rechtschreibkiste „eu" fehlte mir ein Kreuz. Ging's der katholischen Kirche inzwischen so schlecht, dass sie den Kommerz schon in ihre Räume holen musste?
Was mich noch mehr wunderte: Direkt vor dem Haupteingang zur Kathedrale stand ein Karussell, daneben ein Süßigkeitenstand mit Zuckerwatte und Bonbons. Wahrscheinlich bestach man damit die Kinder, damit diese während des Gottesdienstes Ruhe gaben…

Dann ging's wie üblich zum Sightseeing:

Historisches Kaufhaus

hübsche Gasse

kleines Museum

Fachwerkhäuschen

schräge Häuschen

kleine Schlösser
Wir ließen auch, wie es sich für richtige Touristen gehört, den ein oder anderen Euro dort liegen: Für Essen, Trinken, Andenken…
Nachmittags besichtigten wir auch noch eine kleine Mühle mitten im Wald.

Da ich mit dem dort angebotenen Mehl nichts anzufangen wusste, kaufte ich ein Töpfchen Honig. Garantiert von bretonischen Bienen aus Blüten des Finistere gewonnen!
Als wir zum Campingplatz zurückkamen, waren wir total überrascht darüber, dass ausnahmsweise mal der Strom lief! Aber zur Abwechslung war kein warmes Wasser da! Schlecht, wenn man – so wie ich – duschen und sich die Haare waschen wollte. Aber schon wenig später war das Schild „fermé" verschwunden und ich konnte mit hunderten Litern heißen Wassers den Reisestaub abspülen.
Abends dann gab es mal wieder Probleme mit dem Kühlschrank. Das nervtötende Piepsen war nicht wieder aufgetaucht, dafür versuchte der Kühlschrank ständig, auf Gasbetrieb umzustellen, obwohl Strom vorhanden war. Wir googelten also:
Das Problem kommt wohl häufiger vor, wenn die Stromzufuhr schwankt. So ein Kühlschrank ist wohl sehr sensibel! Und tatsächlich: Kurz darauf war – ganz zuverlässig - der Strom ausgefallen!
Wir haben uns vorgenommen, bei Problemen überhaupt nicht mehr ins Handbuch zu schauen. Dauerte immer ewig und brachte eh‘ nichts, weil die auftauchende Schwierigkeit mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aufgeführt wurde. Bei Google hat garantiert mal jemand was zu allen Problemen dieser Welt veröffentlicht! Blöd nur, wenn der Strom ausgefallen war, denn dann war auch das WLAN weg….
10. und 11. Tag
Wir brachten unseren Mietwagen zurück. Die Ausleihzeit war abgelaufen. Ich hatte Monate zuvor das Auto nur für 5 Tage gebucht. Dachte, das würde genügen. Pustekuchen! Es hätte noch so viel zu erkunden gegeben hier. Aber öffentliche Verkehrsmittel waren an diesem Ort quasi nicht vorhanden und man war total aufs Auto angewiesen. Leider war es nicht möglich, die Mietdauer zu verlängern, denn der Wagen war schon wieder weitervermietet.
Für den nächsten Urlaub wollten wir uns merken, einen Mietwagen für mindestens ¾ der Reisezeit zu reservieren.
Mit Fahrradfahren war dieser Tage auch nicht viel zu erreichen, weil es ständig regnete. Regen ist beim Campingurlaub echt fies! Schon ein kurzer Sprint zu den sanitären Anlagen und deine Hose war mit Schlammspritzern versaut.
Auch sahen die Duschen und Toiletten furchtbar aus, weil der Boden natürlich verschmutzt war.
Aber am schlimmsten für mich war die Langeweile!
Eine Weile brachte ich damit zu, im Internet nach Garderobenhaken zu suchen, denn in unserem Wohnmobil waren Aufhängevorrichtungen echt Mangelware. Schlüssel, Handtücher, Jacken, Mülltüten, Taschen… Das alles wollte aufgehängt und versorgt sein. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass solche einhängbaren Türgarderoben wohl am besten geeignet wären. Damit sie während der Fahrt nicht klappern, wollte ich sie zusätzlich mit beidseitig klebenden Band sichern.

Jacken, Schlüssel etc. brauchten einen festen Platz
Aber auch Kleinkram wie Kugelschreiber, Quittungen, Tempopackungen, Stadtpäne usw. brauchten einen Platz. Ich hatte mich bereits zu Hause als Näherin versucht.
Eine Tasche zum Ankletten sollte es sein. Hinten mit Pappe verstärkt. Das Ergebniss war niederschmetternd! Es sah sch… aus. Außerdem hatte ich Stunden damit verbracht, das Ding zu entwerfen, einen Schnittplan zu zeichnen und das Ganze zu nähen. Am schwierigsten war, den Klettverschluss zum Schluss anzubringen, denn durch die Pappe hindurch konnte ich nicht nähen. Ich war entsprechend deprimiert.

Bitte nicht lachen! So sah die von mir genähte Tasche aus…

Völliges Chaos auf dem Beifahrersitz!
B. wünschte sich Taschen, die man hinten an die Fahrersitze hängen kann. Da sollte man auch ganz schön viel unterbringen können. Da wir keine verstellbaren Kopfstützen an den Fahrersitzen hatten, konnte man solche Taschen aber nicht einfach bestellen.
Ich wusste, dass einige Mütter an unserer Schule nebenher als Näherin was verdienten. Also fasste ich den Beschluss, jemanden mit den Näharbeiten zu beauftragen. Stoff in Apfelgrün hatte ich schon meterweise gekauft, weil ich als überambitionierte Inneneinrichterin unbedingt selbst nähen wollte. Da mein Wunschdenken und die Realität aber so deutlich auseinanderklafften, musste ich nun Profis ranlassen.
Aber um wieder auf meine gähnende Langeweile zurückzukommen:
Die Stunden vergingen in Zeitlupe.
B. und ich sprachen davon, vorzeitig abzureisen. Allerdings hätten wir dazu erst einmal das Chaos in unserer „Garage" aufräumen müssen. Sonst wäre bei der Fahrt hinten alles hin- und hergekullert. Doch bei dem Regen hatten wir so gar keine Lust, uns draußen mit Aufräumarbeiten zu beschäftigen.
Wir hatten auf unserem Campingplatz zwar ein überdachtes Schwimmbecken, aber ich scheute den Weg durch die Kälte (15° Grad). Ein Saunagänger lacht darüber vielleicht, aber ich bin halt recht verzärtelt…
Wenn es gerade mal WLAN gab, schaute ich Filmchen bei Youtube. Da gab es echt viel über Camping, gute Tipps und schräge Sachen!
Endlich gab es eine Regenpause. Wir verbrachten einige Zeit damit, in der Garage alles sicher zu verstauen. Dann noch einen kurzen Spaziergang und uns bei der Rezeption abgemeldet. Die Leiterin des Campingplatzes nickte wissend: „Le mauvais temps…“ Wir waren wohl nicht die einzigen, die vorzeitig das Handtuch warfen!
12.Tag
Die Abreise verzögerte sich wieder mal. Lag aber nicht an uns! Die sanitären Anlagen wurden geputzt und wir wollten unbedingt vor der Fahrt nochmal ausgiebig aufs Klo. (Verständlich, oder?)
Um 9.00 Uhr fuhren wir los. B. und ich hatten abgemacht, uns beim Fahren abzuwechseln und nötigenfalls auf einem Stellplatz ein Nickerchen zu machen. Die Fahrt sollte 12 Stunden gehen und wir wollten in einem Rutsch nach Hause. Dort hatte es nämlich wunderbare 24° Grad Celsius und Sonnenschein!
Wir machten gegen Mittag mal eine halbe Stunde Rast und vesperten. 2-Mal mussten wir tanken. Sonst fuhr B. dann doch die ganze Strecke allein. Er fühlte sich kein bisschen müde oder erschöpft. Ein echter Profi eben!
Um 22.00 Uhr waren wir dann zu Hause.
Ob es in der Bretagne schön war, fragte mich meine Schwägerin am nächsten Tag. Nun ja, es war auf jeden Fall interessant! Wir haben viele wunderschöne Eindrücke gesammelt. Aber noch einmal müssen wir da eigentlich nicht hin. Und wir haben wieder was gelernt:
a) In entlegenen Gebieten geht ohne Mietwagen gar nichts (mindestens ¾ der Reisetage)!
b) 14 Tage sind arg lang (besonders, wenn das Wetter mies ist). Lieber nur 1 Woche an dem einen Ort bleiben und dann zu einem anderen Ort weiterreisen!
Die Bretagne war aufregend und schön, aber zu meinem Sehnsuchtsort ist sie nicht geworden.
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